Driften gilt als höchste Form des Autofahrens. Als regelrechte Kunst, bei der Lenkeinschlag, Gaspedalpedalstellung und Bremsimpulse im perfekten Verhältnis zueinander stehen und zeitlich optimal aufeinander abgestimmt sein müssen. Doch auch diese komplexe Übung können nicht mehr nur höchst talentierte und bestens trainierte Menschen ausüben. Wie dieser Toyota GR Supra beweist, kann Kollege Computer inzwischen ebenfalls beeindruckende Driftwinkel initiieren und auch halten.
Das Toyota Research Institute (TRI), die in den USA angesiedelte Forschungsabteilung für automobile Zukunftsthemen, hat das autonome Drift Car zusammen mit einem Team aus dem "Dynamic Design Lab" der Elite-Universität Stanford realisiert. Die kalifornischen Akademiker haben zuvor bereits einen fahrerlos driftenden Sportwagen realisiert: MARTY, einen auf elektrischen und autonomen Antrieb umgebauten DeLorean. Das Coupé verfügt über eine Architektur, die in der Lage ist, ein hinterradgetriebenes Fahrzeug mit perfekt aufeinander abgestimmten Lenk-, Gaspedal- und Bremsmanövern im Drift zu halten. Diese Architektur wurde nun beim GR Supra angewendet, um auch den japanischen Hecktriebler souverän Reifen schreddern zu lassen.
Driften für die Verkehrssicherheit
Doch was hier spektakulär aussieht, dient in erster Linie der Forschung zur Fahrsicherheit autonomer Autos. Die grundsätzlichen Fragestellungen, die hinter dem Projekt stehen, lauten: Wie würde sich ein professioneller Rennfahrer in einer gefährlichen Situation verhalten, um einen Unfall zu verhindern oder zumindest die Schäden zu minimieren? Und wie könnte sich diese Fähigkeit am besten mit den Möglichkeiten eines leistungsstarken Computers vereinen lassen?

"Jeden Tag gibt es tödliche Verkehrsunfälle, die aus Extremsituationen resultieren, in denen die meisten Fahrer übermenschliche Fähigkeiten bräuchten, um eine Kollision zu vermeiden", sagt Gill Pratt, Geschäftsführer des TRI und leitender Wissenschaftler bei der Toyota Motor Corporation (TMC). "Die Realität ist, dass jeder Fahrer Schwachstellen hat, und um einen Unfall zu vermeiden, müssen Fahrer oft Manöver machen, die über ihre Fähigkeiten hinausgehen."
Algorithmen sollen Rennfahrer nachahmen
Stanfords Dynamic Design Lab forscht bereits seit 2008, um die perfekte Kombination aus diesen übermenschlichen Fähigkeiten und der passenden Computer-Unterstützung zu finden. Dafür haben sie das Verhalten echter Rennfahrer analysiert, um daraus die passenden Algorithmen und eine künstliche Intelligenz abzuleiten. Dies soll in nicht allzu ferner Zukunft in einem Paket an Assistenzsystemen münden, das "Toyota Guardian" heißt und auch von anderen Autoherstellern eingesetzt werden kann. Es soll den Fahrer in bestimmten Situation dabei unterstützen, einen Unfall zu vermeiden. Etwa, indem es auf rutschiger Strecke einen gezielten Drift einleitet, wenn es angemessen ist.