Es ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen: Günstige Kleinwagen sterben allmählich aus. Der Grund dafür liegt in ihrer Rentabilität, denn die Hersteller wollen nicht nur, sondern sind teilweise auch dazu verpflichtet, teure Ausstattungen einzubauen. In Folge dessen schrumpft die Marge und damit das kaufmännische Interesse auf Seiten der Anbieter. ABS und ESP gehören natürlich längst zum Standard, doch bis 2024 schreibt der Gesetzgeber unter anderem einen intelligenten Geschwindigkeitsassistenten, einen Notbremsassistenten und einen Müdigkeitswarner für alle Neuwagen vor. Die entsprechend benötigten Sensoren und Systeme machen ein Auto unweigerlich teurer, und kaum jemand wird 30.000 Euro für einen Kleinwagen hinlegen. Dazu kommen zunehmend aufwändigere Abgasreinigungssysteme wegen strenger werdender Abgasvorschriften.

Als neue Wertschöpfungsquelle verlagern sich nun immer mehr Automobilhersteller auf On-Demand-Dienste. Also Fahrzeugfunktionen, die per Softwareupdate ins Fahrzeugsystem geladen und zeitlich begrenzt freigeschaltet werden können. Im Prinzip ein klassisches Abo-Modell, wie seinerzeit die unsäglichen Handy-Klingeltöne aus der nervigen TV-Werbung. Für Ihr Auto laden Sie sich aber kein Crazy-Frog-Gedudel ins Cockpit, sondern Funktionen wie Apple Carplay, Webradio oder Office-Anwendungen.
Leistung und Reichweite dazubuchen
Volkswagen will ebenfalls ein Stück vom Kuchen und hat beim "Innovation Talk" das künftige Geschäftsmodell skizziert. Da man sich in den nächsten Jahren stark auf Elektroautos konzentrieren wird, stehen auch kostenpflichtige temporäre Upgrade in puncto Leistung oder Reichweite auf dem Tableau. Damit nähert sich das Auto rein charakterlich nun tatsächlich dem Smartphone an, denn auch sein mobiles Endgerät erhält man ja im Werkszustand und spielt nach und nach die Anwendungen auf, die man im Alltag benötigt. Ob das, übertragen auf die Automobilbranche, dazu führt, dass Autos an sich günstiger und Extras wiederum teurer werden, lässt sich nach heutigem Stand noch nicht zweifelsfrei feststellen.

Interessant ist hier, dass auch autonomes Fahren als Zusatzfunktion angeboten werden soll. "Wir können uns aus heutiger Sicht vorstellen, dass sich autonomes Fahren für etwa sieben Euro pro Stunde zubuchbar realisieren lässt", erklärt Klaus Zellmer, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen Pkw, zuständig für Vertrieb, Marketing und After Sales. Hintergrund ist auch dabei das eingangs beschriebene Problem mit der Rentabilität. Hochautomatisierte Fahrzeuge sind so lange sehr teuer, wie sie eigens gebaut werden müssen. Wenn nun aber jedes Modell der ID.-Familie mit dem gleichen Hardware-Paket auf den Markt kommt, spart das in der Produktion Kosten und macht sie leichter planbar. Wer die Funktionen dann tatsächlich nutzen möchte, zahlt eben bei akutem Bedarf, also "on demand". Den Startschuss soll die für 2026 angekündigte Elektro-Limousine Trinity (siehe Fotoshow) machen.