Lidar. VW setzt bei autonomen Autos auf Laser

VW-Chef setzt auf Laser-Technologie
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Kein Lidar, kein autonomes Auto!

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Wenn's ums autonome Fahren geht, segelt VW-Chef Herbert Diess auf Konfrontationskurs zu Kumpel Elon Musk. Autonome VW wird's nur mit Lidar geben.

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Als erster Chef eines internationalen Autobauers überhaupt hat sich Herbert Diess einen Account beim amerikanischen Social-News-Aggregator reddit.com zugelegt und sich gleich bei seinem Auftritt mehr als deutlich von seinem Kumpel Elon Musk distanziert. Beim autonomen Fahren sieht der VW-Chef nämlich keine Alternativen zum Einsatz von Laserscannern, so genannten Lidar-Sensoren. Lidar steht für für "light detection and ranging" und ist eine mit dem Radar ("radiowave detection and ranging") verwandte Methode zur Entfernungsmessung. Die Lidar-Technologie sei laut Diess zwar teuer, aber alternativlos, um ab Level 3 im Auto sicher autonom fahren zu können. Entscheidend ist dabei vor allem die Redundanz. Nur gemeinsam mit einer 360-Grad-Kamerasicht, Radar- und Lidar-Daten entsteht eine verlässliches Abbild des Umfeldes.

Argo AI 1:57 Min.

Bestes Beispiel: Das von VW und Ford gemeinsam betriebene Start-up Argo.AI bereitet aktuell den VW ID.Buzz auf seinen Einsatz als vollautonomes Shuttle vor. Zum selbst entwickelten Long-Range-Lidar auf dem Dach kommen gleich fünf weitere Kurzstrecken-Laser-Sensoren hinzu, die rund ums Auto verteilt sind. Gemeinsam mit elf Radar-Sensoren und 14 Kameras sorgt dieses Setup für eine mehrfach redundante, ausfallsichere 360-Grad-Rundumsicht. Ein gewaltiger Aufwand, der sich in abgespeckter Form auch in den Serienmodellen des Konzerns wiederfinden wird, die mit Start des ersten Trinity-Autos 2026 alles an Bord haben sollen, um nach Level 3 autonom fahren zu können. Um die Kosten für die Kunden überschaubar zu halten, denkt VW sogar darüber nach, die autonomen Services stundenweise zu vermieten!

© Reddit / Volkswagen

Man spielt nicht mit der Sicherheit: Lidar ist für Herbert Diess beim autonomen Fahren alternativlos.

Elon Musk und die "Dummköpfe"

Und Diess-Kumpel Elon Musk? Der macht's komplett anders. Lidar-Sensoren gibt's bei Tesla nur zu Testzwecken, Elon Musk hat mehrfach betont, dass Lidar nur etwas für Dummköpfe sei. Zu teuer, zu aufwändig. Tesla hat seinen ursprünglich "Auto Pilot" genannten Assistenten inzwischen komplett umgebaut. "Tesla Vision" setzt ausschließlich auf Kameras und verzichtet sogar auf Radar-Sensoren. Für den 360-Grad-Blick sorgen bei Tesla ausschließlich Kameras, deren Bilder von einem Hochleistungsrechner an Bord in ein dreidimensionales Abbild der Umgebung übersetzt werden. Die von der riesigen Tesla-Flotte weltweit gesammelten Daten sollen helfen, Objekte oder Hindernisse fast in Echtzeit erkennen zu können. Dennoch fahren aber selbst die mit der aktuellsten Soft- und Hardware aufgerüsteten Tesla-Modelle aktuell nur in einem erweiterten Level-2-Modus. Level-3-Autonomie, in der das Fahrzeug zumindest in einem klar definierten Umfeld die Verantwortung fürs Fahren vom Fahrer übernimmt, gibt's Stand Februar 2022 nur bei Mercedes. Der so genannte "Drive Pilot" startet in der S-Klasse und wird kurz darauf auch für den Mercedes EQS verfügbar sein. Immer zwingend an Bord: ein Lidar-Sensor.

Fazit

Autonomes Fahren ohne Lidar? Das traut sich aktuell nur Tesla, bleibt den Nachweis eines zulassungsfähigen Level-3-Systems aber nach wie vor schuldig. VW-Chef Diess hat seinen ersten Auftritt bei Reddit genutzt, um sich an diesem Punkt deutlich von Elon Musk zu distanzieren. Bei VW wird's kein autonomes Auto ohne Lidar geben. Was aber sicher nichts daran ändert, dass die beiden automobilen Alpha-Tierchen immer noch ein ziemlich freundschaftliches Verhältnis pflegen.

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