Der Versuch fand nach Mitteilung der EMPA bereits im Dezember 2019 statt, jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor. "Wir haben bei unserem Experiment vor allem auch an private und öffentliche Betreiber von kleinen und großen Tiefgaragen oder Parkhäusern gedacht", sagt Projektleiter Lars Derek Mellert von der Firma Amstein + Walthert Progress AG. "All diese bereits bestehenden unterirdischen Bauten werden immer häufiger auch von Elektroautos benutzt. Und die Betreiber stellen sich die Frage: Was tun, wenn solch ein Auto Feuer fängt? Welche gesundheitlichen Gefahren entstehen für meine Beschäftigten? Welche Effekte hat solch ein Brand auf den Betrieb meiner Anlage?"
Drei Brand-Szenarien
Für die Antworten haben die Schweizer Forscher zusammen mit dem Tunnelsicherheitsexperten Lars Derek Mellert Akkuzellen von E-Autos in einem Versuchsstollen in Brand gesetzt. Im Rahmen dreier Versuchsanordnungen analysieren sie die Verteilung von Russ- und Rauchgasen, aber auch die chemischen Rückstände im Löschwasser.
Neben einem Versuchsaufbau, der einer Tiefgarage mit knapp 800 Quadratmetern entspricht, wurde auch eine weitere Anordnung zum Testen des Löschwassers verwendet. Im dritten Versuch ging es um die Lüftungsanlage und in wie weit sich dort Substanzen in den Abluftkanälen festsetzen. In allen drei Szenarien nahmen die Forscher eine 32 kWh-Batterie (Vergleichbar der eines Kleinwagens), skalierten sie für den Versuch jedoch um 1/8 auf 4 kWh, die Räume wurden ebenfalls entsprechend angepasst.
Brennende E-Autos nicht gefährlicher als andere Pkw
Das Ergebnis der Versuche: Ein brennendes Elektroauto in einem Tunnel ist in Bezug auf die Hitzeentwicklung nicht gefährlicher als ein Fahrzeug mit konventionellem Antrieb, bilanzieren die Forscher. "Die Schadstoffemissionen eines Fahrzeugbrands waren schon immer gefährlich und unter Umständen tödlich", heißt es im Abschlussbericht.
Völlig unabhängig von der Antriebsform oder dem Energiespeicher müssen alle Personen bei einem Fahrzeugbrand in einem geschlossenen Raum möglichst schnell die Gefahrenzone verlassen. Auch die Konzentration der stark ätzenden, toxischen Flusssäure – oft als besondere Gefahr bei brennenden Batterien angesehen – blieb bei allen drei Versuchsaufbauten unter dem kritischen Bereich. Ebenfalls die Tunnellüftungen, sofern sie auf dem technisch aktuellen Stand sind, kämen mit brennenden E-Autos ebenso zurecht wie mit Benziner- oder Diesel-Fahrzeugen. Tunneleinrichtungen oder Lüftungsanlagen weisen auch später keine erhöhte Korrosion auf. Die Experten raten jedoch Garagenbetreibern nach einem Brand zu einer professionellen Sanierung. Die Russ-Rückstände an Wänden, Böden und Decken enthalten Kobaltoxid, Nickeloxid sowie Manganoxid und lösen ungeschützt starke allergische Reaktionen aus.
Löschwasser ist sehr giftig
Noch gefährlich ist indes das Lösch- und Kühlwasser. Hier ergaben die Analysen eine chemische Belastung, die das 70fache des Grenzwertes für Industrieabwässer in der Schweiz überstieg. Das Kühlwasser, das die Feuerehren in Tauschbädern verwendet, um das erneute Entzünden von Fahrzeugwracks zu verhindert, lag 100fach über dem Grenzwert.
Hinweis: In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen die Ergebnisse des E-Auto-Crashtests der Dekra.