Während die Corona-Pandemie vor allem der europäischen und amerikanischen Automobilindustrie schwer zusetzt, sind sie in China bereits wieder ein Stück weiter. Im Land der unbegrenzten (Kontroll-)Möglichkeiten dürfen sogar große Automessen wieder stattfinden. Die Peking Auto Show wurde zwar coronabedingt vom Frühjahr in den Herbst 2020 verschoben, hat dadurch aber nicht von ihrer Bedeutung verloren. Weil der chinesische Automobilmarkt eben bereits wieder brummt und damit für die gebeutelten Europäer und Amerikaner um so wichtiger ist.

Corvette C1. Irgendwie.
Abseits des Massen-Marktes treiben es die Chinesen automobil so bunt wie eh und je. Bestes Beispiel: Songsan Motors (SS). Das in Peking ansässige Unternehmen nutzt die Messe vor der eigenen Haustür, um das sehr spezielle Modellprogramm zu präsentieren. Songsan baut moderne Interpretationen europäischer und amerikanischer Klassiker, ohne dabei allzu viel Rücksicht auf Proportionen oder Geschmäcker zu nehmen. Flaggschiff der noch jungen Marke (Gründungsjahr 1995) ist der SS Dolphin, der auf den ersten Blick als Corvette C1 durchgeht. Abgesehen von den gestalterischen Basics haben Original und China-Klon wenig gemeinsam. Statt auf einen rotzigen V8 setzt Songsan auf die Kombination aus Verbrenner und Elektroantrieb. Unter der langen Haube des Dolphin findet ein 1,5 Liter großer Turbo-Vierzylinder Platz, der wahrscheinlich von BYD zugekauft wird. Den Rest des Antriebs steuern ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und ein Elektromotor bei, der an eine 16 kWh große Batterie gekoppelt ist. Die reicht laut Hersteller, um den Dolphin 90 bis 100 Kilometer elektrisch fahren zu können, nach welcher Verbrauchs-Norm auch immer. An der Haushalts-Steckdose soll der Batteriespeicher in 3,5 Stunden wieder voll sein.
74.000 Euro fürs Corvette-Feeling
Arbeiten Verbrenner und E-Maschine im Duett, schiebt sich der 4,8 Meter lange, 1,85 Meter breite und 1,39 Meter hohe Dolphin in 4,9 Sekunden auf 100 km/h. Das klingt durchaus realistisch. Bei der Einrichtung dominieren helles Leder, Chrom und zwei Displays das Cockpit des offenen Zweisitzers, der sein Hardtop laut Hersteller im Kofferraum mit auf die Reise nimmt. Umgerechnet 74.000 Euro verlangt Songsan für den Dolphin. Vorlaufzeit für die Produktion: 6 Wochen.

Ein bisschen Bulli
Über das zweite Songsan-Modell, das in Peking präsentiert wurde, gibt’s aktuell nur sehr wenig Details. Der schlicht "Summer" genannte Kleinbus gibt sich große Mühe, wie ein VW T1 auszusehen, schiebt dabei allerdings eine überaus gewöhnungsbedürftige Langnase vor sich her. Ein großes Ausstelldach unterstreicht die Idee eines Multifunktions-Transportes, die aktuelle Einrichtung mit schicken Ledersitzen will allerdings nicht ganz zum praktischen Campermobil passen. Vielleicht versteckt sich der wohnliche Teil der Summer ja im ebenfalls retro-gestylten Anhänger, den es aktuell aber nur als Zeichnung gibt. Laut Songsan ist der Summer aktuell nur eine Studie, der auf der Technik des Dolphin aufbaut. Heißt: Plugin-Antrieb und um die 100 Kilometer elektrische Reichweite.