- Mythen und Legenden über das Reifenfell
- Die Haare müssen entstehen
- Wenn der Reifen keine Haare hat
Nein, das hier wird kein Best-Of der Frisuren an Reifen oder gar ein geschichtlicher Rückblick auf Frisuren-Trends der letzten Dekaden. Und ja, das Wort Pneu wird auch einmal fallen, so will es die Tradition. Hier beantwortet auto motor und sport die Frage, warum ein neuer Reifen Haare hat.
Mythen und Legenden über das Reifenfell
Was gibt es nicht alles für launige Geschichten über den Flaum, bisweilen das Fell auf einem neuen Reifen! Das Stichwort Aerodynamik fällt hier und da. Oder von Geräuschdämmung ist zu hören. Und natürlich bringt mehr Gummi auf der Straße mehr Grip. Als Krönung der Legenden steht gern das Spritzgussverfahren weit oben und diese Haare wären die Reste, die im Einspritzkanal zurückbleiben. Ähnlich den spitzen Pickeln am Boden der geliebten Tupper-Dose (R.I.P).
Natürlich ist das alles falsch und sollte jemand auf einer der Mythen bestehen, packen Sie die heiße Luft am besten in eine Tupper-Dose. Wobei: Das mit dem Einspritzkanal ist zwar falsch, aber wir sind der Lösung auf der Spur. Tatsächlich entstehen diese Haare in Kanälen, die in der Form zum Kochen des Reifen eingelassen sind. Nur eben in gänzlich umgekehrter Richtung, wie es das Verb "einspritzen" vorgaukelt.
Die Haare müssen entstehen
Zur Klärung der Reifen-Frisur müssen wir etwas in den Bau von Reifen schielen. Ein Reifen besteht aus vielen Einzelteilen, die in Lagen aufgetragen und teilweise verklebt oder angepresst werden. Zwischen diesen Lagen bleibt Luft zurück. Damit aus den mehr oder weniger losen Teilehaufen – ein uncharmanter Begriff für ein technisches Meisterwerk – ein Reifen wird, muss er gekocht werden. Damit meinen Reifenbauer den finalen Vorgang der Vulkanisation.
Dabei wird der Rohling von innen mit einer Art heißem Luftballon aufgeblasen und in eine Form gepresst, die unter anderem das Profil ins Gummi drückt. Dadurch wird die ungewünschte Luft zwischen den Lagen herausgepresst. Sie ahnen es: Über Entlüftungskanäle in der Form entweicht diese Luft. Und da das Reifengummi in diesem Prozess meist über 90 Grad erhitzt ist und damit recht beweglich, zieht die Luft etwas Gummi mit in den Kanal.
Nach dem Abkühlen bleiben die Gummireste am Reifen und sehen aus wie Haare. That's it.
Wenn der Reifen keine Haare hat
Sollten nun an Ihrem nagelneuen Reifen keine Haare sein, keine Panik. Das hat nichts mit Haarausfall qua Alter zu tun, sondern weil der Hersteller vielleicht aus ästhetischen Gründen ein Verfahren hat, um die Haare nachträglich zu schneiden. Oder der Reifen wurde mit sehr neuen Produktionsverfahren hergestellt. Und zwar mit Kochformen, mit kleinen Ventilen anstatt der Entlüftungsöffnungen. Die Ventile schließen, sobald das Gummi durch den Kanal geht. Der Grund ist einfach: Gummi ist ein wertvoller Rohstoff mit vielen hochwertigen Zutaten, die so nicht als Abfall übrig bleiben oder nur nach Recycling teilweise wieder einsetzbar wären.
Hinweis: In der Fotoshow informieren wir Sie über die Ergebnisse des ADAC-Sommerreifentests 2025.