Wir leben in wilden Zeiten. Serienmodelle reißen die 1.000-PS-Marke und parken trotzdem guten Gewissens vor dem Bioladen an der Ecke. Sprintzeiten oberhalb von 3,5 Sekunden wirken lähmend langsam und ein Fahrzeuggewicht nördlich von 2,2 Tonnen ist absolut keine Ausnahme. Ja, es ist die Zeit der ultra-potenten Elektrosportwagen, deren Elite wir in diesem Artikel einem Datencheck unterziehen. Es treten an: Audi RS e-tron GT , Porsche Taycan Turbo S und Tesla Model S Plaid+.

Den ersten und vielleicht gewichtigsten Punkt vergeben wir direkt zu Beginn an die Zuffenhausener. Warum? Weil der Taycan das einzige Auto in diesem Trio ist, das Sie zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich kaufen und fahren können. Die Kontrahenten lassen sich für diese "Kleinigkeit" noch etwas Zeit. Damit dürfen Sie diesen Datencheck als kleine Vorab-Entscheidungshilfe verstehen. Wobei auch nicht unerwähnt bleiben sollte, dass wir uns hier auf Herstellerangaben beziehen und nicht auf real erhobene Testwerte. Also mehr eine Art Auto-Quartett – kennen Sie ja sicher auch noch.
Auf die Plätze
So, dann bitte alle drei an die Startlinie stromern. Ready, set, GO! Der RS E-Tron pfeilt hinter der Verwandtschaft aus Zuffenhausen über die Ziellinie, doch den Tesla holen beide nicht ein. Für den Spurt aus dem Stand auf 100 km/h geben die Amerikaner einen – zugegebenermaßen vagen – Wert von unter 2,1 Sekunden an. Im Porsche-Datenblatt stehen 2,8, bei Audi 3,3 Sekunden. Um das mal einzuordnen: Damit sind alle drei schneller als ein Mercedes-AMG GT R (3,5 Sekunden) oder ein Lamborghini Gallardo LP 570-4 Squadra Corse (3,4 Sekunden).

Gestandene Sportwagen werden auf dem Papier noch weiter von der Elektro-Fraktion gedemütigt. Die Rede ist von der Peak-Leistung, und auch hier beansprucht Tesla den Punkt für sich. 1.100 PS soll das Model S Plaid+ als Spitzenleistung an die Räder schicken. Da wirken selbst die 761 PS des Taycan-Topmodells abgeschlagen. Von Audis 646er-Wert gar nicht erst zu sprechen. Bislang ist der amerikanische Herausforderer also der Schnellste und der Stärkste. Daran ändert auch der Blick auf die Höchstgeschwindigkeit nichts. Bei 250 km/h vergeht dem Ingolstädter die Lust am Vortrieb, der Taycan gönnt sich 260 km/h und Tesla wird mit 322 Sachen zum kleinen Punkt am Horizont.
Ganz schön geladen
Zeit der Frage nachzugehen, ob direkt hinter dem Horizont Schluss ist. Wie groß sind die Akkus, wie hoch ist die Reichweite und wie schnell sind die Ladezeiten? Tesla gibt sich auch hier nicht gerade bescheiden und prahlt mit (geschätzten) 837 Kilometern. Porsche liefert mit einem WLTP-Wert zwischen 390 und 416 Kilometern zwar einen niedrigeren, dafür aber realistischeren Wert. Im selben Zyklus gemessen, stromert der Audi mit 472 Kilometern auf den zweiten Platz. Das kann mehrere Gründe haben, allen voran natürlich die Kapazität des Akkus. Echte Daten gibt es vom US-Hersteller nicht, Schätzungen zufolge dürfte es sich um eine 130 kWh-Batterie handeln. Bei Porsche wissen wir, es gibt eine verbriefte Brutto-Kapazität von 93,4 kWh. Weil beide auf der selben J1-Plattform stehen, gilt das auch für den E-Tron.

Warum kommt der dann aber trotzdem weiter als der Taycan? Bleiben noch die Aspekte Gewicht und Luftwiderstand. Das stärkste Model S bringt leer 2.316 Kilo auf die Waage, 2.350 sind es bei Audi und mit 2.370 Kilo gibt Porsche das Gruppen-Pummelchen. Mit Blick auf den cW-Wert ändert sich an dieser Reihenfolge nichts. 0,20 für Tesla, 0,24 für Audi und 0,25 für Porsche. Kann der Zuffenhausener dafür mit einer satten Ladeleistung glänzen? Kann er. An die passende Säule gestöpselt saugt der Taycan mit bis zu 270 kW. Dem Verwandtschaftsgrad entsprechend schafft das der Audi auch, Tesla zuzelt dagegen "nur" mit bis zu 250 kW.
Unter dem Strich
Damit wären wir also am Ende unseres theoretischen Performance-Wettstreits, den Tesla deutlich für sich entscheidet. Dass die Werte in der Realität noch eine Anpassung erfahren dürften, zeigt auch unsere Test-Erfahrung. So legt ein Model S seine Monster-Beschleunigung beispielsweise nie mit der Reproduzierbarkeit eines Porsche hin und bleibt überhaupt traditionell einige Zehntel hinter der Herstellerangabe. Doch wie auch der RS E-Tron GT muss das Tesla-Spitzenmodell für eine echte Beurteilung erstmal persönlich vorstellig werden. Wenn das passiert ist, sprechen wir uns wieder.