Der US-Amerikaner Ben Sipson hat einen aufgemotzten Honda-Motor der K-Serie in einen Porsche 911 der Baureihe 996 eingebaut, wie The Drive berichtet. Was für Puristen ein Unding sein dürfte, klingt nach Sipsons sachlicher Erklärung sogar ein bisschen nachvollziehbar. Das Auto hat schnell einen Käufer gefunden – ohne dass es je im Angebot war.
Ben Sipson modifiziert seit seiner Jugend Autos. Er betont, dass es ihm ausschließlich ums Bauen und Umbauen geht. In seiner Kindheit hat er Legobausätze zusammengebaut – und dann nie wieder angerührt. Als junger Mann hat er dann BMWs getunt. Selbst längst ein professioneller Tuner hat er sich dann mit Tuner-Freunden an einen Smart Fortwo gewagt. Dem hat er einen Honda-K-Motor ins Heck gepflanzt. Diesen Motor hat er gewählt, weil der auf dem US-Markt massenweise im Angebot ist – für 1.000-Dollar (aktuell umgerechnet zirka 917 Euro) das Exemplar. Und der Motor lässt sich leicht auf über 500 PS leistungssteigern. 1.000 Dollar für einen 500-PS-Motor – Sipson mag das kaum glauben.

Der Ventildeckel besteht aus Magnesium und die Abgasanlage hat ein Kumpel von Ben Sipson aus Titan gefertigt.
Braver Massen-Motor kann auch anders
Hondas K-Motoren sind Vierzylinder-Aggregate zur Mobilisierung der Massen. Die Triebwerke sind mit der variablen Ventilsteuerung VTEC (Variable Valve Timing and Lift Electronic Control) ausgerüstet und rackern unter anderem im Honda CR-V, im Accord und im Odyssey. Und der Porsche 911 der Baureihe 996 gilt in den USA als für einen Elfer vergleichsweise günstig. Bis heute hadern Fans mit dem Aussehen des Modells – insbesondere können sie sich nicht mit den sogenannten Spiegeleier-Leuchten anfreunden. Dabei ist der 996 technisch nicht schlecht. Also brachte Ben Sipson die beiden Preis-Leistungs-Sieger zusammen. Er betont fröhlich, dass die Kosten für den Umbau bereits mit dem Verkauf des Motors gedeckt waren.
Der Tausch des Motors hat vier Wochen gedauert. Sipson freut sich, dass der Umbau einfach war. Den Ansaugkrümmer, die Kraftstoff-Verteilung und die Zündkabel hat er selbst entwickelt und angefertigt. Da der Motor jetzt mit Ethanol läuft, waren umfangreiche Umbauarbeiten an der Kraftstoffversorgung nötig. Bei weiteren Modifikationen haben ihm befreundete Tuner geholfen. Und sooft es ging, hat Sipson auf bereits vorhandene Teile zurückgegriffen. So kommen die Magnesium-Ventildeckel vom kalifornischen Spezialisten Skunk2 Racing, der diese Bauteile für das Aufrüsten von Honda-K-Motoren schon seit längerem anbietet. Die zwei unten in der Front sitzenden Ladeluftkühler sind die, die BMW auch beim 335i verwendet. Und die Titan-Abgasanlage hat ein Freund von Sipson gebaut – Sipson selbst durfte ein bisschen mitschweißen und ist begeistert, dass er so erstmals in seinem Leben Titan geschweißt hat.
Motor von oben zugänglich
Für die Motorsteuerung nutzt Sipson ein 1500 Elite ECU des australischen Spezialisten Haltech, das an eine Digital-Anzeige des Typs Haltech IC-7 Dash gekoppelt ist. Das Instrument zeigt viele Werte an, allerdings gehören die Geschwindigkeit, die Motortemperatur und der Öldruck nicht dazu. Für Wartungsarbeiten ist bei dem umgebauten 996 kein Absenken des Motors nötig – nach dem Herausziehen einer speziell konstruierten Abdeckplatte ist der Motor von oben zugänglich.
Der einfachste Teil der Umbauarbeit war der Anschluss des Honda-Motors an das Porsche-Getriebe, betont Sipson. Und zwar, weil der ebenfalls in Kalifornien beheimatete Spezialist Kennedy Engineered Products seit Jahren Adapter für solche Umrüstungen anbietet. Sipson selbst wohnt aktuell in Florida, weshalb er großen Wert auf eine funktionstüchtige Klimaanlage legt. Der Anschluss des Honda-Klimakompressors an das Porsche-12-Volt-Bordnetz war aber kein Problem.
Elfer jetzt leichter und kräftiger
Ben Sipson bekräftigt, dass er auch den Serienmotor des Porsche 911 996 mag – der laufe ruhig und klinge toll. Wenn es nur wenige originale Porsche 996 gäbe, würde er so ein Modell nie umbauen. Aber es gibt halt ausreichend 996 zu vertretbaren Preisen und der von ihm umgebaute ist jetzt leichter und doppelt so kräftig wie vorher. Der Honda-Motor knurrt und faucht beim Beschleunigen, während sich die beiden großen Titan-Endrohre etwas absenken – beim Schalten schnellen sie wieder nach oben. Der Umbau dürfte den Charakter der Elfers komplett verändert haben.

Ben Sipson hat in Florida seine Liebe zum Umbau von Autos wiederentdeckt.
Sipson hat seinen Porsche 911 996 mit Honda-Motor nie irgendwo zum Kauf angeboten – aber der Umbau hat sich anscheinend schnell herumgesprochen. Der Tuner hat ein Angebot bekommen, das er nicht ausschlagen konnte – das Auto war ruckzuck verkauft. Sipson betont, dass er sich nie in ein Auto verliebe, es ginge immer nur um Schrauben, Bleche und Motoren. Was ihn interessiert ist die manchmal frustrierende, aber meistens aufregende und befriedigende Umbauarbeit an den Autos und vor allen Dingen der Kontakt zu anderen Auto-Enthusiasten. Er hatte die Freude am Tuning beinahe verloren und sein Geld mit Immobiliengeschäften verdient. Als er nach Florida zog merkte er, das dort jedes coole Auto mehr als 1.000 PS hat. Er hat Kontakt zu Leuten aus der Tuning-Szene aufgenommen und seine Leidenschaft war wieder entfacht. Natürlich gäbe es auch Leute, die etwas zum Hassen bräuchten – aber die positiven Emotionen überwiegen in der Branche.
Lebt wieder vom Tuning
Inzwischen lebt Ben Sipson wieder ausschließlich vom Tuning-Geschäft. Für den Porsche-911-Umbau hat er ein Teil-Austauschkit entwickelt, das unter anderem Motorlager und Montage-Vorrichtungen enthält. Solche Austauschkits verkauft er jetzt mit seiner Firma Bayside Fabrication.