1.000 Euro sparen durch flexibles Laden

Dynamische Stromtarife für E-Autos
Flexibel Laden und bis zu 1.000 Euro sparen

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Zu Hause lädt es sich immer noch am günstigsten, das ist gelernt. Doch auch als Heimlader lohnt es sich, bei den Tarifen zwei Mal hinzuschauen. Aktuell entern nämlich viele Anbieter den Markt, die sich von altbekannten Preismodellen lossagen und damit mehr Spielraum einräumen, was den Preis betrifft. Die Rede ist von dynamischen Stromtarifen. Um zu klären, wie diese Tarife funktionieren und wie man mit ihnen Geld sparen kann, noch mal kurz für den Hinterkopf die Abgrenzung zu anderen Modellen.

Welche Stromtarif-Modelle gibt es?

Das in Deutschland meistverbreitete ist der Fixpreistarif mit einem verbindlichen Kilowattstunden-Preis und den üblichen monatlichen Abschlagszahlungen.

Dann gibt es noch die variablen Tarife mit Niedertarif- und Hochtarifphase, bei der nachts der Preis viel günstiger ist als tagsüber. Hier vereint der Anbieter demnach zwei Fixpreistarife in einem. Auch diese Tarife eignen sich theoretisch für E-Auto-Fahrer, denn das Auto nachts an die Wallbox zu hängen, liegt selbstverständlich nahe. Der Nachteil: Man macht sich unflexibler, weil man auf die Nachtladungen angewiesen ist.

Als dynamisch kann man Strompreise erst dann bezeichnen, wenn sie nicht nur als monatlich gemittelter Durchschnittswert an die Kunden weitergegeben werden, sondern wenn in jeder Stunde eines Tages nur das abgerechnet wird, was der Strom zu diesem Zeitpunkt tatsächlich an der Strombörse kostet.

Die Tabelle zeigt die Berechnung für einen Vier-Personen-Haushalt im Stuttgarter Speckgürtel mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4250 kWh.

Wer sein Auto nur lädt, wenn der Strom gerade billig ist, kann gegenüber einem regulären Stromtarif insoweit über 20 Prozent sparen. Technisch könnte man bei einigen Anbietern sogar zum Nulltarif laden oder gar Geld verdienen, wenn die Strompreise an der Europäischen Strombörse EEX wieder einmal kurzfristig negativ sind. Das Gute: Der Strompreis ist meist dann günstig, wenn sich viele Erneuerbare im Strommix befinden. Also tut man sogar noch was fürs Klima.

Der Anbieter Rabot Charge etwa wirbt sogar mit einer Ersparnis bis zu 40 Prozent, wenn entsprechende Ladepausen gemacht werden, sobald der Strompreis steigt. Ähnliches bietet zum Beispiel auch Tibber.

Smart Meter ist Bedingung

Technische Voraussetzung ist ein sogenanntes intelligentes Messsystem, auch Smart Meter genannt. Dieses Gerät besteht aus einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul, das eine Datenübertragung möglich macht.

Es ermittelt den Stromverbrauch und speichert und verarbeitet die Daten. Der Messstellenbetreiber, bei dem es sich für gewöhnlich um den örtlichen Netzbetreiber handelt, ist für den Einbau der cleveren Stromzähler zuständig und wartet sie. Zudem übermittelt er die entscheidenden Daten an den Stromversorger.

Allerdings muss man bei aller Euphorie auch sagen: Die Strompreise kennen nicht nur eine Richtung. Ist die Nachfrage hoch und das Angebot an günstigem, grünem Strom gering, kann sich der Preis für die einzelne Kilowattstunde schnell auch vervielfachen – und damit logischerweise auch die Kosten für jede Kilowattstunde Autostrom.

Fester Preis für Grundgebühr und Strom

Für E-Autofahrer denen diese Unsicherheit zu groß ist, die aber dennoch von den dynamischen Strompreisen beim Laden profitieren wollen hat The Mobility House den Stromtarif Eyond aufgelegt. Mit ihm schließen die Kunden für 12 Monate einen festen Grund- und Arbeitspreis ab – genau wie beim klassischen Stromtarif. Allerdings lässt sich dieser Preis reduzieren, wenn die Kunden beim Laden flexibel sind.

Da der Tarif viele E-Auto-Fahrer und damit auch eine große Nachfrage nach Energie bündelt, ist The Mobility House in der Lage, sogenannte Flexibilitäten auf dem Energiemarkt anzubieten und zu verkaufen. Die Idee: Sobald das Angebot im Stromnetz gerade knapp wird und der Strompreis steigt, verkauft The Mobility House seine zuvor georderte Energiemenge mit einer gewissen Marge an den Meistbietenden, anstatt den Strom an die Wallbox zu bringen.

Bei Abfahrt ist der Akku voll

Vor einem E-Auto mit leerem Akku sollen die Eyond-Kunden aber trotzdem nicht stehen. Bis zur geplanten Abfahrt soll der Akku immer geladen sein, erklärt das Unternehmen. Über eine intelligente Steuerung im Hintergrund, die mit dem Auto oder der Wallbox vernetzt ist, soll der Ladevorgang nur verschoben werden, sodass das Auto beim heimischen Wallboxladen nicht in den ersten Stunden den Akku plump volllädt. Stattdessen soll die ganze Standzeit des Fahrzeugs, also seine Flexibilität genutzt werden, die es in den Strommarkt einbringen kann.

Diese Flexibilität bringt für Eyond-Kunden rund 10 Cent pro intelligent geladener Kilowattstunde ein. Sie erhalten dafür sogenannte Flexcoins, die ihnen gutgeschrieben werden. Der genaue Tarif hängt wie üblich vom Wohnort und beispielsweise den fälligen den entsprechenden Netzentgelten ab. Gegenüber einem normalen Stromtarif sollen die Autofahrer auf diese Weise über 200 Euro sparen können, verglichen mit den Preisen beim Grundversorger sollen sogar 1000 Euro drin sein.

Für Robert Hienz, dem CEO von The Mobility House, ist das aber erst der Anfang. Schließlich hebe man damit nur die Potenziale des unidirektionalen Ladens. Ab 2024 will das Unternehmen mit bidirektionalem Laden, bei dem der Strom auch vom Auto zurück ins Stromnetz gespeist wird, um nicht nur die Flexibilität, sondern die Energie selbst an der Strombörse zu handeln.