Aktuell bekannt sind bereits sechs Elektro-Audis. Die ersten zwei, die SUVs e-tron und E-Tron Sportback sind bereits auf dem Markt. Ihre Modellbezeichnung ohne die sonst bei Audi typischen Buchstaben-Ziffern-Kombinationen, erinnert an den Ur-Quattro. Als erste E-Autos tragen sie die Bezeichnung "E-Tron" für die Antriebsart als ausschließlichen Namen. Später wird E-Tron als Zusatzbezeichnung auf andere Modellreihen übergehen. So etwa beim kompakten SUV Q4 E-tron, den Audi bereits 2019 als Concept Car in Genf vorgestellt hatte und dessen Serienversion 2021 auf den Markt kommt.
Ebenfalls als seriennahe Studie gezeigt hat Audi zudem den E-Tron GT mit der Antriebstechnik des Porsche Taycan. Er debütiert Ende 2020 als Serienauto. Im Mai 2019 gab der damalige Audi-Chef Bram Schot außerdem bekannt, dass der Nachfolger des Audi TT ein E-Auto werde. Im kleinen Kreis haben die Ingolstädter zudem eine Art elektrischen A5 Sportback gezeigt, dessen Innenraum, typisch für E-Autos, größer ausfällt als der des Verbrennerpendants und der vielleicht deshalb die interne Bezeichnung E6 (statt A6) trägt.
Von wegen ein Baukasten: vier Plattformen für E-Audis
Interessant ist, wie viele technische Plattformen für die elektrischen Audis vorgesehen sind. Audi E-Etron und e-tron Sportback stehen auf einer überarbeiteten Version des Modularen Längsbaukastens (MLB evo), einer Verbrennerarchitektur für A4, A6, A7, A8, Q5, Q7, Q8, die zur Aufnahme von E-Antrieb und Akkus ertüchtigt wurde. Für die besonders sportliche Variante E-Tron S hat Audi sogar einen dritten Motor an der Hinterachse eingebaut, der ausgeprägtes Torque-Vectoring ermöglicht. Den normalen E-Tron treiben hingegen lediglich zwei Asynchron-Maschinen (eine vorn, eine hinten) an.

Der kompakte SUV Q4 e-tron basiert auf dem Modularen Elektrobaukasten (MEB) von Volkswagen, auf dem auch die gesamte VW ID.-Familie sowie E-Autos anderer Konzernmarken (Seat El Born, Skoda Enyac) stehen. Der MEB hat standardmäßig einen permanent erregten Synchron-Motor mit 150 kW (204 PS) und einem maximalen Drehmoment von 310 Nm achsparallel an der Hinterachse. Die Maximaldrehzahl beträgt 16.000/min. Trotzdem arbeitet die Maschine nur mit einem Einganggetriebe. Allradantrieb kann der MEB auch. Dann sitzt zusätzlich eine Asynchron-Maschine (ASM) koaxial an der Vorderachse. Sie leistet 75 kW (102 PS) und bietet ein maximales Drehmoment von 151 Nm. Die Maximaldrehzahl liegt bei 14.000/min. Eine ASM ist kurzzeitig überlastfähig und arbeitet mit geringen Schleppverlusten, weil ihr Magnetfeld abgeschaltet ist, wenn sie stromlos gehalten wird. Sie ist daher laut VW hervorragend als kurzzeitig aktivierbares Boost-Aggregat geeignet und verschafft dem MEB dann insgesamt eine Systemleistung von bis zu 306 PS und Allrad- bzw. bei Audi quattro-Antrieb.
Den von Porsche und Audi gemeinsam verwendete Unterbau von Taycan und e-tron GT haben die beiden VW-Tochtermarken nicht gemeinsam entwickelt. Der grundsätzliche Aufbau mit je einem Motor pro Achse, 2-Gang-Getriebe an der Hinterachse und Batterie mit Fußgaragen-Aussparungen dürfte sonst nur noch im Taycan-Derivat Cross Turismo Verwendung finden. Und vielleicht auch im entsprechenden Audi-Derivat. Ein großer sportlicher Kombi – so was gab’s zumindest als Studie schon mal. Das Concept Car schaffte es vielleicht nur wegen des Präsentationstermins nicht in die Serie: Der Avantissimo debütierte auf der IAA 2001 – am 11. September.

Zukünftige E-Autos im Segment oberhalb des MEB, sprich mit deutlich mehr als 306 PS, werden auf der von Porsche und Audi gemeinsam entwickelten Premium Plattform Electric (PPE) aufbauen. Sie dürfte Elemente des MLB Evo und der Taycan-Technik vereinen. Da sie sowohl dem neuen vollelektrischen und SUV-typisch hohen Macan und dem vergleichsweise flachen Audi E6 als technischer Unterbau dienen soll, dürfte auch sie über zumindest eine Batterievariante mit Aussparungen verfügen. Und für sportliche Ausprägungen dürften zwei Motoren an der Hinterachse gesetzt sein. Mehr als ein Gang fürs Getriebe könnte ebenfalls helfen.
Welche Elektro-Audis kommen (könnten)
Die Vielfalt der Plattformen ist im Wesentlichen durch den zeitlichen Ablauf begründet. Ein elektrischer MLB Evo dürfte ebenso wie die Taycan-Technik in der PPE aufgehen. Damit stünden künftige Elektro-Modelle von Audi entweder auf dem MEB von VW oder der gemeinsam mit Porsche entwickelten PPE. Und welche Modelle könnten das neben E-Tron, E-Tron Sportback, E-Tron GT, Q4 E-Tron, TT E-Tron sowie A5 E-Tron Sportback aka E6 sein?
Auf MEB-Grundlage wäre ein SUV-Coupé auf Basis des Q4 E-Tron, also ein Sportback, mehr als naheliegend. Gut denkbar ist zudem auch ein Parallelmodell zum VW ID.3. Es könnte so ähnlich aussehen wie das Concept Car AI:ME, das schon als Studie auf dem MEB steht. Ob neben diesem A2 E-Tron noch Platz für eine Art Q2 E-Tron und einen Q2 E-Tron Sportback bliebe? Einen MEB-Crossover, der größenmäßig unterhalb des Q4 E-Tron rangiert, müsste Audi allerdings auch höher positionieren, denn kostentechnisch ist der MEB nicht beliebig nach unten skalierbar; Radstand und Akku lassen sich nur auf ein bestimmtes Maß stutzen. Ein entsprechendes Muster gibt es bereits in der Verbrennerwelt: Audi TT und TT Roadster basieren technisch auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) von Golf & Co, sind aber als kompakte Sportler mit aufwendigem Design die teuersten Modelle auf dieser Plattform. Dass der Nachfolger des TT ein E-Auto wird, hat Audi angekündigt. Das Segment der erschwinglichen Sportwagen schrumpft allerdings seit Jahren genauso wie das der offenen Zweisitzer. Das TT-Design könnte daher ins Boom-Segment der SUVs wechseln. Entsprechende Pläne und Concept Cars gab es bereits vor der Elektrowende. Also lieber ein TT E-Tron als schnittiges Crossover-Coupé statt eines Q2 E-Tron und als zweite Variante ein TT E-Tron Sportback mit der Optik eines Shooting Brake.
Einen Q2 E-Tron gibt es aktuell bereits in einer L-Version in China. Die Optik entspricht aber der des Verbrenner-Q2, die Technik stammt noch vom e-Golf. Weitere Audi-Modelle auf MEB-Basis, etwa eine kompakte Elektro-Limousine, sind ebenfalls eher für China vorstellbar, wo Limousinen immer noch Konjunktur haben. Der letzte Stufenheck-A3 war jedenfalls so erfolgreich, dass er auch auf Basis des gerade neu präsentierten A3 wieder vom Band laufen wird.
Werden die Nachfolger von Q7 und Q8 elektrisch?
Damit ist der MEB für Audi als Premiummarke vermutlich ausgereizt. Weitere E-Modelle dürften daher auf PPE-Basis geplant sein. Ob es einen Q5 E-Tron wieder als Verwandten des Macan geben wird? Eher unwahrscheinlich, die Lücke zwischen dem Q4 E-Tron und dem E-Tron könnte speziell beim Innenraumangebot sehr klein sein. Logischer wären da schon ein E6 Avant und als elektrischer Ersatz für die großen SUVs Q7 und Q8. Daraus könnte auch ein neuer Porsche Cayenne mit E-Antrieb entstehen.

Und dann blieben da noch elektrische Entsprechungen für den A7 und den A8. Während für einen A7 E-Tron zwischen dem E6 und dem E-Tron GT kaum Platz zu bleiben scheint, sollte eine vollelektrische Luxus-Limousine auf jeden Fall zum Programm gehören. Die Premium-Konkurrenz wird da wohl voranschreiten: Der Mercedes EQS soll 2021 auf den Markt kommen, BMWs neuer 7er, in dessen Topmodell der E-Antrieb den V12 ersetzt, ist für 2022 zu erwarten. Ein A8-Nachfolger wäre nach klassischem Produktzyklus erst 2024 zu erwarten – vielleicht zu spät für eine elektrische Luxuslimousine mit den vier Ringen. Gut möglich also, dass ein A8 E-Tron schon vorher auf PPE-Basis Realität wird. Dann könnte der konventionell angetriebene große Audi noch bedarfsorientiert weiter im Programm bleiben. Aus der Nachfrage könnte sich auch ablesen lassen, ob der A8 mit Verbrenner überhaupt noch einen Nachfolger braucht.