Vernetzter Verkehr: Europa setzt auf WLAN statt 5G

Vernetzter Verkehr
Europa setzt auf WLAN statt 5G

Inhalt von
1/2019, Continental 5G V2X CES
Foto: Continental

Am Dienstag (19. März 2019) startet in Deutschland das Wettbieten um die fünfte Mobilfunkgeneration, kurz 5G. Bis das neue, ultraschnelle mobile Internet in Deutschland flächendeckend verfügbar ist, wird es aber noch eine Weile dauern. Frühestens 2020, wenn nicht gar 2021 startet der Ausbau, und bisher ist es unklar, wann 5G hierzulande flächendeckend verbreitet ist.

C-ITS ist ausgereift, getestet und bereits verfügbar

Das hat Auswirkungen auf den vernetzten, hochautomatisierten Verkehr. Für den werden kooperative intelligente Verkehrssysteme benötigt, in denen Fahrzeuge mit anderen Verkehrsteilnehmern und der Straßeninfrastruktur kommunizieren. Das können sie entweder direkt untereinander tun, und zwar über den Standard Cooperative Intelligent Transport Systems (C-ITS). Oder über den Mobilfunk per 5G, auch bekannt als C-V2X. Nun hat sich die Europäische Kommission in einer Vorschrift entschieden, vorerst auf C-ITS zu setzen.

C-ITS nutzt den WLAN-Standard 802.11p, der auch als pWLAN oder ITS-G5 bekannt ist. Dieser sei genau für diesen Zweck entwickelt worden sowie ausgereift, getestet und bereits verfügbar. Dadurch soll die Verbreitung kooperativer und intelligenter Verkehrssysteme beschleunigt werden. Das soll den Verkehr schnellstmöglich sauberer, sicherer und effizienter gestalten sowie den europäischen Autoherstellern einen Zeitvorteil verschaffen. Zum 1. Januar 2020 soll die Regelung in Kraft treten. In den kommenden zwei Monaten können aber das EU-Parlament und die Mitgliedsländer Einwände erheben.

C-ITS soll mit anderen Standards kommunizieren können

Der C-ITS-Standard soll für zeitkritische Dienste genutzt werden, beispielsweise wenn hinter der nächsten Kurve ein Stauende liegt oder bei Warnungen vor schlechtem Wetter. Weniger dringende Anwendungen sollen mit den aktuellen Standards 3G und 4G arbeiten. Das Ziel ist aber ein hybrider Kommunikationsmix mit verschiedenen Mobilfunkstandards. Heißt: Sobald 5G verfügbar ist, dürfte es die bestehende C-ITS-Struktur ergänzen. Die C-ITS-Stationen sollen dann in einem offenen Netz auch Nachrichten mit Stationen oder Fahrzeugen austauschen, die eigentlich 5G nutzen.

Die EU-Entscheidung pro C-ITS ist vor allem aus geopolitischer Sicht bemerkenswert. Der Standard ähnelt dem amerikanischen System DSRC (Dedicated Short Range Communication), das ebenfalls mit WLAN arbeitet. China dagegen setzt voll auf die Karte 5G. Genau wie die Autohersteller Audi, BMW und Daimler, die mit vielen anderen Tech- und IT-Firmen in der „5G Automotive Association“ zusammengeschlossen sind. Dennoch dürfte die europäische Richtlinie dazu führen, dass sie und ihre Zulieferer vernetzte Systeme doppelt entwickeln müssen: einmal nach dem C-ITS- beziehungsweise DSRC-Standard und einmal nach 5G-Vorgaben.