Zeppelin NT: Wir starten im modernen Luftschiff

Flug im Zeppelin NT
Klebt nicht auf der Straße, aber geht in die Luft

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Unter uns stehen Autos auf Messeständen in der Innenstadt und auf dem Messegelände, Menschen in Warnwesten teilen ihren Unmut dagegen mit Sitzblockaden auf den Straßen. Wir überfliegen das mal. Aber nicht schnell, sondern entspannt.

In 300 Metern Höhe surren die drei Vierzylinder-Motoren mit jeweils sechs Liter Hubraum und 200 PS des Zeppelin NT. Das gewaltige Luftschiff kreuzt mit rund 60 km/h über der bayerischen Landeshauptstadt München zum Zeitpunkt der IAA Mobility.

Länger als ein Airbus A380

9/2023, Zeppelin NT
Bernd Conrad

Das mit einer Länge von 75 Metern aktuell größte Fluggerät der Welt (ein Airbus A380 ist kürzer!) fliegt und fährt nicht. Gegenstände, die leichter sind als Luft, fahren. Das sind beispielsweise Heißluftballons oder klassische Luftschiffe. Deren Ära war mit einem großen Knall abrupt zu Ende. Die Feuergefährlichkeit wurde dem moderneren Zeppelin NT (Neue Technologie) genommen. In seiner Hülle aus reißfestem Dreischicht-Laminat über einer starren Struktur stecken 8.425 Kubikmeter unbrennbares Helium.

Mit einem Gesamtgewicht von gut acht Tonnen ist der Zeppelin schwerer als Luft, lässt sich also von den Benzinmotoren antreiben. Der Start gelingt, dem leichten Gas in der Hülle sei Dank, fast senkrecht, nachdem man "losgemacht" hat.

Zwei Piloten steuern den Zeppelin NT auf moderne Art und Weise mittels "Fly by wire"-Technologie, zwölf Passagiere genießen auf bequemen Sitzen die Aussicht durch große Scheiben. Man kann sogar während des Fluges zwei Fenster (und eines im Cockpit) öffnen. Im Gegensatz zu Flugzeugen findet kein Druckausgleich in der Kabine statt.

Einer von fünf

9/2023, Zeppelin NT
Bernd Conrad

Fünf Luftschiffe hat das Unternehmen Zeppelin gebaut, die alle in Betrieb sind. Drei in den USA und zwei in Deutschland. Die "Deutsche Zeppelin Reederei GmbH", die für den Betrieb auf Rundflügen und für wissenschaftliche Missionen zuständig ist, gilt wie der namhafte Automobilzulieferer ZF (Zahnradfabrik Friedrichshafen) als einer der unternehmerischen Nachkommen der Firma von Ferdinand Graf von Zeppelin.

ZF ist auch auf dem Gebiet der Elektromobilität aktiv. E-Autos waren schon zu den Anfangszeiten der Luftschiff-Ära zur Jahrhundertwende 1899/1900 und in den Folgejahren populär. In einem engen Rennen hat sich dann doch der Verbrennungsmotor durchgesetzt. Nicht nur auf der Straße, auch in der Luft wird, bis heute, fossiler Treibstoff in Form von Kerosin verbrannt.

Bei den Autos stehen die Zeichen auf einen Wandel hin zur Elektromobilität. In der Luft dürfte das noch länger dauern. Egal, was kommt. Der Zeppelin NT dürfte in seiner Nische weiterfliegen.