Dieselmotoren spielen in den USA traditionell nur eine Nebenrolle. Nur in einem Segment greift die Klientel gerne zum Selbstzünder: Bei den Heavy-Duty-Pickups sind Diesel-Triebwerke deshalb beliebt, weil sie aufgrund ihres riesigen Drehmoments bei niedrigen Drehzahlen hohe Nutz- und Anhängelasten bei vergleichsweise geringem Verbrauch versprechen. Hinzu kommt die legendäre Robustheit der hubraumstarken Aggregate. Chevrolet beispielsweise rüstet seine dicken Pritschenwagen 2500HD und 3500HD auf Wunsch mit einem 6,6-Liter-V8-Diesel aus, der satte 451 PS leistet und maximal 1.220 Newtonmeter bereitstellt – wenn er mit genug Dieselkraftstoff versorgt wird.
Kooperation mit General Motors
Möglicherweise lässt sich das Hubraum- und Drehmoment-Monster perspektivisch auch mit Wasserstoff füttern. Das Unternehmen Punch Hydrocells, eine Tochterfirma des Entwicklungs-Dienstleisters Punch Group mit Hauptsitz in Belgien, hat nämlich angekündigt, genau diesen Motor auf den Betrieb mit dem alternativen Kraftstoff umrüsten zu wollen. "Der Wasserstoff-Verbrennungsmotor bietet eine Lösung für einen emissionsfreien Kohlenstoff-Fußabdruck und hat Vorteile in Bezug auf Gewicht und Tankzeit im Vergleich zu batteriebetriebenen Antrieben", heißt es in einer Mitteilung.

Dass sich Punch Hydrocells für einen Motor aus dem General-Motors-Regal entschieden hat, kommt wenig überraschend, schließlich gibt es bereits seit geraumer Zeit Verbindungen zum US-Konzern. 2020 übernahm der italienische Arm der Punch Group, zu dem die Hydrocell-Abteilung gehört, einen ehemaligen GM-Entwicklungs-Komplex in Turin. Der Deal ging einher mit den Rechten, den beschriebenen Dieselmotor auf allen Märkten außerhalb der USA bauen und vertreiben zu dürfen. Punch-Chef Guido Dumarey hat dem Fachmagazin "Automotive News Europe" aber bereits erklärt, in Turin keine Motoren fertigen zu wollen, die mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden.
Serienreife 2024
In einem ersten Schritt soll der umgerüstete Duramax-V8 aber nicht in Autos, sondern in Booten eingesetzt werden; eine entsprechende Partnerschaft mit der Yacht-Werft Castagnola besteht bereits. 2024 will die Punch Group den Motor schließlich soweit haben, ihn auch in Autos verwenden zu können. Dann dürfte es Dumarey zufolge auch weltweit – somit ebenfalls in den USA – angeboten werden. Der 6,6-Liter-Motor soll aber nur an der Spitze einer ganzen Motorenpalette stehen, deren Leistungswerte bei 109 PS starten. Für Pkw kommen die Antriebe aufgrund der benötigten großen Tanks jedoch nicht infrage. Dumarey denkt eher an Transporter wie den Ford Transit – oder eben Pick-up-Trucks.