Mercedes GLK im Gebrauchtwagen-Check

Mercedes GLK im Gebrauchtwagen-Check
Auch nach einem Jahrzehnt noch ein Premium-SUV?

Wie schnell sich doch manchmal alles verändert", sinniert Meister Wünsch, den Kopf über dem Kaffeebecher, den Blick auf den Mercedes GLK gerichtet. Das schwarze SUV-Modell hat ziemlich genau zehn Jahre und zwei Vorbesitzer hinter sich gebracht. Sein Serviceheft wurde nahezu vorbildlich geführt, und der 2,2-Liter-Diesel bekam 122.756 Kilometer Auslauf. "Schaut euch nur mal die charakteristische Karosserie mit all ihren Kanten an – damit erinnert mich der GLK an eine kleine G-Klasse. Mir hat das damalige Mercedes-Design gut gefallen, es hebt sich bis heute aus der Masse ab", meint Meister Wünsch. "Schade, dass es so schnell abgelöst wurde." Stimmt, der erste GLK lief von 2008 bis 2015 und wurde vom wesentlich runderen GLC abgelöst. Fairerweise sei an dieser Stelle bemerkt, dass sich die Mercedes-Verkäufe mit dem windschnittigeren Design prächtig entwickelt haben.

Zurück zum schwarzen GLK, der bereits von Meister Wünsch unter die Lupe genommen wird. Wie immer wirft unser Gebrauchtwagenchecker zuerst einen genauen Blick auf die Karosserie. Gibt’s irgendwo Dellen oder Beulen? Schlecht lackierte Teile, Orangenhaut? Hebt sich an den Randhaus- oder Türkanten der Lack, dann hat sich ziemlich sicher Korrosion darunter eingenistet. Ruhig vergleicht Meister Wünsch zudem die Spaltmaße. Verlaufen sie unterschiedlich, könnte das ein erstes Anzeichen für einen schlecht instand gesetzten Unfallschaden sein.

Mercedes-Benz GLK
Dani Heyne

"Zwei tiefe Kratzer in der Fahrertür und eine Delle in der Heckklappe stören den optischen Auftritt – und bieten einen Ansatzpunkt für Nachverhandlungen zum Preis", fasst Meister Wünsch zusammen und klappt das Handschuhfach auf, um einen Blick auf das Serviceheft zu werfen.

"Eine Durchsicht wurde ausgelassen oder nicht eingetragen – da würde ich auf jeden Fall beim Vorbesitzer nachfragen."

Probefahrt? Auf was Sie achten sollten!

Der verbaute Vierzylinder-Diesel – Typbezeichnung OM 651 DE 22 LA – ist ein Freund rauer Töne, was durchaus zum Auftritt des GLK passt. Als 220 CDI punktet er mit stolzen 400 Newtonmetern, womit sich die rund 1.850 Kilogramm (Leergewicht) leicht anschieben lassen. "Mit so viel Drehmoment bewegt sich der GLK fast schon leichtfüßig nach vorn – und dank des zuverlässigen Allradantriebs gibt’s auch keine Traktionsprobleme", freut sich unser Checker und steuert den Benz über die leere Landstraße. "Manche dieser Motoren schwitzen Öl, das erkennt man bei einer ausführlichen Sichtprüfung.

Was auch gern mal kaputtgeht, sind die Injektoren der Kraftstoff-Einspritzung." Und: bei der Probefahrt unbedingt auf das Automatikgetriebe achten. Wechselt es sanft oder eher ruppig seine sieben Gänge? "Letzteres kommt leider gelegentlich vor – und ist kein gutes Zeichen", erklärt der Meister und fügt hinzu: "Ein Wechsel des Getriebeöls kann da manchmal für Linderung sorgen – kostet aber, da neun Liter in den Wandler passen. Und sich zudem eine Spülung empfiehlt, um das alte Getriebeöl restlos aus allen Bohrungen zu bekommen." Sollte auf Ihrer Probefahrt also ein Problem am Getriebe spürbar sein, verabschieden Sie sich doch lieber freundlich und versuchen Sie es mit einem anderen Exemplar – das schont die Nerven und den Kontostand.

Mercedes-Benz GLK
Dani Heyne

Der GLK steht bereits auf der Hebebühne, Meister Wünsch checkt die Bremsen. "Mercedes hat hier solide Technik eingesetzt, Scheiben und Beläge des GLK halten vergleichsweise lang und machen nur ganz selten Probleme. Bei diesem Exemplar ist noch reichlich Luft bis zur Verschleißgrenze." Sollte ein Tausch der vorderen Bremse anstehen, werden rund 480 Euro fällig.

Unser Checker zückt die Taschenlampe und schaut sich die vorderen Spiralfedern an, findet aber keine Bruchstelle. Anschließend lüftet er die Staubkappe der Stoßdämpfer, um die Kolbenstange zu begutachten. Ist sie verölt, hat’s der Dämpfer hinter sich. Bei diesem GLK ist jedoch alles in bester Ordnung.

Schwitzen Motor und Getriebe um die Wette?

"Ob das Getriebe irgendwo Öl verliert, erkennt man vergleichsweise einfach, da es nicht verkleidet ist. Beim Motor sieht das anders aus – wer hier Gewissheit haben möchte, muss die Verkleidung unter dem Vierzylinder abschrauben. Das dauert auf einer Hebebühne aber keine drei Minuten", erklärt Meister Wünsch und schaut nach der Sichtprüfung zufrieden: "Motor und Kühler sind trocken, das Flexrohr der Abgasanlage und die Achsmanschetten nicht eingerissen."

Mercedes-Benz GLK
Dani Heyne

Abgesehen von etwas Flugrost an den Achsträgern und ein paar Anbauteilen findet sich an dem Mercedes keinerlei Korrosion am Unterboden. Die Nähte sind anständig versiegelt. "Für meinen Geschmack könnte eine Marke mit Stern die Achsträger besser lackieren, dann wäre der Unterboden auch Premium", witzelt unser Checker.

Während er den GLK zurück auf die Erde holt, fasst Meister Wünsch zusammen: "Dieser GLK hier spiegelt meine Erfahrung mit dem Modell: Es sind solide Fahrzeuge, die am besten mit einem der drehmomentstarken Dieselmotoren harmonieren. Kinderkrankheiten gibt’s wenige, Rost ist kein Thema. Damit steht einer langen Freundschaft nichts im Wege. Abgesehen von den Preisen: Ein GLK ist kein Schnäppchen. Weder beim Kauf noch in der Werkstatt."

Guter Punkt – werfen wir doch mal einen Blick auf die aktuellen Gebrauchtwagenpreise: Vergleichbare GLK 220 CDI aus dem Baujahr 2010 mit rund 100.000 Kilometern starten bei etwa 11.000 Euro. Soll er dagegen nur fünf Jahre alt sein und maximal 60.000 Kilometer abgespult haben, klettert der Preis auf etwa 20.000 Euro.