Sogenannte künstliche Intelligenz (KI) erlebt alle paar Jahrzehnte einen Hype – seit ein paar Jahren ist es wieder so weit: Selbst die Memory-Funktion von Autositzen verkauft mancher Hersteller inzwischen marketingmäßig als solch eine künstliche "Intelligenz". Die Algorithmen zum maschinellen Lernen sind auch für das autonome Fahren von Bedeutung – und sorgen hin und wieder für skurrile oder gefährliche Ergebnisse. Jetzt ist es in San Francisco zu einem Stau von Robotertaxis gekommen – wahrscheinlich ausgelöst durch künstliche Intelligenz.
Verursacht durch GM-Tochter Cruise
Die Zusammenrottung verursacht haben autonome Taxis der im Oktober 2008 in San Francisco gegründeten Firma Cruise. Seit dem März 2016 gehört Cruise zu GM und bildet dort den Kern des Unternehmen hinsichtlich allem, was mit autonomem Fahren zu tun hat. Sein Super-Cruise-System zum teilautonomen Fahren entwickelt GM allerdings bereits seit April 2013 – die Wurzeln dieser Technik liegen also bei GM selbst. Cruise wiederum hat schon vor der Übernahme durch GM mit Erlaubnis der Stadt San Francisco vor Ort Robotertaxis getestet – inzwischen darf Cruise in einigen Bezirken nachts vollautonome Taxis im Regelbetrieb einsetzen.
Autos waren leer unterwegs
Als Erster hat ein Nutzer der Social-News-Website Reddit von dem Vorfall berichtet, den er in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (29.6.2022) beobachtet hat: Die Fotos zeigen fünf auf dem Chevrolet Bolt basierende Robotertaxis, die auf der mehrspurigen Gough Street (Höhe Fulton Street) stehen. Inzwischen haben sich Cruise-Verantwortliche zu dem Stau geäußert – sie betonen, dass keine Fahrgäste betroffen waren. Zudem gestehen sie kleinlaut ein, dass die Blockade erst nach einigen Stunden behoben war. Einige der Autos haben die Mitarbeiter noch per Funk fernsteuern können, in andere mussten sie einsteigen, um sie von der Robotaxi-Versammlung wegzufahren.

Dritter Vorfall innerhalb von drei Monaten
Zu den möglichen Gründen für die Roboter-Zusammenkunft haben sich die Cruise-Verantwortlichen noch nicht geäußert. In jüngster Vergangenheit gab es bereits zwei weitere Zwischenfälle mit Cruise-Fahrzeugen. So hielt ein Polizist im April 2022 ein Cruise-Robotertaxi an, weil dieses nachts mit ausgeschalteten Frontscheinwerfern unterwegs war. Als der Polizist neben dem Auto stand, fuhr es wieder an, nur um etwas später wieder anzuhalten. Cruise beteuerte seinerzeit, dass das Fahrzeug nur in einer verkehrsgünstigeren Position zum Stillstand kommen wollte. Ein weiterer Vorfall datiert aus dem Mai 2022: Damals konnte ein Feuerwehrauto nicht auf der Gegenspur an einem geparkten Müllwagen vorbeifahren, weil auf dieser Spur ein leeres und regungsloses Cruise-Robotertaxi stand. Während ein menschlicher Fahrer wahrscheinlich dem Feuerwehrauto Platz gemacht hätte, wich der Cruise-Roboter nicht aus. Beamte der Stadt San Francisco reichten daraufhin einen Bericht bei der für die Genehmigung von Roboterfahrzeugen zuständigen California Public Utilities Commission ein, dass "dieser Vorfall die Reaktion des SFFD (San Francisco Fire Department, Anm.d.Red.) auf ein Feuer verlangsamte, das zu Sachschäden und Personenschäden führte." In diesem Fall hat also die Fehlfunktion eines Roboter-Autos anscheinend sogar mittelbar zu Verletzten geführt.