Fast sechs Euro pro Liter kostet Adblue, wenn man es an der Tankstelle in einer Literflasche kauft. Das ergab eine Stichprobe von auto motor und sport. Die ganze Geschichte dazu finden Sie im aktuellen Heft, Ausgabe 18/2020. Bei einem Fünf-Liter-Kanister sinkt der Literpreis auf 2,40 Euro. Doch im Vergleich zum Preis an der Säule ist das immer noch teuer.
Warum an Säulen oft nur Lkw zapfen dürfen

An Zapfsäulen verlangen Mineralölunternehmen zwischen 50 Cent und einem Euro für den Liter Adblue. Pkw-Fahrer dürfen dort allerdings oft nicht tanken. Mineralölfirmen begründen das Verbot mit höheren Durchflussmengen und stärkerem Druck, die auf größere Adblue-Tanks von Lastwagen ausgelegt seien. Laut Verband der Automobilindustrie (VDA) können Lkw mit bis zu 10l/min betankt werden – und Pkw mit bis zu 1,5l/min. Einzelne Fahrzeugmodelle seien mit beiden Zapfpistolen kompatibel, so der Verband weiter. Die ISO 22241 regelt die Beschaffenheit von Adblue-Einfüllstutzen.
Kurios: Fast alle Autohersteller sehen kein "Sicherheitsproblem". Um das Tanken an einer Lkw-Zapfpistole zu ermöglichen, befindet sich bei den Modellen von BMW im Befüllkopf gar ein kostenintensiver und nur zu diesem Zweck eingebauter Ringmagnet, der das Lkw-Zapfventil freischaltet. Auch Audi sieht keine Bedenken. Ein Sprecher bekräftigt: "Alle bei Audi im Angebot befindlichen TDI-Neufahrzeuge können auch an Lkw-Zapfsäulen betankt werden." Ein Thema, zwei Meinungen. Dazwischen der Kunde, der sich alleingelassen fühlt.
Die Lösung für das Nachfüllen der wässrigen Lösung wären Pkw-Zapfsäulen. Davon gibt es in Deutschland etwa 500 Stück, 212 betreibt Total, 60 Shell. Dort kostet der Liter Adblue 99 Cent, beim französischen Konkurrenten sind es 73 Cent. Lkw-Fahrer bezahlen dort im Schnitt zwischen 50 und 60 Cent je Liter.
Warum Autofahrer Adblue nachfüllen müssen

Rund 1,3 Millionen Pkw in Deutschland haben einen Dieselmotor mit SCR-Technik. Die Selective Catalytic Reduction (SCR), die oft kurz SCR-Kat genannt wird, wandelt Stickoxide unter Beteiligung einer 32,5-prozentigen, wässrigen Harnstoff-Lösung zu Wasser und Stickstoff um. Die Harnstofflösung AUS 32 wird unter dem vom Verband der Automobilindustrie (VDA) geschützten Handelsnamen Adblue verkauft. Bei Entwicklung, Produktion oder Vertrieb ist der VDA jedoch nach eigenen Angaben nicht aktiv. In einigen Ländern wird AUS32 auch unter dem Namen Diesel Emission Fluid (DEF) verkauft.
Je nach Last und Drehzahl wird eine bestimmte Menge Adblue benötigt. Bei jeder Verschärfung der Gesetzgebung und der damit verbundenen Einführung einer Euro-Norm hat der AdBlue-Konsum der Fahrzeuge deutlich zugenommen. Ein Sprecher des französischen PSA-Konzerns bestätigt: "Seit 2013 bis heute haben wir ungefähr eine Zunahme von 50 Prozent beim AdBlue-Verbrauch." Das bedeutet gerade für Vielfahrer oft: Nachtanken ist nötig.
Warum ohne Adblue der Motor nicht mehr startet

Da der Platz für einen zusätzlichen Tank begrenzt ist, reicht dessen Füllmenge nicht immer – wie ursprünglich geplant – bis zur nächsten Inspektion. Je nach Hersteller fassen die Tanks zwischen 11 und 24 Liter. Auch die Reichweite, die Hersteller für nötig halten, unterscheidet sich: Renault hält 7.000 km für ausreichend, BMW kalkuliert mit 15.000 Kilometern. Die Ölwechselintervalle de rmeisten modernen Autos sind länger. Gerade Vielfahrer müssen deshalb unterwegs nachfüllen. Bei 2.400 Kilometer Restreichweite erscheint die erste Warnung im Cockpit. So will es das Gesetz. Missachtet der Autofahrer die Warnung und füllt nicht nach, startet bei zu geringer Adblue-Restreichweite der Motor nicht mehr. Denn ohne Adblue kann der Motor die Abgasgrenzwerte nicht erfüllen.
Da hilft es, wenn der Stutzen für Adblue leicht zugänglich ist – etwa hinter der Tankklappe, wo auch der Diesel-Einfüllstutzen sitzt. Ist das nicht der Fall, überlässt mancher der Werkstatt die Arbeit. Das kann dann schon mal zwischen 30 und 100 Euro kosten – pro Tankfüllung.