Auslöser für diesen Text ist das ProSieben-Interview mit CDU Kanzlerkandidat Armin Laschet, in dem auch das Thema "Verbot des Verbrennungsmotors" wieder hochkam. Das köchelt seit Jahren vor sich hin und wird in Fachkreisen immer wieder kontrovers diskutiert, zuletzt vor allem mit Blick auf synthetische Kraftstoffe. Ich selbst war lange Zeit für ein Verbrenner-Verbot, bin aber mittlerweile dagegen, aus vier zentralen Gründen.
1. Der Bestand ist das Problem, nicht die Neuzulassungen
Ein Detail, das gerne verloren geht: Es geht unter dem Schlagwort "Verbrenner-Verbot" nicht um ein generelles Verbot aller Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, sondern nur um ein Ende der Neuzulassungen. Der Bestand soll also weiter fahren dürfen, was auch rechtlich gute Gründe hat: Die Fahrzeuge wurden in der Vergangenheit zugelassen, da kann man nicht einfach nachträglich entscheiden, dass diese Fahrzeuge nicht mehr genutzt werden dürfen, es gilt der sogenannte Bestandsschutz.
Eben jener geschützte Bestand ist aber das viel größere Klimaproblem, nicht die Neuzulassungen: Pro Jahr werden im Schnitt etwa 3,3 Mio. Fahrzeuge neu zugelassen, aber 48 Mio. Fahrzeuge sind im Bestand. Angenommen, die Fahrzeuge fahren, egal wie alt sie sind, alle gleich viele Kilometer und sind gleich motorisiert (was nicht stimmt, aber für diese kurze Erklärung ausreichend ist), dann sind die Neuzulassungen nur für knapp 7 % der Emissionen verantwortlich, der Bestand aber für mehr als 93 %.
Damit wird klar: Entscheidend ist nicht, zu einem fixen Enddatum die Neuzulassungen zu beenden, sondern schon so früh wie möglich dafür zu sorgen, dass weniger neue Verbrenner in den Bestand kommen. Der BAFA-Umweltbonus und die geringere Besteuerung von Elektro-Dienstwagen sind dafür die richtigen Instrumente, das bringt viel mehr als ein Verbrenner-Enddatum.

2. Elektroautos setzen sich sowieso durch
Das wichtigste Argument, das bereits für sich stehend ausreichen würde, um diese Debatte aufzulösen: Elektroautos sind langfristig einfach billiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Aktuell gilt das vor allem für den Unterhalt, Strom ist zwar nach Energiegehalt teurer als Benzin oder Diesel, durch die vielfach höhere Effizienz sind die Energiekosten aber dennoch niedriger als beim Verbrenner. Außerdem ist der E-Antriebsstrang im Gegensatz zum Ottomotor weitgehend wartungsfrei, auch das spart massiv Kosten ein.
In der Anschaffung sind viele (nicht alle) Elektroautos noch teurer als vergleichbare Verbrenner und die teils sehr geringen Preisunterschiede kommen natürlich durch die hohe staatliche Förderung. In wenigen Jahren werden Elektroautos jedoch auch in der Anschaffung billiger sein als Verbrenner, weil insbesondere die Preise für Batteriezellen immer weiter sinken und auch für andere Bauteile zunehmend Skaleneffekte greifen.
Experten prognostizieren hier unterschiedliche Zeitpunkte, beispielsweise das Jahr 2025 (Boston Consulting Group, Studie aus 2017) oder 2024 (Bain & Company, Studie aus 2020). Danach sind Elektroautos auf jeden Fall billiger, bis dahin ist die Ladeinfrastruktur noch besser und auch die Reichweiten nähern sich der von Verbrennern immer stärker an.
Kurzum: In wenigen Jahren werden Elektroautos fast alles mindestens genauso gut können wie Verbrenner, aber deutlich günstiger sein. Ab diesem Moment gibt es keinen rationalen Grund mehr, sich ein Auto mit Verbrennungsmotor zu kaufen, dann werden deren Neuzulassungen zügig zurückgehen. Ganz von alleine, ohne ein Verbot.
3. Kein Autobauer wird mehr Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bauen
Immer mehr Hersteller haben Ihren eigenen Ausstieg aus fossilen Antrieben bereits angekündigt, Volkswagen ist unter Herbert Diess wohl das prominenteste Beispiel, aber auch Daimler, BMW, Volvo, Jaguar Land Rover, Ford oder GM setzen alles auf die Batterie und lassen Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe links liegen.
Diese Entscheidungen sind die logische Folge von Punkt 2: Wenn niemand mehr einen Diesel oder Benziner kaufen will, wird sie auch niemand mehr bauen. Und wenn diese Fahrzeuge nicht mehr gebaut werden, muss man sie auch nicht verbieten. Es ist ja auch nicht verboten, auf Einhörnern zu reiten, trotzdem macht das keiner.

4. Es gibt andere Punkte, die viel wichtiger sind
Es ist nun klar geworden, dass Elektroautos sich von alleine durchsetzen werden, für andere Themen gilt das nicht: So wird beispielsweise der Ausbau der erneuerbaren Energien massiv behindert (ein schönes Beispiel sind Abstandsregeln für Windräder auf Basis fehlerhafter Infraschall-Daten), das wird sich nicht von alleine lösen. Wer eine schnelle CO2-Reduktion erreichen will, widmet seine Kraft lieber solchen Punkten und nicht Selbstläufern wie dem Elektroauto.