Plug-in-Fahrer aufgepasst: Benzin altert schnell

Plug-in-Fahrer aufgepasst!
Benzin wird schlecht

O-Ton beim Mitsubishi-Händler: "Bei nur 50 Kilometer Strecke am Tag, wird der Sprit im Tank schnell schlecht." Mehr scherzhaft war die Antwort gegeben im Kontext einer Probefahrt mit dem Outlander PHEV. Doch: Outlander-Fahrer bekommen bei wenig Verbrenner-Betrieb regelmäßig die Aufforderung, 15 Liter frisches Benzin nachzutanken. Der Grund: Alterndes Benzin ist seit Erfindung des Verbrenners ein Problem. Benzin altert im Tank recht schnell und verliert seine Zündwilligkeit beim Kaltstart. Wie lange kann ich Benzin im Tank lassen? Warum wird Benzin schlecht? Und was ist mit Diesel? auto motor und sport antwortet.

Mehrere Monate haltbar

Grundsätzlich ist Benzin ein Produkt mit begrenzter Haltbarkeit. Das Altern setzt ein, sobald es die Raffinerie verlässt. Zwischen zwei bis drei Monaten, bis zu einem Jahr sind Experten der Industrie sich sicher, wäre Benzin grundsätzlich haltbar ohne Qualitätsverlust. Hauptfaktoren beim Altern sind: Wie viel Licht und Luft an den Kraftstoff herantreten und welchen Temperaturschwankungen der Kraftstoff unterliegt. Im offenen Kanister stehend wird das Benzin schneller altern als im luftdichten Behälter. Der Kraftstofftank im Auto liegt irgendwo dazwischen und besonders wichtig ist: Wie viel Luft, also wie wenig Benzin ist im Tank. Aber was genau passiert da eigentlich?

Alterungsprozess: Sieden

Der Grund für das Zünden von Benzin im Gemisch mit Luft ist ebenfalls der Grund für das schnelle Altern. Zwischen 30 und 200 Grad Celsius sieden verschiedene Kohlenwasserstoffe und ermöglichen das Zünden des Benzin-Luft-Gemisches. Bei einem Kaltstart sind vor allem die leicht flüchtigen Bestandteile des Benzins wichtig. Jedoch: Über einen längeren Zeitraum flüchten eben diese gasförmigen Moleküle nach und nach aus dem im Tank stehenden Benzin, das wird so spezifisch schwerer und die Zündwilligkeit sinkt. Das Sieden selbst kann im Grunde nur durch kühle Parkplätze unterbunden werden.

Alterungsprozess Oxidation

Ein weiterer, längerfristiger Prozess ist die Oxidation. Ungesättigte Verbindungen im Kraftstoff, Olefine genannt, können mit dem Luftsauerstoff reagieren. Zum einen können geringe Mengen korrosiver Säuren entstehen, zum anderen bilden sich Polymere, also langkettige Verbindungen, die im Kraftstoff nicht mehr löslich sind. Dieser harzige Schmodder kann Pumpen, Leitungen oder Einspritzdüsen verstopfen. Vergaser-Freunde können davon ein Lied singen und Restaurateure kennen dieses lästige Phänomen als Gum-Bildung. Je mehr Luft im Tank ist, desto höher das Risiko einer Oxidation. Ein PHEV daher immer mit fast leerem Benzintank – also mit viel Luftkontakt des Sprits – als Notreserve zu fahren, begünstigt das Altern des Benzins erheblich. Übrigens: 2012 öffnete der ADAC 25 Jahre alte, luftdichte, verbleite Benzinproben, die immer noch zündfähig waren.

Alterungsprozess: Ethanol

Bevor es gleich vom Stammtisch tönt: E10, Teufelszeug! Erstmal ruhig weiteratmen. Benzin mit einem Anteil Ethanol – E5, E10, E85 – altert nicht schneller, je mehr Ethanol enthalten ist. Der Alkohol im Benzin sorgt für eine andere Qualitätsminderung des Kraftstoffs, da er der Umgebungsluft Feuchtigkeit entzieht. Sobald der Alkohol mit Wasser gesättigt ist, trennen sich Benzin, Alkohol und Wasser, was je nach Tankaufbau zu Schäden an Metallen und Leitungen führen kann.

Mit welchem Benzin einen PHEV tanken?

Wer einen Plug-in-Hybriden fährt und dabei oft auf den Otto-Verbrenner verzichtet, ist am besten geraten den Tank immer voll zu haben, um die Luft vom Benzin wegzuhalten. Weiterhin wären Kraftstoffe komplett ohne Ethanol die beste Wahl, um das Binden von Wasser vorzubeugen, also die Premium-Kraftstoffe. Wer das nicht möchte, dem raten Experten E5 zu tanken. E10 bindet zwar mehr Wasser bei langer Lagerung vor der Entmischung, das Wasser soll jedoch so weit es geht aus dem Tank gehalten werden. Unterm Strich: Benzin in einem vollen Tank altert langsamer als wenig Benzin. Allerdings: Manch PHEV meldet, wenn längere Zeit nicht mehr getankt wurde und verlangt das Nachtanken. Ist der Tank dann voll, muss sinnlos Benzin verbraucht werden. Die Wahrheit liegt wohl wie immer in der Mitte.

Und der Diesel?

Tatsächlich altert Diesel noch schneller als Benzin. Selbst luftdicht versiegelt, verliert Diesel nach gut sechs Monaten bereits seinen Zündwillen. In einem Tank kann bereits nach der Hälfte der Zeit der Treibstoff viel Kraft verlieren durch die Flucht von Kohlenwasserstoffen. Im schlimmsten Fall löst langes Lagern die sogenannte Dieselpest aus. Moderner Diesel hat einen Anteil an Bio-Diesel, entstanden aus Biomasse. Darin finden die ohnehin im Diesel enthaltenen Bakterien und Pilze leicht Nahrung, zudem darf Diesel genormt viel Wasser (bis zu 200 mg/kg) enthalten. Das setzt sich bei langer Standzeit am Boden ab und gibt den Mikroorganismen furchtbaren Vermehrungsraum. Begünstigt wird das durch einen hohen Luftanteil in einem geleertem Tank. Die Dieselpest erzeugt eine Art Schlamm, der die Filter, Leitungen und Einspritzdüsen verstopft. Nachtanken hilft nicht, das System muss komplett gesäubert werden.