Sparsam, agil und überraschend oft elektrisch unterwegs – so präsentiert sich der 48-Volt-Hybrid-Antriebsstrang aus dem Stellantis-Konzern in zahlreichen Marken und Modellen. Von Alfa Romeo über Jeep bis zu Opel und Peugeot ist das Paket aus 1,2-Liter-Dreizylinder und elektrisch unterstütztem Getriebe im Einsatz. Und seit kurzer Zeit auch mit mehr Leistung als bisher angegeben: Die je nach Marke mit 100 oder 101 PS angegebenen Leistungsvarianten steigern sich auf 110 PS, bei den 136-PS-Varianten wächst die Leistung auf 145 PS.
Die Messmethode hat sich geändert
Hat Stellantis da heimlich an ein paar Schrauben gedreht, einen größeren Turbo oder einen Sportauspuff verbaut? Und uns nichts davon verraten? Das wollten wir genau wissen und fragten beim Konzern nach. Dort konnte das Rätsel recht schnell gelöst werden: Die Rechenmethode hat sich geändert, nicht aber das Gesamtpaket. Stellantis gibt bei Modellen wie dem Opel Frontera , Citroën C4 oder Jeep Avenger künftig die Systemleistung an, nicht die Leistung des Benzinmotors wie zuvor. Dazu ein Stellantis-Sprecher gegenüber auto motor und sport:
"Stellantis hat die Leistungsangaben seiner 48-V-Hybridfahrzeuge aktualisiert. Die Leistung der Fahrzeuge steigt von 100 auf 110 PS und von 136 auf 145 PS in der kombinierten Leistung. Derzeit werden die Leistung von Verbrennungsmotor und Elektromotor getrennt homologiert, und nur die des Verbrennungsmotors wird deklariert. Die neue Euro-7-Verordnung erfordert eine Zertifizierung der kombinierten Leistung, die sowohl die Leistung des Verbrennungsmotors als auch des Elektromotors umfasst. Um diese Anforderungen zu erfüllen und die angegebenen Leistungen konsistent zu halten, wendet Stellantis diese neue Methode der Leistungsdeklaration nun auf seine gesamte Palette an 48-V-Hybridantrieben an.
Es handelt sich hierbei nicht um eine technische Änderung, sondern lediglich um eine angepasste Methode zur Angabe der Leistung im Vorgriff auf die künftigen Euro-7-Richtlinien, die im November 2027 in Kraft treten (kombinierte Leistung gegenüber reiner Verbrennungsleistung). Es gibt keine Auswirkungen auf Hardware- oder Software-Komponenten, Leistungswerte, CO₂-Emissionen und Zertifizierung."
Das bedeutet: Die 48-Volt-Hybridantriebe in den diversen Stellantis-Modellen haben nicht mehr Leistung als bisher, sie hatten im Gegenteil bereits früher eine höhere Gesamt-Systemleistung als auf dem Papier angegeben wurde. Zum Verständnis der Systemleistung von elektrifizierten Antrieben: Bei der Systemleistung wird die maximale Leistung beider Antriebe (in diesem Fall des Benzinmotors und des im Getriebe integrierten Elektroantriebs) genannt. Dabei kann nicht einfach die Leistung der beiden Motoren addiert werden, weil die Maximalleistung der beiden Antriebe in unterschiedlichen Drehzahl– und Temporegionen anliegt.
Der 48-Volt-Hybridantrieb von Stellantis kombiniert einen speziell für den Hybridbetrieb optimierten 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit einer Leistung von entweder 100 oder 136 PS mit einem 21 kW starken Elektromotor, der direkt in das elektrifizierte Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe integriert ist. Die elektrische Energie wird in einer kompakten 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 0,9 kWh gespeichert, die sich durch Rekuperation beim Bremsen oder Verzögern sowie durch den Verbrennungsmotor selbstständig auflädt. Nutzbar sind dabei rund 0,4 kWh der Batteriekapazität.
Teilelektrisch unterwegs
Das System arbeitet mit einem dualen Bordnetz, wobei das 48-Volt-System die Hybridkomponenten versorgt und ein herkömmliches 12-Volt-Netz weiterhin für Komfort- und Sicherheitsfunktionen zuständig ist. Ein DC/DC-Wandler sorgt für die Verbindung und den Energieaustausch zwischen beiden Netzen. Im Fahrbetrieb ermöglicht der Hybridantrieb verschiedene Betriebsmodi. Beim Anfahren und bei niedrigen Geschwindigkeiten kann das Fahrzeug rein elektrisch betrieben werden. Der Elektromotor unterstützt zudem den Verbrenner beim Beschleunigen und sorgt so für eine bessere Fahrdynamik und einen geringeren Kraftstoffverbrauch.
Im sogenannten Segelmodus kann der Verbrennungsmotor bei Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h komplett abgeschaltet werden, sodass das Fahrzeug rein elektrisch rollt. Ein riemengetriebener Startergenerator sorgt für sanfte und schnelle Motorstarts sowie für einen kaum spürbaren Wechsel zwischen den Antriebsarten. Insgesamt ermöglicht das System eine Kraftstoffersparnis von bis zu 15 Prozent gegenüber vergleichbaren reinen Benzinern. Das Mehrgewicht des Systems bleibt mit etwa 100 Kilogramm moderat.