Eigentlich wollten VW und Audi von 2033 an keine Verbrenner-Fahrzeuge mehr in Europa verkaufen. Offiziell wurde diese Ankündigung zwar noch nicht einkassiert, doch angesichts der aktuellen Kaufzurückhaltung bei E-Autos scheint der Wolfsburger Konzern immer weiter von seinem harten Elektrokurs abzurücken. So kündigte Konzern-Finanzchef Arno Antlitz bereits Mitte Februar 2025 an, dass Volkswagen bis 2028 satte 60 Milliarden Euro investieren werde, um "Verbrenner-Autos in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten".
Hybrid-Premiere im neuen T-Roc
Doch VW plant nicht nur mit den beiden Säulen Verbrenner- und Elektroautos. Demnächst kommt mit Vollhybrid-Antrieben à la Toyota eine weitere hinzu. "Volkswagen wird ab dem kommenden Jahr einen HEV anbieten", bestätigte ein Sprecher der Kernmarke kürzlich auf Nachfrage. Zur Erklärung: Das Kürzel HEV steht für "Hybrid Electric Vehicle", auf Deutsch: Hybridelektrofahrzeug. Es handelt sich also um Antriebe, bei denen ein Verbrenner mit Elektrokomponenten aufgerüstet wird und Ersterer als Generator dient, um die Batterie zu laden. Eine externe Lademöglichkeit per Stecker gibt es nicht.
Der neue VW-Hybridantrieb "kommt zunächst im neuen T-Roc zum Einsatz", so der Sprecher. Die zweite Generation des Kompakt-SUVs (siehe Video und Fotoshow) soll im September 2025 ihre Publikumspremiere auf der IAA in München feiern und kurze Zeit später auf den Markt kommen. Bereits zuvor will VW die technischen Einzelheiten des für den Konzern neuen Antriebs vorstellen. Bisher bleibt der Hersteller Details noch schuldig. Nur so viel: "Er bietet spürbar mehr Leistung bei einem deutlich reduzierten Verbrauch", so der Sprecher.
Adaption des PHEV-Antriebs, nur ohne Stecker?
Naheliegend wäre, dass der Hersteller seine aktuellen Plug-in-Hybridantriebe adaptiert, nur eben ohne Stecker. Den Verbrenner-Part übernimmt in diesem Layout aktuell der 1,5-Liter-TSI-Benziner mit dem internen Code EA 211 Evo. Die Kraftübertragung besorgt ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, in das der bis zu 85 kW (115 PS) starke E-Motor integriert ist. Die Leistungswerte für das Gesamtsystem liegen je nach Modellvariante bei 150 kW (204 PS) oder 200 kW (272 PS), die maximalen Drehmomente betragen 350 oder 400 Newtonmeter.
Doch allein für den T-Roc wird VW den Vollhybrid nicht adaptieren. Offiziell angekündigt ist die Antriebsoption bereits für den aktuellen, seit 2019 angebotenen VW Golf (die Facelift-Generation 8.5 kam im Frühjahr 2024) und den Škoda Octavia in seiner derzeitigen Gestalt. Dass VW so spät im Modellzyklus einen völlig neuen Antrieb integriert, stützt zudem die These, dass die aktuellen Generationen der kompakten Verbrenner-Baureihen länger durchhalten müssen als ursprünglich geplant. Sollten Golf, Tiguan und Co. tatsächlich – wie von diversen Medien berichtet – in wenigen Jahren nicht auslaufen, sondern noch einmal ein Facelift erhalten, könnte sich die Integration des Hybrids ins Modellportfolio lohnen.
Welche MQB-Evo-Modelle folgen?
Bereits jetzt stellt der Konzern in Aussicht, dass der neue Hybridantrieb keine exklusiv für den VW T-Roc und Golf sowie den Skoda Octavia entwickelte Technik bleiben wird. "Da es sich um eine Technologie des MQB Evo handelt, können weitere Marken und Modelle auf dieser Plattform folgen", sagt der Sprecher. Die aktuelle Version des "Modularen Querbaukastens" nutzen schließlich viele Hersteller aus dem VW-Imperium. Die Kernmarke selbst beim Passat B9, Tiguan III und Tayron, Audi beim A3, Seat und Cupra beim Leon und Formentor, Skoda obendrein beim Kodiaq und Superb sowie VW Nutzfahrzeuge beim Caddy und T7. All diese Modelle kommen theoretisch für eine Hybridisierung infrage. Ob sie letztlich auch umgesetzt wird, hängt von der jeweiligen Marktpositionierung und der Kernzielgruppe ab.
Angesichts der neuen Hybrid-Perspektive haben manche Marktbeobachter bereits den Abgesang auf den Dieselmotor bei den MQB-Baureihen angestimmt. Laut VW etwas verfrüht: Wie ein Sprecher auf Nachfrage bestätigte, bleibt jenen Modellen, bei denen aktuell Dieselmotoren angeboten werden, diese Motorbauart auch erhalten. 2024 war der Dieselanteil bei VW-Modellen wie dem Golf (19,2 Prozent), Passat (18,2 Prozent) und Tiguan (21,2 Prozent) noch erstaunlich groß. Volkswagen zufolge hänge eine langfristige Selbstzünder-Perspektive in erster Linie von der Kundenakzeptanz ab. Was bedeutet: Je erfolgreicher die neuen Hybridvarianten sind, umso enger wird es für den Dieselmotor.