Eigentlich ist es doch immer das Gleiche: Sobald etwas Kult-Status erlangt, ranken sich immer mehr Mythen und Legenden um das Corpus Delicti. So mancher motivierte Geschichtenerzähler schrammt da schonmal mehr oder weniger knapp an der Wahrheit vorbei. Das ist auch beim V8-Motor nicht anders. Es ist also an der Zeit für ein wenig Aufklärungsarbeit zum Thema V8. Wer hat ihn erfunden? Warum blubbert der eigentlich? Und hat er überhaupt noch eine Zukunft?

Der V8 ist kein Amerikaner
Der größte Fehler gleich zu Beginn: seine Herkunft. Gibt es überhaupt etwas Amerikanischeres als den V8? Einiges, denn das Aggregat wurde tatsächlich von einem Franzosen erfunden. Im Jahr 1902 entwickelte der Ingenieur Léon Levavasseur den Motor, der ein Jahr später erstmalig in ein Auto des Herstellers Ader eingebaut wurde. Die Amerikaner sind allerdings deshalb so eng mit dem V8 verknüpft, weil sie den Achtender als erste in die Großserienproduktion brachten. Im Jahr 1914 war es die Marke Cadillac, die ein V8-Modell im Angebot hatte. Ein Auto, das sich 13.000 Mal verkauft hat.
Seither blubbert sich der V8 einen regelrechten Siegeszug durch die Automobil-Geschichte. Der unvergleichliche Sound gehört schließlich zum V8 wie die Gurke auf den Burger. Oder vielleicht doch nicht? Nein, denn nicht jeder V8 blubbert sonor durch die Weltgeschichte und das hat einen technischen Grund. In frühen Exemplaren kam eine sogenannte Flat Plane Kurbelwelle (Dt. Flachkurbel) zum Einsatz. Die zeichnet sich dadurch aus, dass zwischen den Kurbelwürfen ein 180-Grad-Winkel liegt – wie auch beim Vierzylinder. Daraus ergibt sich beim V8 ein regelmäßiger Zündungswechsel zwischen rechter und linker Zylinderbank. So konstruiert läuft der Motor zwar besonders drehfreudig, baut aber ordentlich Vibration auf. Diese Maschinen wurden "Screamer" getauft und befinden sich vorrangig in sportlichen Fahrzeugen, bei denen Laufruhe eine untergeordnete Rolle spielt. Um zwei zeitgenössische Beispiele zu nennen: Ferrari 488 und Ford Mustang Shelby GT350.
Cadillac erfindet das Blubbern
Das "V8-Blubbern" ist wiederum eine Erfindung von Cadillac. Denn dort wollte man für die gemütlichen Straßenkreuzer eben keine "Screamer" haben, und so wurde an der Kurbelwelle getüftelt. Das Ergebnis erschien im Jahr 1924: Die Cross-Plane-Kurbelwelle, bei der die Hubzapfen gekreuzt angeordnet sind. Das bewirkt einerseits eine gesteigerte Laufruhe, verändert andererseits aber auch die Zündfolge. Doppelzündungen auf je einer von beiden Zylinderbänken sorgen für ein Druckmaximum, weil zwei Zylinder hintereinander in den gleichen Auspufftrakt hineinarbeiten. In der akustischen Konsequenz entsteht so das berühmte Blubbern.

Damit wären allerdings längst nicht alle Irrtümer zum V8 abgehandelt. Ist denn ein starkes amerikanisches Auto mit V8 automatisch ein Musclecar? Was, wenn wir Ihnen sagen, dass noch nicht einmal der Ford Mustang ein Musclecar ist? Bedeutet "Big Block" immer jede Menge Hubraum? Und kann ein V8 auf keinen Fall sparsam sein? Diese und weitere Fragen klärt Alexander Bloch in unserem Video auf.