Autonom fahrende Shuttlebusse werden die ersten selbstfahrenden Autos sein, die in größeren Stückzahlen auf den Markt und auf die Straße kommen. Vor allem in geschlossenen Systemen können sie ihre Vorteile ausspielen. Als Verbindung von Flughafen-Parkhäusern mit dem Terminal oder innerhalb von Werksgeländen großer Firmen können die stets gleichen Routen non-stop befahren werden. Auch im Nahverkehr kleinerer Kommunen oder als Anschluss von Neubaugebieten an eine Endhaltestelle von U- oder- S-Bahn in Städten dürfte es bald Shuttle-Dienste geben.
Autonomer Shuttlebus für bis zu 15 Personen
An den Haltestellen und auf den Strecken wird man oftmals den Mover sehen, den der Automobilzulieferer ZF in Zusammenarbeit mit dem Aachener Elektroauto Start-up E.Go entwickelt hat. Das kastenförmige Design des 4,94 Meter langen, 2,02 Meter breiten und 2,55 Meter hohen Mover verspricht maximale Raumausnutzung. Eine 60 kWh große Batterie versorgt den 150 kW (204 PS) starken Elektroantrieb mit Energie, um bis zu 14 Passagiere zu befördern.

Zehn Steh- und fünf Sitzplätze stehen zur Verfügung, wovon einer für Personal reserviert sein wird. Der Mover fährt autonom nach Level 4. Das heißt, dass in bestimmten Notsituationen ein Fahrer in das Geschehen eingreifen kann und muss. Je nach Einsatzzweck oder Gesetzeslage vor Ort soll der Mover von der eigens gegründeten E.Go Moove GmbH auch ohne autonome Fahrfunktionen angeboten werden. Apropos Gesetzeslage: Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat dem Mover nun die Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr erteilt, wodurch die E.Go Moove GmbH offiziell den Status als Fahrzeughersteller erhält. Die Serienproduktion soll neuen Firmenangaben zufolge jedoch erst Ende 2021 starten.
Transdev ist der erste Großkunde
Einen ersten Großkunden gibt es mit dem französischen Unternehmen Transdev jedoch bereits seit 2019. Die Franzosen betreiben weltweit Nahverkehrsflotten und wollen den Mover mit ihrem globalen "Autonomous Transport System" ausrüsten. Die Haupteinsatzmärkte sollen Frankreich und Deutschland sein. Schon zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Auftrags hatte Transdev eigenen Angaben zufolge mit selbstfahrenden Bussen 3,5 Millionen Passagiere befördert. Dabei wurden in Australien, Frankreich, Kanada, den Niederlanden und den USA 1,6 Millionen Kilometer zurückgelegt.

"Automatisierung, Elektrifizierung und Vernetzung sind wichtige Voraussetzungen für die Zukunft, da der Beförderungsbedarf von Personen und Waren in den Ballungszentren immer weiter steigt. Dank der umfassenden Systemkompetenz von ZF können wir die Mobilität der nächsten Generation maßgeblich mitgestalten", sagt der Vorstandsvorsitzende von ZF, Wolf-Henning Scheider.
Miltenyi Biotec übernimmt ZF-Anteile
Allerdings zieht der Zulieferer nun seine Anteile an der E.Go Moove GmbH zurück. Diese wurden von der Miltenyi Biotec B.V. & Co. KG aus Bergisch Gladbach im Rahmen einer erneuten Finanzierungsrunde übernommen. ZF bleibt künftig jedoch als als Systempartner und Lieferant für die Fahrzeugaktorik an Bord. Prof. Dr. Günther Schuh, der Geschäftsführer der E.Go Moove GmbH, will zudem weitere Investoren und strategische Partner anlocken.
Die Produktion des Mover übernimmt e.Go in Aachen. Das zwischenzeitlich insolvente, nun aber von neuen Investorengeldern wiederbelebte Schwesterunternehmen Next.E.Go Mobile SE nimmt nach einigen Verzögerungen zudem die Produktion des elektrischen Kleinwagens e.Go Life wieder auf. Eine Cargo-Version des E.Go Movers für den Warentransport dürfte nicht lange auf sich warten lassen; sie soll im Frühjahr 2021 öffentlich vorgestellt werden. Eine komfortorientierte Variante namens E.Go Lux wurde ebenfalls bereits präsentiert. Ihr Produktionsstart ist allerdings noch nicht terminiert.