E-Scooter im Test: Xiaomi Mi M365, Ninebot ES2 und Moovi

Xiaomi Mi M365, Ninebot ES2 und Moovi
Der große E-Scooter Vergleichstest

E-Scooter Elektro Tretroller Test Vergleich BMW X2 City Metz Moover Xiaomi M365 Moovi Ninebot ES2
Foto: Tyson Jopson

Wer menschliche Kälte in reinster Form mal am eigenen Leib erfahren möchte, der drückt sich einfach mit einem Fahrrad in einen vollen Pendler-Zug. Wenn Blicke töten könnten – Sie wären platt, bevor Sie „CO2-Bilanz“ sagen können. Nun steht in Deutschland aber eine neue Form der Mobilität auf der Schwelle zur Massen-Tauglichkeit: Die Elektro-Tretroller. Damit lässt sich das eben geschilderte Szenario allgemeinverträglich entschärfen. Bevor sich die halbe Bundesrepublik aufs Trittbrett schwingt, haben wir drei Modelle im Preisrahmen zwischen 400 und 600 Euro für Sie getestet.

Die Alltagstauglichkeit

Bevor wir zu den harten Testfakten kommen, stellen wir eine grundsätzliche Frage: Taugen die Dinger im Alltag überhaupt? In unserem Test können die Scooter für dieses Kapitel maximal 15 von insgesamt 100 Punkten einstreichen. Dabei geht es um die Handlichkeit, das Gewicht und die Ergonomie.

E-Scooter Elektro Tretroller Test Vergleich BMW X2 City Metz Moover Xiaomi M365 Moovi Ninebot ES2
Tyson Jopson

Wir könnten kurz davor stehen, im urbanen Alltag eine neue Sportart zu etablieren: Treppen erklimmen mit Scooter. Nervt ein bisschen, ist aber gut für die Beinmuskulatur. Dem Moovi kommt hier sein geringes Gewicht von nur rund zehn Kilo zu Gute, falls Sie nicht auf Oberschenkel á la Claudia Pechstein aus sind. Der Ninebot ES2 ist mit 12,5 Kilo unser schwerster Brocken, knapp dahinter rangiert mit 12,2 Kilo der Xiaomi. In allen Fällen ist die Gewichtsklasse noch vertretbar und überfordert niemanden, der in seinem Leben schon ein paar Kilometer im aufrechten Gang verbracht hat. Der Ninebot lässt sich allerdings besser tragen als der Xiaomi, weil sein Akku im Lenker sitzt. Zusammengeklappt sieht es allerdings anders aus, da verhilft die Batterie im Trittbrett zur besseren Balance.

Wo wir grade beim Zusammenklappen sind: Das gelang uns mit dem Xiaomi (5,85 Sekunden) am flottesten, allerdings ist der Moovi in seiner kompaktesten Gestalt nach 7,1 Sekunden etwas handlicher, weil sich auch die Griffe abwinkeln lassen. Den ES2 falten Sie zwei Zehntel schneller zusammen. Wer seinen E-Scooter auch mal im Kofferraum des Autos transportieren möchte, fährt mit dem Moovi dank der überschaubaren Abmessungen (96 cm X 16 cm X 30 cm) am besten.

E-Scooter Elektro Tretroller Test Vergleich BMW X2 City Metz Moover Xiaomi M365 Moovi Ninebot ES2
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Ergonomie und Spielereien

Was im Fahrbetrieb unter Umständen gefährlich werden kann, sind die offenen Leitungen an der Lenkstange des Xiaomi. Hier kann man schnell mal hängenbleiben und auf der Nase landen. Zwar sind auch beim Moovi offenliegende Leitungen zu sehen, aber die Schlaufen sind nicht gar so groß geraten. Lediglich der Ninebot versteckt alles innerhalb des Gehäuses.

Der Scooter von Xiaomi ist, diplomatisch ausgedrückt, am effizientesten gestaltet. Sprich: Es gibt keine Spielereien, hier geht es nur ums Fahren. Wobei: Eine App lässt sich auf dem Smartphone installieren, mit der beispielsweise eine Wegfahrsperre aktiviert werden kann. Wird der Tretroller dann bewegt, blockiert er, und auf dem Smartphone erscheint ein Warnhinweis. Der Segway verfährt nach dem gleichen Vorbild, bei Moovi geht man lieber auf Nummer sicher. An einer Öse unten an der Lenkstange kann der Scooter einfach mit einem Fahrradschloss gesichert werden.

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Das Spielkind unter den Kontrahenten ist eindeutig der Ninebot – allem voran wegen seiner per App stufenlos regulierbaren Unterbodenbeleuchtung. Die kann sogar rot-blau blinken, wie die Sirene eines US-Streifenwagens. Das Display am Roller zeigt den Ladezustand und die Geschwindigkeit. Zusätzlich lässt sich die Power in drei Stufen regulieren. Je nachdem, ob auf Eco, Standard oder Sport geschaltet wird, geht es mit vollem Tempo oder in gedrosselter Geschwindigkeit voran. Unterschiedliche Fahrstufen bringen alle drei mit, der Xiaomi allerdings verzichtet auf ein Display und zeigt lediglich über vier LED-Punkte den Ladezustand der Batterie an. Am Moovi gibt es einen Bordcomputer, der an ein Fahrrad-Tacho erinnert. Hier liest der Fahrer Laufleistung, Akku-Pegel und Geschwindigkeit ab.

In der Summe kann Moovi hier mit 9,6 von 15 Punkten die meisten Zähler einstreichen. Dahinter sortiert sich der Ninebot ES2 mit 9,4 Punkten ein. Auf dem letzten Platz landet der reduzierte Xiaomi mit 6,5 Punkten.

Schweißnähte und Klappern

E-Scooter Elektro Tretroller Test Vergleich BMW X2 City Metz Moover Xiaomi M365 Moovi Ninebot ES2
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Bei der Verarbeitung zeigen sich deutliche Unterschiede, wobei es nun nicht so ist, dass einer der Roller droht auseinander zu fallen. Der Leichtbau-Scooter Moovi könnte diesen Eindruck wohl am ehesten provozieren, weshalb er in dieser Wertung auch nur 4,5 von 10 Punkten einstreicht. Beim Fahren klappert es hörbar, was auch daran liegt, dass sich die Höhe der Lenkerstange verstellen lässt, wie bei einem Fitnessgerät – drei Löcher für unterschiedliche Stufen, die dann per Metallniete fixiert werden. Dieses System lässt mehr Spiel zwischen den Bauteilen zu, als bei den anderen Modellen.

Der Xiaomi wirkt da schon stabiler und erhält dafür 6,5 Punkte. Die Konstruktion macht einen stabilen und haltbaren Eindruck, allerdings sind die Schweißnähte zwischen Lenkstange und Trittbrett nicht wirklich hübsch. Dazu ragen, wie erwähnt, die Leitungen weit aus der Konstruktion, wodurch der Scooter etwas kleinteilig wirkt. Deshalb kann auch der Ninebot diese Wertung mit 7,5 Punkten für sich entscheiden, denn die Verarbeitung ist super und der E-Scooter wirkt wie aus einem Guss. Die satinierte Oberfläche des Metalls fasst sich gut an, lediglich die Gummierung des Trittbretts wird vermutlich nicht für die Ewigkeit gemacht sein.

Fahrverhalten

Das Kapitel Fahreigenschaften unterteilen wir in objektive Messwerte und subjektive Eindrücke der verschiedenen Tester. Und in diesem Kapitel gibt es, so viel sei schon jetzt verraten, große Unterschiede.

Beginnen wir mit den fahrdynamischen Messungen. Ein guter Beschleunigungswert sorgt für Fahrspaß. Deshalb ist der Wert von Null bis 20 Km/h das erste Kriterium. Hier liegt der Ninebot mit 7,4 Sekunden nur 0,2 vor dem Moovi. Der Xiaomi stellt sich dagegen mit 9,2 Sekunden hinten an. Beim wichtigeren Wert, der Elastizität von 10 – 20 Km/h bleibt der Xiaomi mit 5,7 Sekunden dann aber nur noch 0,2 hinter dem Moovi zurück. Der Ninebot geht auch hier mit 4,8 Sekunden in Führung.

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Das sind die besten Voraussetzungen in der nächsten Testkategorie, dem Handlingkurs, ebenfalls gut abzuschneiden. Hier gilt es einen rund 100 Meter langen Parcours aus Slalom und schneller Kurvenfahrt zu absolvieren. Der Abstand zwischen den Pylonen beträgt vier Meter. Der Ninebot ES2 startet als Favorit und wird dieser Rolle subjektiv auch gerecht. Spielerisches Handling und eine gute Straßenlage fördern das Vertrauen in die Traktion und die Pylonen können schnell umkurvt werden. Beim Anbremsen auf die langgezogene Kurve bleibt er gut kontrollierbar und erlaubt dank der größeren Räder auch eine stärkere Schräglage. Beim Rausbeschleunigen helfen dem ES 2 die guten Elastizitätswerte und am Ende steht eine 19,928 s auf der Stoppuhr.

Moovi verschenkt Potential

Der leichte Moovi ist der zweite Roller auf dem Handlingkurs und sollte durch sein Gewicht und die guten Beschleunigungswerte ebenfalls flott unterwegs sein. Aber schon kurz nach dem Start belehrt er eines Besseren. Die kleinen Hartgummiräder in Kombination mit dem Lenker, der sich zwar platzsparend zusammenklappen lässt, aber wegen seiner beweglichen Teile während der Fahrt auch viel Spiel zulässt, sorgen für ein unsicheres Fahrgefühl. Zumal die ganze Fahrt auch noch von einem klappernden Geräuschpegel untermalt wird. So nutzt man das Potential, das durch die gute Gasannahme gegeben wäre, nicht voll aus. In der langen Rechtskurve der Teststrecke traut man dem Moovi weniger Schräglage zu und verliert weiter Zeit. So kommt der kleine Roller nach 21,97 Sekunden ins Ziel und liegt damit rund zwei Sekunden hinter dem Ninebot von Segway.

Dritter Kandidat ist der Xiaomi. Optisch ähnelt er dem Segway, sein Akku sitzt aber im Trittbrett und nicht im Lenker. Das sorgt für einen tieferen Schwerpunkt und gutes Handling. Sein Fahrverhalten wirkt von Anfang an spielerisch und der Slalom geht leicht von der Hand. In der langen Kurve erlaubt er etwas mehr Schräglage als der Ninebot und kann so mit einer höheren Geschwindigkeit bewegt werden. Mit 19,492 Sekunden gewinnt der Xiaomi den Test auf dem Handlingkurs. Neben der guten Fahrbarkeit ist hierfür auch die Höchstgeschwindigkeit verantwortlich. 24 Km/h schaffte der Roller bei der Messung. Der Segway 22 und der Moovi 21,5 Km/h.

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Xiaomi ist Schlechtwege-König

Die subjektiven Eindrücke sammelten wir auf ausführlichen Testfahrten auf verschiedensten Untergründen. Während gut geteerte Wege keinem der drei Kandidaten Probleme machen, gibt es auf holprigem Geläuf spürbare Unterschiede. Die Härteprüfung auf Kopfsteinpflaster gerät mit dem Moovi wegen seiner kleinen Rädern zur Tortour. Durchgeschüttelt, dass man kaum noch sehen kann wo es hingeht, sollte man auf diesem Untergrund lieber absteigen und schieben. Überhaupt erfordert der Moovi die größte Aufmerksamkeit, da ihn schon kleinere Schlaglöcher aus dem Tritt, und im schlimmsten Fall abrupt zum Stehen bringen. Auch abgesenkte Bordsteine können ihm zum Verhängnis werden. Die beiden anderen Roller mit den größeren Rädern meistern die Kopfsteinpflasterprüfung ordentlich, aber Spaß macht die holprige Fahrt auch dort nicht. Abgesenkte Bordsteine erklimmen beide halbwegs problemlos. Insgesamt ist der Xiaomi bei schlechten Wegen aber der komfortabelste.

Wenn der Akku mal leer sein sollte, oder wenn man Bergauf mit Treten nachhelfen muss, kann der leichte Moovi wieder Punkte sammeln. Seine Ähnlichkeit zu klassischen Tretrollern kommt ihm hier zu Gute und man kommt gut voran. Insgesamt gefällt hier aber der Segway am besten, da er sich auch im Tretmodus sehr gut kontrollieren lässt. Einen Punktabzug gibt es für den Frontantrieb beim Bergauffahren mit Tretunterstützung, da man hier automatisch das Vorderrad entlastet, und so die Traktion des Rollers unterbricht.

Fasst man alle Testkriterien zusammen gewinnt der Ninebot das Kapitel Fahreigenschaften mit 24,3 von 35 möglichen Punkten. Platz zwei geht an den Xiaomi mit 23,5 und etwas abgeschlagen landet der Moovi auf Platz drei mit 17,1 Punkten.

Reichweite und Laden

Das Laden und die Reichweite zählen zu den nüchternsten Themen rund um die Elektro-Tretroller, für viele aber auch zu den wichtigsten. Ob ein Roller nach jeder Fahrt wieder ans Netz muss oder einen halben Tag benötigt, um seinen Akku vollzuladen, kann am Ende – je nach Relevanz für den Verbraucher – über den Kauf entscheiden.

Um die Reichweite der E-Tretroller zu ermitteln, fuhren drei Tretroller-Tester (alle zwischen 75 und 80 Kilo Gewicht) unsere rund zwei Kilometer lange Verbrauchsrunde so lange, bis die Akkus komplett leer waren. Für eine bessere Vergleichbarkeit, fuhren sie in der Gruppe und erreichten so auf dem realitätsnahen, teils hügeligen Rundkurs, ein Durchschnittstempo von rund 16 km/h.

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Xiaomi M365 kommt am weitesten

Bereits nach der vierten Runde und einer knappen dreiviertel Stunde ging dem Moovi die Puste aus. So kam der teuerste Roller im Vergleich nur auf elf Kilometer Reichweite und damit nur halb so weit wie der Hersteller verspricht. Der Ninebot ES2 hielt etwa eine Stunde durch und brachte es mit 15,9 Kilometern rund fünf Kilometer weiter. Der ES2 bleibt damit aber rund zehn Kilometer und gut ein Drittel hinter der Herstellerangabe von 25 Kilometern zurück – immerhin: gegen 199 Euro lässt sich ein zweiter Akku für den ES2 ordern, der ihm laut Hersteller dann zu 45 Kilometer Reichweite verhelfen soll. Ob das wirklich stimmt, muss gegebenenfalls ein weiterer Test zeigen.

Wider Erwarten wirbt der chinesische Xiaomi M365 mit realistischen Werten und kommt mit stolzen 27,3 Kilometern im Test sehr nah an die versprochenen 30 Kilometer ran, sodass unser Testfahrer knapp 1,5 Stunden im Kreis fahren musste, bis der Akku leer war. Grund für die großen Unterschiede zwischen den E-Scootern sind nicht nur die unterschiedlich starken Motoren, sondern vor allem die Akkukapazitäten. So ist im Trittbrett des Reichweitenkönigs von Xiaomi (250 Watt-Motor) ein Lithium Ionen-Akku vom Batteriehersteller LG verbaut, der auf eine Kapazität von 280 Wh kommt. In der Lenksäule des ES2 (300 Watt-Motor) sitzt dagegen nur ein Akku mit 187 Wh und der Stromspeicher im Trittbrett des Moovi (150 Watt-Motor) kommt sogar nur auf eine Kapazität von rund 150 Wh.

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Wer übrigens darauf spekuliert, einfach einen Ersatz-Akku mitzunehmen und ihn unterwegs zu tauschen, wird enttäuscht – alle Batterien sind fest in den E-Scootern verbaut und können nur direkt am Gerät geladen werden. Was uns zum zweiten Teil des Akku-Kapitels bringt: dem Laden.

E-Scooter-Ladezeiten im Test

Alle drei E-Scooter werden mit kompakten Netzteilen ausgeliefert. Da der deutsche Normenzwang hier offenbar noch nicht angekommen ist, setzen sie auf unterschiedliche Netzteile mit teils unterschiedlichen Leistungen und Steckern. So liefert das Ladegerät des Moovi beispielsweise 84 Watt, die Netzteile des Segway Ninebot und des Xiaomi M365 nur 71 Watt. Vor diesem Hintergrund verwundern die unterschiedlichen Ladezeiten nicht.

Trotz kleinem Akku und vergleichsweise starkem Netzteil benötigt der Moovi 3:45 Stunden um den Akku von null auf 100 Prozent zu laden und kommt dabei auf eine Ladeleistung von rund 220 Watt. Damit dauerte der Ladevorgang fünfmal so lang wie die eigentliche Fahrt. Der Ninebot hing 4:30 Stunden an der Steckdose und verbrauchte in dieser Zeit 260 Watt für die Vollladung. Damit lädt der Fronttriebler der Segway-Tochter trotz schwächerem Netzteil deutlich effizienter als der Moovi. Ähnlich effizient und deshalb viel länger dauerte es, bis beim Xiaomi M365, bis wieder alle vier LEDs der Akku-Anzeige leuchteten. Durch das schwache Netzteil musste er 7:05 Stunden lang laden und verbrauchte dabei 400 Watt. Spätestens hier rächt sich dann die große Reichweite und der China-Roller muss sich dieselben Vorwürfe gefallen lassen wie Elektroautos, die auf ein Schnellladesystem verzichten.

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Bei allen drei Rollern ähnlich ist dagegen der eigentliche Ladevorgang. So ergab die Analyse der Ladekurven, dass alle drei Netzteile zu Beginn zwischen 0,6 und 0,7 Ampere aus der Messsteckdose zogen und im letzten Drittel der Zeit nur noch 0,1 bis 0,2 Ampere abriefen. Beim Xiaomi waren es sogar die letzten drei Stunden, was den Ladevorgang so in die Länge zog.

Hinter den Erwartungen geblieben

Schade, dass sich bei keinem der Roller der Akku tauschen lässt. Das hätte zum einen den Charme, dass bei altersschwachen Akku-Zellen nicht der ganze Roller schrottreif wäre, zum anderen müsste man den schmutzigen Roller zum Laden nicht mit in die Wohnung nehmen und könnte bequem nur den Akku in die Dachgeschosswohnung tragen. Bemerkenswert waren die Leistungen der Roller dennoch – wenn auch nicht immer positiv.

So gewinnt, der Xiaomi M365 das Akku-und-Reichweiten-Kapitel mit 8 von 15 Punkten, wobei nur das Thema Ladezeit einen besseren Wert verhinderte. Hätten ihm die Chinesen ein stärkeres Ladegerät gegönnt, wäre mehr drin gewesen. Einen Punkt dahinter landet der Ninebot ES2 und mit 6,3 Punkten liegt der Moovi durch seine kurze Reichweite von knapp 11 Kilometern und dafür langer Ladezeit von 3:45 Stunden auf dem letzten Platz. Vom teuersten Roller im Feld hatten wir mehr erwartet.

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Sicherheit im Verkehr

Alle drei E-Scooter im Test sind mit Vorder- und Rücklicht ausgestattet, so wie es die Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge vorsieht. Beim Xiaomi werden die LEDs aktiviert, indem der Fahrer ein zweites Mal auf den Startknopf in der Mitte der Lenksäule drückt. Dann strahlt es vorne hell, während hinten, mittig auf dem Schutzblech ein kleines rotes Lämpchen leuchtet. Wird der Handbremshebel betätigt, blinkt die rote LED. Die Leuchtkraft der Vorder- und Rückleuchten gehen bei diesem E-Tretroller absolut in Ordnung.

Ähnlich verhält es sich auch beim Ninebot ES2, mit dem Unterschied, dass er zwei Rückleuchten hat. Die sitzen zwar seitlich vom Hinterrad, sind aber trotzdem gut sichtbar. Auch bei diesem E-Scooter erleuchten die LEDs, sobald der Startknopf das zweite Mal gedrückt wird. Und auch hier blinken die Rückleuchten, beim Bremsen. Insgesamt sind die Leuchten aber etwas heller als beim Xiaomi, wodurch der E-Tretroller von Segway bei Dunkelheit besser wahrgenommen wird.

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Moovi Leuchtkonzept geht nicht auf

Mit einem weitaus weniger wirksamen Beleuchtungskonzept kommt der Moovi. Zuerst einmal ist es nicht ganz so intuitiv bedienbar. Wie gehen die Lichter an? Neben dem Display sind drei kleine Tasten angebracht, wer die oberste lange gedrückt hält, schafft es, Vorder- und Rücklichter anzuknipsen. Statt einem Lämpchensymbol ist lediglich ein Pfeil auf dem Taster. Was der mit der Beleuchtung zu tun hat, wissen wir nicht. Es könnte aber damit zusammenhängen, dass es sich bei den Leuchten am Moovi auch eher um eine Unterboden- und Räderbeleuchtung handelt, als um Scheinwerfer und Rückleuchten. Die LEDs sind nämlich unter dem Trittbrett angebracht.

Die weißen LEDs leuchten den Bereich ums Vorderrad aus, die beiden kleinen Lichtkegel reichen nur für etwa 60 Zentimeter nach vorne, wobei der Bereich direkt vor dem Vorderreifen dunkel bleibt. Zwischen den beiden Lichtkegeln nach vorne klafft Dunkelheit. Als wäre das nicht schlimm genug, wird die linke Leuchte zusätzlich vom eingeklappten Seitenständer blockiert, was den Lichtkegel noch weiter schmälert. Nach hinten wird ebenfalls hauptsächlich der Bereich um das Rad gut ausgeleuchtet. Vorne wie hinten gelingt es den LEDs so kaum, den Fahrer mit seinem E-Scooter für andere Verkehrsteilnehmer gut sichtbar zu machen. Und auch für gute Sicht nach vorne auf den Straßenbelag reichen die Leuchtmittel nicht aus.

Bremsentest aus 20 km/h

Für das Kapitel Sicherheit ist der Bremsweg essentiell, aber auch das Bremsverhalten darf bei den E-Scootern nicht vernachlässigt werden – denn was nützt der kürzeste Bremsweg, wenn das Gefährt den Fahrer abwirft, weil das Hinterrad in die Luft steigt, der Bremsvorgang also einen „Stoppie“ verursacht. Da sich bei den Kandidaten die Bremsleistung am Vorderrad allerdings stark in Grenzen hält, waren derlei Manöver nicht zu befürchten.

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Der Xiaomi M365 gewinnt mit 3,89 Metern Bremsweg nicht nur den Bremsentest aus 20 km/h, sondern ist auch der einzige der drei Kandidaten, der die Vorgabe aus dem letzten Entwurf für die Elektrokleinstfahrzeugeverordnung erfüllt: Vorgeschrieben sind da 3,5 m/s², was bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h einem Bremsweg von 4,4 Meter entspricht. Der Ninebot by Segway ES2 kommt auf 4,84 Meter Bremsweg, beim Moovi sind es sogar 5,64 Meter. Wir haben jedem E-Tretroller mindestens zehn Bremsungen aus 20 km/h zugestanden. Gebremst haben immer die gleichen drei Tester (50 Kilo, 80 Kilo und 100 Kilo). Bedingung: Gebremst wird volle Möhre, aber die Bremsung muss gestanden werden. Das heißt wenn das Manöver einen besonders kurzen Bremsweg ergab, der Testfahrer aber am Ende nicht mehr auf dem Roller stand, dann zählte der Versuch nicht.

Unterschiedliche Bremskonzepte

Der Xiaomi und der Ninebot bremsen vorne über den Motor per Rekuperation, der Moovi muss vorn ohne Bremse auskommen, rekuperiert dafür aber über den Motor im Hinterrad. Hierfür wird der Motor umgepolt und speist so, wie ein Generator, Energie zurück in den Akku. Mal davon abgesehen, wie sinnvoll eine Rekuperationsfunktion bei einem Elektrokleinstfahrzeug sein mag, als Bremse taugt sie in allen drei Fällen nicht besonders gut. Per Daumenhebel wird beim Segway Ninebot ES2 und beim Moovi die Motorbremse aktiviert, den Rest muss der Fahrer per Schutzblechbremse rausholen, also mit dem Fuß das Schutzblech auf den Vollgummireifen drücken. Geht der Akku unterwegs leer, ist das Schutzblech auch die einzige Bremse, die bleibt, denn ohne Motorelektronik keine Motorbremse.

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Der Xiaomi M365 hingegen punktet mit seiner Scheibenbremse am Hinterrad, die per klassischem Handhebel auch noch leicht zu bedienen ist – wie beim Fahrrad. Die wirksame Scheibenbremse nur hinten zu verbauen, ist nicht optimal, denn beim Bremsvorgang selbst wird ja das Hinterrad entlastet und blockiert dadurch schneller. Der Kompromiss, den der chinesische Hersteller hier geht, ist aber in Ordnung. Denn die Gefahr, mit einer bissigen Scheibenbremse am Vorderrad einen Stoppie zu verursachen, besteht beim Xiaomi nicht – und trotzdem hält er den Grenzwert ein. Dazu kommt eine ABS-Funktion, um das Blockieren am Heck zu verhindern.

Fazit: Machen wir uns nichts vor, auch 3,89 Meter Bremsweg aus 20 km/h sind viel. Im Zweifel zu viel. Zum Vergleich haben wir noch ein Touring-E-Bike aus 20 km/h voll abbremsen lassen – das kam auf 2,28 Meter. Klar, die Fahrwerksgeometrie eines Fahrrads, und damit auch das Bremsverhalten, ist komplett anders – als E-Scooter-Fahrer schadet es sicher nicht, sich das bewusst zu machen. Wer meint, mit Xiaomi, Ninebot oder Moovi in einer Gefahrensituation rechtzeitig zum Stehen zu kommen – dem raten wir: abspringen ist im Zweifel womöglich sicherer. In Sachen Beleuchtung ist man bei Dunkelheit mit Xiaomi M365 und Ninebot ES2 gut aufgestellt, der Moovi konnte uns allerdings nicht überzeugen. Immerhin: Die überarbeitete Version des Moovi kommt mit einer Trommelbremse am Vorderrad, was den Bremsweg sicherlich verbessert.

Die Rechtslage

Ist mein bereits gekaufter E-Scooter zulassungsfähig? Kurz: Nein, höchstwahrscheinlich nicht. Um mit einem E-Scooter legal unterwegs zu sein, braucht‘s eine Haftpflichtversicherung. Das Klebeschildchen der Versicherung (Kosten: rund 30 Euro jährlich) gibt es aber nur, wenn der E-Tretroller eine Typengenehmigung hat. Den Nachweis hierüber liefert das Typenschild, auf dem die Fahrzeugart „Elektrokleinstfahrzeug“ und die Fahrzeugidetifikationsnummer stehen. Anhand dieser Nummer kann die Versicherung überprüfen, ob der E-Scooter den gesetzlichen Anforderungen entspricht.

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Da das Typengenehmigungsverfahren über das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) verhältnismäßig aufwendig ist und die Hersteller eine spürbare Summe kostet, gehen wir davon aus, dass es für bereits ausgelieferte E-Scooter keine Rückrufe und Genehmigungsverfahren geben wird. Selbst wenn ein bereits gekaufter Elektrotretroller genau den Anforderungen der neuen Elektrokleinstfahrzeugeverordnung entspräche, müsste der Hersteller den E-Scooter zurückrufen und nachträglich das Typenschild samt Fahrzeugidentifikationsnummer anbringen. Uns ist derzeit nur ein Hersteller bekannt, der den Käufern in der Vergangenheit versprach, die Roller zurückzunehmen und so anzupassen, dass sie zulassungsfähig sind, was er sich im Vorfeld aber auch mit rund 180 Euro extra bezahlen lässt. (IO Hawk). Immerhin: Moovi bietet eine Umtauschaktion für bereits gekaufte Geräte an, die dann durch ein zulassungskonformes Modell ersetzt werden – allerdings nicht zum Nulltarif, sondern mit 450 Euro Rabatt. Der Moovi kostet dann 349 statt 799 Euro. Erfreulich: Die überarbeitete Version kommt mit einer Trommelbremse am Vorderrad.

Zulassung für geteste E-Scooter?

Die von uns getesteten E-Scooter werden nachträglich höchstwahrscheinlich keine Zulassung bekommen, trotzdem sind die ermittelten Werte vergleichbar mit den künftig legalen (fast baugleichen) Modellen. Die Unterschiede werden minimal sein. Der Xiaomi beispielsweise wird gedrosselt auf 20 km/h kommen, Segway und Moovi benötigen neben besserer Bremsleistung auch noch eine Klingel.

Unser Rat: Einfach noch ein paar Wochen abwarten, bis die Typengenehmigungsverfahren beim KBA durch sind und ihr bei eurem Wunschmodell sicher sein könnt, dass es zulassungsfähig ist. Denn ab dem 15. Juni ist es ganz einfach zu kontrollieren, wer legal unterwegs ist und wer nicht – Schild oder nicht Schild, das ist dann die Antwort.

E-Scooter Elektro Tretroller Xiaomi Ninebot Moovi Vergleich
Tyson Jopson / ams

*Das Kapitel Fahreigenschaften umfasst folgende Kriterien: Beschleunigung, Elastizität, Topspeed, Handlingparcours, Bordsteintest, Bodenfreiheit, Fahren ohne Antrieb/Trittbretthöhe, Wendekreis, Testfahrten auf Schotter, Wiese sowie Kopfsteinpflaster, Fahrwerk/Stabilität, Ansprechverhalten, Mindestgeschwindigkeit bis Motor zuschaltet.

Das Kapitel Sicherheit umfasst folgende Kriterien: Bremsweg aus 20 km/h und das Bremsverhalten, also die Stabilität während des Bremsvorgangs.

Das Kapitel Akku umfasst folgende Kriterien: Reichweite und Ladezeit.

Das Kapitel Alltagstauglichkeit umfasst folgende Kriterien: Zusammenklappen auf Zeit, Gewicht, Ergonomie (Lenkerhöhe, verstellbarer Lenker, Lenkerbreite), technische Ausstattung (Display, Connectivity, technische Gimmicks), Tragemöglichkeit, Trittbrett (Größe, rutschfester Belag, Stabilität), herausnehmbarer Akku, Ersatzakku, Seitenständer/Hauptständer, Zubehör und Diebstahlsicherung.

Im Kapitel Verarbeitung zählt der Gesamteindruck – Gelenkspiel, Schweißnähte, Materialanmutung, Geruch fließen in diese Wertung mit ein.