Da war doch was mit 306, denkst du dir, oben auf der Straße, die sich durch verschneiten Wald windet. Herrje, aber was war das nur, überlegst du noch immer unten am Fluss, als Kälte und Eis über die Fahrbahn der Brücke kriechen. Erst als sich das graupelschlidderige Asphaltband an der Bergflanke emporhangelt, der Vierzylinder-Turbo die Drehzahltausender emportourt, da fällt es dir ein: 306 PS – so viel ha TT e der Audi Sport Quattro. Von 1984. Homologationsmodell für die Rallye-WM. Auf 200 Stück limitiert. Preis 195.000 Mark. Und als du in dieser Links, die fies zumacht, nachrechnest, was das in heutiger Kaufkraft wäre (rund 186.500 Euro), fragst du dich, wie das sein kann. Ja, auch dass es 306 PS beim TTS für 54.400 Euro gibt. Mehr aber, dass du nun mit einem so starken Sportwagen durch den Schnee flocken kannst – geradezu nebenbei.
In diesem Früher war das anders. Vor einigen Monaten steht ein Sport Quattro für eine Folge von „Der Alte im Test“ am Anfang der Messgeraden in Lahr. Die Sonne flirrt über dem Asphalt, wir machen uns bereit für die Beschleunigungsmessung – einen Kampf gegen die Zeit. Mehr noch gegen die rohen, widerspenstigen Kräfte des 2,1-Liter-Fünfzylinder-Turbos. Sein Schrei genügt, den Wagen wie unser Selbstvertrauen zu erschüttern. Auf geht es mit Gebrüll und vier durchdrehenden Rädern. Atemlose, laute, hektische (die Schaltung!) 4,9 Sekunden später ist der Sport Quattro auf 100 km/h und wir noch immer und noch lange auf 180.

Jetzt sind wir mit dem TTS in Lahr. Die Sonne glimmt durch milchigen Winterhimmel, der Vierzylinder-Turbo brünftelt klang-ingenieurt im Leerlauf. Statt wie bisher 310 PS leistet er nun 306 – wegen des Partikelfilters für die Euro 6d-Temp. Modifizierte Kolben, verstärkte Pleuel und ein steiferes Kurbelgehäuse unterscheiden die TTS-Version des Zweiliters von den schwächeren Varianten. Linken Fuß auf die Bremse, den rechten aufs Gas. Der Motor schnaubt. 1,4 bar Ladedruck. Fuß von der Bremse, der TTS stanzt voran. Immer einen Lidschlag bevor die Maschine in den Limiter rattern würde, legt die Doppelkupplungsbox den nächsten der sieben Gänge nach. Die unteren sechs sind kürzer übersetzt, was der Beschleunigung wie 40 zusätzliche Nm zu mehr Vehemenz verhilft: nullhundert in viersechs statt vieracht wie bisher beim TTS. Noch immer ohne Drama, Kampf, Erschütterung. Selbst als der Neue bei 250 km/h in den Abregler rennt, schlägt das Herz kaum höher.
Sportcoupé, fit für den Alltag
Ja, der TTS beherrscht die Effizienz, aber sie beherrscht auch ihn. Er ist ein brillantes Auto, enorm schnell, mit 9,5 l Super/100 km im Testverbrauch (6,8 l/100 km auf der Eco-Runde) dazu durchaus sparsam. Er bringt die ganze Vernetzungs-Navi-Infotainment-Aktualität mit, die sich um die restliche Instrumentierung auf dem Cockpit-Display adrett einsortieren und mit Übung recht verlustfrei per Tasten auf dem Lenkrad oder über den Drehdrücker bedienen lässt.
Dazu hätten wir das ungedrängte Raumangebot für zwei und Gepäck, gerade wenn die Lehnen der Rücksitze zu einer Ebene umklappen – dass die beiden Nischen Isofix-Anker haben, nehmen wir als Zeichen, dass es in der Branche doch noch Optimismus gibt. Die gute Rundumsicht gilt es zu erwähnen. Ach, und dass der Gurt leicht von der Schulter rutscht, nur um zu zeigen, dass wir doch etwas zum Kritteln gefunden haben.
Perfekt ist nicht steigerbar
Nun wäre es schön, wir könnten über Änderungen im Fahrverhalten informieren, die sich durch Neuerungen beim Facelift ergeben haben. Doch das entfällt mangels Neuerungen. Der Audi TTS fährt wie zuvor, im Comfort-Modus der Adaptivdämpfer straff, doch alltags- und weitstreckentauglich abgestimmt. Im Dynamic-Modus wird es etwas hoppelig. Aber immer grippen sich die 20-Zoll-Reifen – neben LED-Scheinwerfern erheblichster Beitrag des 6.550 Euro teuren Competition-Pakets – fest in den Asphalt. Das Haldex-Allradsystem hegt die Wucht des Motors ein, sorgt selbst auf Nässe für voranreißende, geradezu immerwährende Traktion.

Ansatzlos und präzise biegt der TTS in Kurven, bleibt lange, lange neutral, rutscht spät sacht über alle vier Räder, lässt sich von Lastwechseln nicht provozieren. Dann stemmt sich das Coupé auf die nächste Gerade hinaus. Obwohl das Getriebe im Sport-Modus derweil unnötige Hochtourigkeit betreibt, die nächste Kurve bereits der Windschutzscheibe entgegenschnellt, fieberst du ihr nicht entgegen, sondern denkst an die letzte, und daran, was dort fehlte. Keineswegs Tempo, Agilität, Traktion, Fahrsicherheit. Sondern Gefühl. Bei aller Präzision und Direktheit bekommt es die Progressivlenkung nicht perfekt hin, gefühlvoll rückzumelden oder die Asphaltkörnchen gar in die Fingerspitzen gribbeln zu lassen.
Das sei aber ein erhabenes Niveau des Jammerns, meinen Sie? Stimmt. Aber, Freunde, der TTS spielt in der Liga von Alpine A110 und Porsche Cayman. Anders als die hält der Audi zur Leidenschaft immer eine kleine Distanz. Und die trennt perfekte Sportwagen von mitreißenden.
Audi TTS Coupé | |
Grundpreis | 54.150 € |
Außenmaße | 4199 x 1832 x 1343 mm |
Kofferraumvolumen | 305 bis 712 l |
Hubraum / Motor | 1984 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 225 kW / 306 PS bei 5400 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
0-100 km/h | 4,6 s |
Verbrauch | 7,1 l/100 km |
Testverbrauch | 9,5 l/100 km |