Premium-Kompakte in der 130 PS-Klasse
Mit A3 Sportback, 1er und A-Klasse wetteifern Audi, BMW und Mercedes um Kunden, denen Golf & Co. zu gewöhnlich sind. Wo liegen die Reize der Benziner in der 25.000-Euro-Klasse?
Je früher man die Kunden einfängt, desto länger klingelt es in der Kasse – bis zum letzten eigenen Auto. Bezahlbare Autos sind daher wichtig, auch für die deutschen Premium-Marken, die jeweils eine andere Vita haben. Audi kam vom Kleinen ins Große, als Ferdinand Piëch Premium verordnete. BMW wiederum startete in den 1950ern mit einer riesigen Lücke zwischen Isetta, 700er und Barockengel. Mercedes? Die waren ja immer top und zeigten erstmals so etwas wie Volksnähe mit dem Baby-Benz W201, dem 190er von 1982.
Audi A3 Sportback bietet viel Platz
Heute beginnen die drei Hersteller bei Miniaturen à la A1, Mini und Smart und sind auch aktiv im Revier des Golf. Hier entsprechen sie dem Wunsch des Kunden nach etwas edlerer Ware mit dem Audi A3 Sportback, dem BMW 1er und der Mercedes A-Klasse .
Mit Einstiegspreisen unter 25.000 Euro für die Viertürer ist der Spaß bezahlbar. Und mit nicht wirklich magersüchtigen Turbobenzinern ist auch sichergestellt, dass die Premium-Idee nicht beim ersten Tritt aufs Gaspedal ad absurdum geführt wird. Schauen wir doch mal, was die drei Kompakten draufhaben.
So einen richtigen Nutzwert-Kombi mag Audi in der Golf-Klasse ja nicht anbieten. Also heißt der Viertürer des A3 Sportback, hat dreieinhalb Zentimeter mehr Radstand als der Zweitürer und gut sieben Zentimeter mehr Länge. Das klingt nicht gewaltig, beschert dem Audi A3 Sportback aber einen spürbar luftigen Innenraum mit Platz für vier Erwachsene. Stämmig steht er auf der Straße, verzichtet auf übertriebene Designspielchen und wirkt hochwertig, grundsolide und trotzdem nicht zu ernsthaft.
Audi A3 Sportback leistet 125 PS
Sie haben den Audi A3 Sportback in Ingolstadt fit gemacht für die neue Zeit, bieten allerlei Fahrerassistenzsysteme und Multimedia-Getöse an – bis hin zum WLAN-Hotspot. Beim Licht hat der Kunde sogar die Wahl zwischen serienmäßigen Halogen-Scheinwerfern, Xenon-Licht (920 Euro) und der besonders hellen LED-Technologie (1.690 Euro). Vorsprung durch Technik: Audi lebt diesen Slogan auch im A3, hat über diese sehr ausgeprägten Sekundärtugenden aber nicht das Wichtigste vergessen: Das Fahrwerk ist trotz deutlicher Kopflastigkeit fein ausbalanciert, sodass der Audi A3 Sportback der leichtgängigen Lenkung willig und ohne Behäbigkeit folgt. Bei vollem Leistungseinsatz in den unteren Gängen zieht es in Kurven ein wenig im serienmäßigen Lederlenkrad, doch sonst sind die Einflüsse des Vorderradantriebs nicht spürbar.
Der hubraumkleinste Motor dieser Runde macht bemerkenswert viel aus seinen 125 PS und 200 Newtonmetern, denn er legt sich quasi aus Leerlaufdrehzahl mächtig ins Zeug und hängt aufmerksam am Gas. Jenseits 4.500 Umdrehungen dröhnt er leicht.
BMW mit schwächeren Bremsen
Dass die Fahrleistungen des Audi A3 Sportback nicht die besten sind, stört da nur auf dem Papier, man fühlt sich immer und überall gut motorisiert. Wie überhaupt das ganze Auto rundum vollwertig scheint: Bequeme Sitze, durchdachte Bedienung und harmonischer Federungskomfort wirken jeden Tag, die sehr guten Bremsen in der Not.
An Letzteren fehlt es dem 116i etwas. Ihm, der mit angetriebenen Hinterrädern ein Stück BMW-Folklore auch in dieser Klasse pflegt, ehe der Nachfolger dem Mainstream frönt. An Dosierbarkeit fehlt es den Stoppern des BMW nicht, jedoch an Durchsetzungsvermögen. Schon aus 100 km/h kommt er, auf optionalen 205ern schmaler bereift als die Konkurrenz, gut 1,5 Meter später zum Stehen als der Audi A3 Sportback. Aus Tempo 160 dann braucht er eine ganze Fahrzeuglänge mehr.
Präzises Handling im 1er
Das passt ebenso wenig zum Bild vom sportlichen Fahrerauto wie der rau klingende und nicht vibrationsfrei laufende Motor zum M im Markennamen. So richtig animierend wirkt dieser gleichförmig loslegende Turbo nicht, was angesichts des per Servotronic-Lenkung (100 Euro) angeschärften Fahrwerks ein wenig schade ist. Denn agil, lenkpräzise und kurvenverliebt ohne großes Gezicke ist der 1er auch als 116i. Dass er nicht der Geräumigste ist, hat sich ja mittlerweile herumgesprochen. Die besten Plätze sind zweifellos vorn, vor allem wenn dort optionale Sportsitze installiert sind. Der enge Fond ist für groß geratene Mitfahrer auf längeren Etappen wenig erquicklich.
Auch ohne adaptive Dämpfer federt der 1er mittlerweile komfortabel. Das lehrt uns der Testwagen, der seinen Fahrer durchaus freudvoll durch den Tag bringt. Dass er mehr aktive Fahrfreude, einst die Stärke von BMW, vermittelt als der Audi A3 Sportback, lässt sich allerdings nicht behaupten.
Coupé Feeling im Mercedes
Wer an frühere A-Klassen denkt, vermisst beim neuen Modell vor allem eines: Platz. Dem doppelbödigen Raumwunder von einst folgte ein flacher, mit scharfen Linien, Bögen und gespannten Flächen frech gezeichneter Kompakter, dem der Eroberungswille aus allen Fugen zu sprießen scheint. Nie mehr unter Senioren-Verdacht! So fährt sich der A 180 auch. Tief hinter hohen Fensterlinien sitzend, kommen beim Fahrer Coupé-Gefühle auf, der A 180 lässt Knüffe der straffen Federung beim Anfedern zu und folgt zackig seiner zielgenauen Lenkung.
Das gut verarbeitete, dick auftragende Armaturenbrett verstärkt den Eindruck des Integriertseins, schmälert aber das Raumgefühl. Vorn, auf den seitenführungsschwachen und kurzen Sportsitzen der Ausstattung Style, geht es noch. Doch im Fond, der durch schmale Türen geentert werden muss, entsteht durch die flachen Seitenscheiben und die kleine Heckscheibe eine dunkle Stimmung, die das objektiv nicht so schlechte Raumangebot seiner Wirkung beraubt.
Audi A3 Sportback und A 180 mit Totwinkel-Assistent
Hat der Motor seine Anfahrschwäche überwunden, liefert er bessere Fahrleistungen als gefühlt. Beim Testverbrauch hat der A 180 sogar die Nase vorn. Da ist er auch beim Preis, wenngleich die Unterschiede sicher nicht kaufentscheidend sind. Lobenswert ist, dass Mercedes wie Audi A3 Sportback – und anders als BMW – auch einen Totwinkel-Assistenten und einen Abstandsregeltempomaten anbieten. Da lässt man beim Daimler nichts anbrennen. Nur mit Automatik gibt es den A 180 nicht. Zeichen überzogenen Jugendwahns? Nein, Geschäftssinn. Beim A 200 gibt es sie nämlich.
Fazit
Der A3 Sportback zeigt die ausgewogenste Gesamtleistung und gewinnt daher klar. Er ist am geräumigsten und am komfortabelsten, punktet auch bei Assistenzsystemen stark und schafft die kürzesten Bremswege.
Ein Agilitätsvorsprung ist beim 116i kaum noch zu erkennen. Dazu sind die Fronttriebler zu gut geraten. Eine vergleichsweise dürftige Sicherheitsausstattung und schwache Bremsen kosten ihn viele Punkte.
Der frech gestylte Mercedes fährt sich gut und ist nicht entscheidend teurer als seine Konkurrenten. So jugendlich war lange kein Mercedes mehr, das bringt allerdings Einbußen beim Alltagsnutzen mit sich.
Tabelle (techn. Daten)
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