Volkswagens Herz schlägt in Wolfsburg. Aber ein Großteil des Gehirns sitzt im Silicon Valley: Vor mehr als 20 Jahren wurde in Kalifornien das Electronics Research Laboratory (ERL) eröffnet. 1998 begann es mit drei Mitarbeitern, inzwischen führen dort 180 Ingenieure, Sozialwissenschaftler, Forscher und Produktdesigner den Volkswagen-Konzern in die Zukunft und kümmern sich um vorrangig um die Themen Elektromobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren. Nun wird das Forschungs- und Entwicklungszentrum umbenannt; es heißt fortan Innovation and Engineering Center California (IECC) und soll im Konzern eine noch größere Rolle spielen als zuvor das ERL.
Digitales Showcar auf Basis des Typ-2-Bullis
Um die Neuerung zu feiern, hat Volkswagen USA ein Showcar gebaut, das die Vergangenheit und Zukunft des Konzerns symbolisieren und vereinen soll. Das Type 20 genannte Auto basiert auf einem 1962er Typ 2-Bulli mit elf Fenstern, verfügt nun aber statt über einen knatternden Vierzylinder-Boxer über einen elektrischen Antriebsstrang. Der E-Motor leistet 122 PS und liefert ein Drehmoment-Maximum von 235 Newtonmetern. Die Batterie hat mit zehn Kilowattstunden eine überschaubare Kapazität, dafür beträgt die Leistung des On-Bord-Ladegeräts 2.500 Watt. Das aktive Luftfahrwerk, das nicht nur die Bodenfreiheit beim Fahren an die jeweiligen Gegebenheiten anpasst, sondern auch die Karosserie anhebt, sobald sich der Fahrer nähert und einsteigen möchte, hat Volkswagen USA zusammen mit Porsche entwickelt.

Doch VWs ERL beziehungsweise IECC arbeiten nicht nur an Elektroantrieben. Das Type 20-Showcar illustriert das mit seinen weiteren technischen Dreingaben, zu denen die biometrische Identifikation gehört. Das System arbeitet mit Echtzeit-Gesichtserkennung samt Weitwinkelkamera, die in das zweite Fenster auf der Fahrerseite integriert ist. Es registriert über seine Sensory SDK-Software sowie Nvidia-Chips, ob berechtigte Personen Zugang zum Auto verlangen.
Holografisches Infotainmentsystem, natürliche Sprachbefehle
Außerdem haben die Entwickler drei Richtmikrofone installiert: im Cockpit, im hinteren Fahrgast- und außen am Frontbereich. Ein „intelligenter Sprachagent“ kann natürliche Sprachbefehle empfangen und lernt stets dazu. Über die Scheinwerfer und das Volkswagen-Logo kommuniziert der digitale VW- Bus per LED außerdem mit seiner Außenwelt. Obendrein ist in das Bulli-Armaturenbrett ein holografisches Infotainmentsystem integriert, das 3D-Bilder erzeugt, ohne dass die Insassen dafür spezielle Brillen tragen müssen.
Beim Design ist die Abstammung vom T1-Bulli zwar klar erkennbar, aber dennoch weist die Gestaltung einige Besonderheiten auf. Das Aussehen von Außenspiegeln, Felgen, Lenkrad und hinterer Sitzgruppe entstand mittels generativen Designs. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der sich auf die Maximierung der Festigkeit bei gleichzeitiger Gewichtsminimierung konzentriert und die natürliche Evolution zur Schaffung organischer Formen nachahmt.
Besonders viele Menschen werden das Type 20 Showcar nicht zu Gesicht bekommen. Volkswagen USA wird es fortan zusammen mit anderen Prototypen, weiteren Schöpfungen der Projektteams und historischen Fahrzeugen im IECC ausstellen. Aber den ein oder anderen Messeauftritt wird der modernisierte Bulli sicher auch noch haben.