Dass sich Alkohol und Straßenverkehr nicht gut vertragen, zeigen fast 40.000 erfasste Unfälle im Jahr 2022, denen ebendiese unkluge Kombination von Berauschung und Automobil zugrunde liegt. In Deutschland ist man mit Blick auf die geltenden Grenzwerte für Alkoholkonsum und Fahrtauglichkeit dabei noch reichlich liberal unterwegs. Außerhalb der Bundesrepublik treffen Autofahrer häufiger auf strikte Null-Promille-Grenzen und teilweise drakonische Strafen.
Das israelische Start-up CorrActions hat im Dezember 2024 eine Software vorgestellt, die anhand von Mikrobewegungen der Muskeln die Blutalkoholkonzentration des Fahrers erkennen soll. Das sogenannte kognitive Neuro-Monitoring, das auf künstlicher Intelligenz basiert, soll den Zustand eines Fahrers genau erkennen und zuverlässig unterscheiden können, ob die Beeinträchtigung von Müdigkeit oder etwa Alkoholgenuss herrührt. Genutzt werden dazu bereits vorhandene Sensoren zur Fahrerüberwachung im Fahrzeug, beispielsweise im Lenkrad oder der Armaturentafel. Die damit verknüpfte Software analysiert über Mikrobewegungen der Muskeln die Gehirnaktivität und erkennt damit mögliche Beeinträchtigungen, noch bevor körperliche Symptome auftreten.
Im Gegensatz zu anderen Alkoholtestern kann dieses System nicht umgangen werden. Für die Autohersteller bietet die softwarebasierte Lösung den Vorteil, dass keine weitere Sensorik im Auto verbaut werden muss, um künftige gesetzliche Auflagen zu erfüllen. Aktuell schreibt die EU für alle Neuwagen die Vorrüstung einer Alkohol-Wegfahrsperre vor. Eine gesetzliche Verpflichtung für die Alkohol-Detektion gibt es allerdings derzeit nicht. Ab 2026 will das EuroNCAP-Konsortium diesen Punkt aber in seine Prüfkriterien aufnehmen.
Sprachassistent überwacht Fahrer
Eine Gruppe von Forschern der Universitäten Standford und Toronto hat sich mit der Alkohol-Problematik bereits im November 2023 beschäftigt. In einer kleinen Studie mit 18 Teilnehmern, ließen die Wissenschaftler eine KI (Künstliche Intelligenz) darüber befinden, ob die Probanden nach dem Genuss einer gewichtsabhängigen Menge an Alkoholika noch fahrtauglich sind.
Dafür wurden Sprachaufzeichnungen vor und nach dem Konsum isoliert, in kleine Schnipsel zerlegt und nach Frequenz und Tonhöhe analysiert. Das überraschende Ergebnis: Mit einer Genauigkeit von 98 Prozent gelang es der KI zu ermitteln, wie betrunken die Studienteilnehmer waren. Als Referenz wurde ein klassischer Atemalkoholtesthinzugezogen, wie der Spiegel berichtete.

Zur Überprüfung der KI-Ergebnisse, nutzten die Forscher einen herkömmlichen Atemalkoholtest.
Im Umkehrschluss ist nun nicht nur der Einsatz in modernen Autos denkbar, sondern eine Implementierung des Algorithmus in allen gängigen Smartspeakern wie Amazon Alexa, Google Home und Co. Dort könnte die KI dann dafür sorgen, dass bestimmte Befehle nicht ausgeführt werden, wenn ein gewisses Maß an Trunkenheit erkannt wird. Im Falle des Autos könnte also ein Starten des Motors blockiert werden. Ein Problem dabei bleibt, dass erfahrene Trinker sich auch bei erhöhtem Promille-Grad verbal besser im Griff haben – obwohl sie nicht mehr fahren sollten.
Die Feinheiten der Technik stehen demnach weiterhin auf dem Prüfstand. Für eine Validierung braucht es größere Studien, mehr Teilnehmer und eine breite Basis von Stimmproben, um reproduzierbar verlässliche Ergebnisse zu liefern. Ob die KI auch die jeweilige Auto-Marke mit beachten sollte? Urteilen Sie selbst.
Hinweis: In der Fotoshow informieren wir Sie über die aktuell in Europa geltenden Promillegrenzen und Tempolimits.