Eigentlich sollte es bereits im Sommer 2021 auf den Markt kommen, aber jetzt ist die Serienversion des Zeltini Z-Triton immerhin tatsächlich da. Eine Reservierung kostet 100 Euro, das ganze Bike schlägt mit 14.500 Euro ins Kontor. Im Vergleich zum im Sommer 2020 vorgestellten Prototyp hat Zeltini das Serienmodell an vielen Stellen verbessert – was allerdings auch Probleme mit sich bringt.
Jetzt wäre eine Zulassung nötig
War der Fahrersitz beim Prototyp noch als klassischer Fahrradsitz ausgeführt, hat sich Zeltini jetzt für einen nach hinten verschiebbaren Sitz entschieden. Auch die Pedale sind jetzt deutlich höher angeordnet, was die Sitzposition des Fahrers im Vergleich zum Prototyp ändert. Die heftigste Änderung haben die Zeltini-Mitarbeiter jedoch bei den Motoren vorgenommen. Ursprünglich waren 250-Watt-Motoren (2 x 0,34 PS) als Antrieb vorgesehen, jetzt sind aber als Unterstützung für den Pedalantrieb ein 1,5 Kilowatt-Motor (2 PS) und für den Bootsantrieb ein 1,15 Kilowatt-Aggregat (1,56 PS) vorgesehen. Damit bräuchte das Fahrzeug in Deutschland eine Zulassung, die wiederum den Preis erhöhen könnte.

50 Kilometer an Land – 20 auf dem Wasser
Das Z-Triton soll an Land mit einer Batterieladung bis zu 50 Kilometer weit kommen, danach ist reine Muskelkraft gefragt. Auf dem Wasser sollen 10 Kilometer Fahrt möglich sein. Bei entladener Batterie können die Insassen zu den mitgelieferten Faltpaddels greifen. Die Zuladung beträgt beim Z-Triton auf dem Wasser und an Land maximal 200 Kilogramm.

Elektrisch angetriebenes Hausboot-Trike
Wer mit dem Z-Triton des lettischen Start-ups Zeltini unterwegs ist, dürfte Aufmerksamkeit erregen. Denn das Z-Triton ist ein Fahrrad mit Elektromotor, das sich ruckzuck zu einem elektrisch angetriebenen Boot und zu einem Zwei-Personen-Wohnmobil umbauen lässt. Und als wäre so ein Fahrzeug nicht schon ungewöhnlich genug, glänzt die Konstruktion auch noch mit einer liebevollen Ausstattung.

Zwei Elektromotoren für die Landpartie
Zur Ausstattung des Z-Tritons gehören ein Beleuchtungssystem, Scheibenbremsen, eine Hupe, USB-Anschlüsse und ein laut Hersteller bequemer Fahrersitz. Der aerodynamisch geformte Fahrer-Regenschirm hat es nicht ins Serienmodell geschafft. An Bord befinden sich noch zwei Wasserflaschen-Ablagen, ein Kaffeetassen-Halter, ein hochklappbarer Beifahrersitz und ein sogenannter Haustiersitz, der sich gegen einen Kindersitz tauschen lässt.

Blumentopf und Solarpaneele
Für ein grünes Ambiente sorgt serienmäßig ein Blumentopf im Schornstein – Zeltini empfiehlt, hier seine Lieblings-Gewürzpflanze zu platzieren, auf die man unterwegs beim Kochen vielleicht nicht verzichten möchte. Grünen Strom erzeugen sechs serienmäßig auf der Bootsoberfläche angebrachte Solarpaneele.

Schnelle Transformation zum Boot
Wer ins Wasser will, muss die beiden Räder an der Hinterachse einklappen, die kleinen Gummi-Pontons aufblasen und die Fahrtrichtung ändern: Das Fahrrad-Heck ist gleichzeitig der Bug des Bootes. Jetzt übernimmt ein elektrischer Zwölfvolt-Außenbordmotor mit einem Drehmoment von 54 Newtonmetern den Vortrieb. Der Motor soll sich einfach anstecken und wieder abziehen lassen. Je nach Batteriegröße soll auf dem Wasser eine Reichweite von zirka zehn Kilometern möglich sein. Die Fahrrad-Wohnmobil-Amphibie ist für Seen und Flüsse, aber nicht fürs Meer geeignet. Der Lithium-Ionen-Speicher ist an ein Schnell-Ladegerät gekoppelt und soll in verschiedenen Kapazitätsgrößen zur Verfügung stehen.

Als Boot verfügt der Z-Triton über eine spezifische Ausstattung wie beispielsweise zwei verstellbare Sitze, Abblend-, Fern- und Standlicht, eine Winde, einen Scheibenwischer, ein Voltmeter, Blinker, eine Hupe, ein Z förmiges Steuerrad, eine Innenbeleuchtung, eine Zwölfvolt-Steckdose, eine Uhr und ein Thermometer.
Mit Regalen, Tisch und zwei Schlafplätzen als Wohnmobil
Im Stand fungiert der Z-Triton nach ein paar Handgriffen als Wohnmobil. Die Bewohner gelangen über das verschiebbare Kuppeldach in den beleuchtbaren Innenraum. Der Schornstein soll drinnen sogar einfaches Kochen ermöglichen – dafür muss vorher natürlich der Blumentopf raus. Es gibt sechs Regale und einen zusammenklappbaren Tisch. Nach dem Entfernen der Sitze können zwei Personen auf einer zwei Meter langen und 85 Zentimeter breiten Fläche schlafen. Das klingt allerdings eher nach einer Koje für eine Person – oder verliebte Pärchen. Wer die winzige Unterkunft im Boots-Zustand mit einem Anker sichert oder an einem Steg vertäut, kann auch auf dem Wasser übernachten. Einen Wert für die maximale Zuladung hat Zeltini noch nicht festgelegt.

Hanffaser, Bio-Kunststoff und Sperrholz
Hersteller Zeltini ist beim Bau des Z-Triton der Einsatz nachhaltiger Materialien wichtig: Der Fahrradrahmen besteht aus Stahl (wird in der Serie wahrscheinlich durch Aluminium ersetzt), das Boots-Wohnmobil-Chassis fertigen die Letten aus Sperrholz und Hanffaser-Elementen. Viele Teile stellt Zeltini zudem per 3D-Druck aus dem Biokunststoff PLA (Polylactide) her.

Ab Sommer 2022 lieferbar
Zeltini-Gründer Aigars Lauzis wollte das Z-Triton ursprünglich im Sommer 2021 zu Preisen zwischen 7.000 und 9.000 Euro ausliefern. Allerdings war 2020 noch lange nicht klar, ob die Verantwortlichen das Projekt finanziell überhaupt stemmen können. Einige Finanzierungsrunden später ist die technische Serienreife geschafft – und der Preis erheblich auf 14.500 Euro geklettert. Zeltini möchte das Gefährt später auch als Bausatz und noch später als für 3D-Drucker herunterladbares Modell verkaufen. Auch ein Mietmodell können sich die Z-Triton-Macher vorstellen. Zeltini arbeitet zudem an einer App, mit der sich die Z-Triton-Fahrer in einer Community vernetzen können.
Idee nach 31.000-Kilometer-Fahrradreise
Zeltini-Gründer Aigars Lauzis ist Designer. Er hat das Z-Triton allein entworfen und gemeinsam mit Freunden und lokalen Handwerkern gebaut. Aigars hat als Landschafts-Architekt in London, Istanbul, Dubai, Singapur, Shanghai und in Lettland an einer Vielzahl von städtebaulichen Entwürfen gearbeitet. Nach seinem Studium fuhr er 2013 mit dem Fahrrad von London nach Tokio – 31.000 Kilometer innerhalb von vier Jahren. Auf der Reise fiel ihm nach eigenen Angaben die menschliche Kreativität in Sachen Design auf, aber auch die menschliche Destruktivität in Sachen Umweltzerstörung. In seiner kleinen Wohnung in Shanghai hatte er dann auf Basis dieser Erfahrungen seine Idee zu winzigen amphibisch fortbewegbaren Häusern. Das erste Modell bestand aus Schaumstoff und musste sich im nahegelegenen Parkteich beweisen. Zurück in seiner Heimat Lettland möchte Aigars noch eine Reihe weiterer amphibischer Unterkünfte bis zur Serienreife entwickeln.