Unsere Entscheidungen wirken ja immer mindestens zehn Jahre in die Zukunft. Also werden wir 2025 entscheiden, ob wir noch mal einen Verbrenner machen. Und falls ja, wirkt das dann bis über 2035 hinaus nach. Aber ganz ehrlich, ich stehe eigentlich vor einer anderen Frage.
Verzichten wir in einer einzelnen Baureihe mal komplett auf Verbrenner?
Das sage ich noch nicht.
Ich schaue mir an, wie sich das Segment der Limousinen weiterentwickelt. Und wie schnell Kunden in bestimmten Klassen von der Elektrifizierung begeistert sind. Und ich schaue mir an, wer am ehesten bereit ist, dafür auch etwas mehr zu zahlen. Wer kann sich das am ehesten leisten?
Nein. Mich interessiert nicht, der Erste zu sein. Ich will immer der Beste sein. Wir Holländer sind ja auch beim Fußball gewohnt, nie Erster zu werden, aber den besten Fußball zu spielen. Doch wir von Audi sind auf jeden Fall in der Champions League dabei: In den nächsten 24 Monaten werden wir zwölf neue elektrifizierte Modelle auf die Straße bringen – reine E-Autos und Plug-in-Hybride. Und bis 2025 sind es 30 neue Modelle.
Endgültig ist das im Konzern noch nicht diskutiert. Aber ich sehe das als schwierig an, da die Verbreitung auf wenige Länder beschränkt ist und die Credits für e-gas fehlen. Gleichzeitig finde ich es schade, weil wir gute technische Lösungen haben.
Ich glaube, Quattro als Allradantrieb gehört zur DNA der Marke. Und ein eigenes Modell? Hmm ...
Audi war immer schon geprägt von bestimmten Ikonen: dem Ur-Quattro, dem TT, dem R8.
Na ja, sagen wir mal so: Wir überlegen uns das sehr genau angesichts der Zahlen. Der R8 pendelt zwischen 2.000 und 3.000 verkauften Autos jährlich. Und vom TT machen wir pro Jahr etwas über 20.000 Autos. Doch ob es davon jetzt direkte Nachfolger gibt oder nicht: Wir brauchen auf jeden Fall Ikonen.
Vielleicht was ganz anderes, was zur Marke passt. Aber was gleichzeitig mehr Zukunft verkörpert.

In Ländern wie den USA liegen wir jetzt bei fast 60 Prozent SUV-Anteil, in Europa wird es auch so kommen. Doch die ganz großen SUV zu elektrifizieren, schafft Gewichtsprobleme. Deshalb macht mich unser Q4 so glücklich. Wer den fährt, der spürt: Das ist ein idealer Einstieg.
Es wird nicht weniger SUV geben. Aber das große Wachstum sehe ich dort eher in der Mittelklasse.
Definitiv. Die Elektrifizierung wird teurer. Benziner und Diesel werden aber auch mehr kosten.
Durch unseren großen VW-Konzern haben wir eine glückliche Ausgangslage. Wir sind gerade dabei, mit Porsche die Elektrifizierungs-Architektur PPE zu machen. Da kommen superschöne Autos raus. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass gerade die deutsche Autoindustrie bei vielen Themen zusammenarbeitet: Elektrifizierung, autonomes Fahren, Connectivity, Sharing. Denn das alles kostet uns extrem viel Geld.
Schauen Sie nach China: Connectivity ist dort der Kaufgrund Nummer eins. Das kommt in Europa auch. Motor und Getriebe werden hingegen weniger wichtig. Deshalb kann man auch dort prinzipiell zusammenarbeiten und Dinge vereinheitlichen.
Das sogenannte Sharing wird immer mehr kommen. Ich sehe das bei meinen Kindern. Die sind 22 und 25 Jahre alt. Die sind viel weiter entfernt von Eigentum und Besitzen, die sehen auch die Welt ganz anders. Das ist eine andere Mentalität, und sie sind die Entscheider der Zukunft. Dazu kommt aber noch etwas anderes.
Die Tatsache, dass in Zukunft 60 bis 70 Prozent der Weltbevölkerung in der Stadt leben werden. Es gibt dort nicht genügend Fläche für immer mehr Autos. Wenn ich in Zukunft ein seriöser Partner sein will, dann muss ich unter der Marke Audi die Autos teilen. Sharing wird selbstverständlich werden. Aber ob das bei uns dann 30 bis 40 Prozent sein werden, wird man sehen.
Ja, sehr. Denn Digitalisierung und autonomes Fahren haben ja immer mit Technik zu tun. Das passt also auch in Zukunft. Wir von Audi wollen im Konzern die führende Marke sein, was Technologie betrifft.
Wir haben einen ganz klaren Plan, der aus sieben Modulen besteht, von Kapitaleinsatz, Marktdurchdringung und Materialeinsatz bis hin zum chinesischen Markt. Alle strategischen Ziele sind klar. Und wir liegen genau auf Plan. Wir machen nicht mehr alle Ableger eines bestimmten Modells, nicht jedes Modell bekommt alle Antriebsstränge, wir gehen nicht mehr in alle Märkte rein. Das alles spart Kosten. Wir müssen konsequent sein, viel konsequenter als früher. Ich schau immer nach vorne.