Gebraucht-Tipp: BMW X3 F25 (2010-2017)

Gebraucht-Tipp BMW X3 F25 (2010 bis 2017)
Auch gebraucht ein Alleskönner ?

In diesem Artikel:
  • 1. Ein klassisches SUV
  • 2. Seine Antriebe
  • 3. Das Platzangebot
  • 4. Die Anhängelast
  • 5. Das Interieur
  • 6. Haltbarkeit allgemein
  • 7. Moderne Elektronik
  • 8. Der X4
  • 9. Die Topmodelle
  • 10. Konkurrenz und Preisniveau
  • Und was ist schlecht?

Der erste X3 wird gerade 20 Jahre alt. Wir sagen Glückwunsch und nutzen die Gelegenheit, um auf Generation zwei und deren Fähigkeiten auf dem Gebrauchtmarkt zu blicken. Das Konzept, ein mittelgroßes SUV aus dem Teilebaukasten des 3ers zu erschaffen, hatte schon zu Beginn viele Vorteile. Alles an Bord unterzubringen – Allrad, Platz für einen Sechszylinder, ein großer Kofferraum – ist eine Kunst, die dem Urmodell mit seinem hölzernen Fahrwerk weniger gut gelang. Für die 2010 präsentierte Generation zwei strengten sich die Bayern also richtig an und brachten ein Auto, welches sich auch nach mittlerweile 13 Jahren noch getrost als eierlegende Wollmilchsau bezeichnen lässt.

Anders als manch anderer BMW der letzten Jahre (ja, wir schauen dich an, lieber E90-3er) machte der X3 nicht nur als Neuwagen eine gute Figur, um nach ein paar Jahren mit heftigen Qualitätsmängeln und Motorschäden zu straucheln. Nein: Dieser BMW ist lange haltbar und verbindet heutzutage seine Kompetenzen mit durchaus bezahlbaren Preisen.

Blicken wir also auf zehn Vorteile am X3 des Typs F25.

1. Ein klassisches SUV

Klar, der X3 ist keine G-Klasse und kein Jeep Wrangler, aber: Er besitzt in den allermeisten Fällen ein hochwertiges Allradsystem, er bietet zumindest ein gewisses Maß an Bodenfreiheit und Karosseriehöhe, und vor allem bietet er entsprechende Antriebe, um das Ganze souverän zu bewegen. Und wo ist da die Kunst? Nun, er ist nicht allzu schwer (knackt auch im schwersten Fall die Zwei-Tonnen-Marke nicht), fährt formidabel und bleibt im Alltagsbetrieb moderat im Verbrauch. In Summe: PKW-Fahrwerte mit den Onroad-Nutzeigenschaften eines Geländewagens. Wenn das mal nicht klassisch ist...

BMW X3
Hans-Dieter Seufert

2. Seine Antriebe

Es gibt ihn als Zweiliter-Vierzylinder und Dreiliter-Sechszylinder – soweit passt das Rezept schon mal. Unterschiedliche Turbo-Taktiken bilden ein breites Leistungsangebot ab, wobei selbst die zahmeren Versionen genug Dynamik an den Tag legen und dabei überraschend sparsam bleiben. Traditionell haben im SUV Dieselmotoren die Nase vorn in der Käufergunst, des guten Drehmoments und des sparsamen Verbrauchs wegen. Selbst als sahniger Reihensechszylinder muss ein normal gefahrener X3 nicht mehr als acht Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Dabei ist er wunderbar antrittsstark und zudem auch noch langlebig. Weniger Verbrauch und etwas weniger Dampf gefällig? Auch der Vierzylinder im 20d ist eine gute Wahl.

BMW X3 20d, Motor
Hans-Dieter Seufert

Aber Achtung: Lassen Sie die Finger von Vierzylindern vor dem Facelift 2004. Zu groß ist das Risiko, einen Problemmotor zu erwischen, bei dem die unterdimensionierte Steuerkette einen baldigen Exitus bedeutet.

3. Das Platzangebot

In Sachen Innenraum hält der X3 mit größeren SUV wie Mercedes M-Klasse/GLE oder VW Touareg mit. Diese Kandidaten gehen weniger ökonomisch mit ihren Abmessungen um. Allein der große Kofferraum mit 550 bis 1600 Litern sorgt für Familienurlaubstauglichkeit. Dank gilt der klugen Raumausnutzung und auch der BMW-typisch tiefen Sitzposition. Zugegebenermaßen sei aber auch erwähnt, dass geräumige Kompakt-SUV (z.B. rund um den VW Tiguan) ebensoviel Platz bieten.

BMW X3, Fondsitz, Beinfreiheit
Dino Eisele

4. Die Anhängelast

Reicht selbst der größte Kofferraum nicht, muss ein Anhänger mit. Und hier glänzt der BMW richtig. Wo herkömmliche Quermotor-SUV und Crossover in aller Regel patzen, nimmt der X3 fast immer rund 2,5 Tonnen an den Haken. Das ist speziell für Pferdesportler oder Bootsbesitzer oft das entscheidende Plus gegenüber großen Kombis oder Limousinen. Nun könnten diese Herrschaften ebenfalls zum Groß-SUV in der 3,5-Tonnen-Klasse greifen, doch das geht immer mit deutlich höheren Anschaffungs- und Unterhaltskosten einher. Ein aufwendiges Luftfahrwerk besitzt der X3 nicht. Geländeuntersetzung und mechanische Differenzialsperren sind zwar prima im Morast, wiegen aber im Alltag schwer. So wird der X3 bei eingeklappter Kupplung ein erfreulich günstiger PKW, glänzt im Hängerbetrieb aber mit beachtlichem Zugvermögen. Und hier hält nicht nur die Zahl im Fahrzeugschein mit, sondern in aller Regel auch das notwendige Motordrehmoment. Mit 400 Newtonmetern zieht selbst der 20d schwerere Hänger die Kasseler Berge hoch.

BMW X3 x-Drive 30d, Front, Anhänger, Boot
Hans-Dieter Seufert

5. Das Interieur

Nanu, wir sprachen doch bereits über das Raumangebot... Ja, aber nicht über die Machart des X3-Innenraums. Der erste X3 war nicht gerade für sein hochwertiges Cockpit berühmt – eher im Gegenteil. Generation zwei feierte kurz nach dem 5er F10 und ein ganzes Jahr vor dem 3er F30 ihr Debüt. Sprich: Es galt, eine neue, hochwertige Ära der BMW-Innenräume einzuläuten. Und das gelang auf Anhieb. Zwar sind die Materialien auch im F25 nur selten auf echtem Luxusniveau, aber dafür sind sie allesamt klapperfrei verbaut und auffallend langlebig. Wer in den einschlägigen Portalen nach gebrauchten X3 sucht, findet am unteren Ende der Preisspanne oft ehemalige Notarzt- oder Feuerwehrleitfahrzeuge. Die hatten ein hartes Leben ohne feine Extras, dafür aber mit vielen Kilometern. Bis auf ein glattpoliertes Lenkrad und den notorisch abgegriffenen Startknopf finden sich hier kaum Verschleißerscheinungen – das gilt auch für den hochwertig verkleideten Kofferraum.

BMW X3 xDrive 28i, Cockpit
Hans-Dieter Seufert

6. Haltbarkeit allgemein

BMW versteht es seit langem, Autos anzubieten, die praktisch keine Rostprobleme haben. Hierzu gehört auch der X3. Mehr noch: Der Gewichtsersparnis wegen sind viele Fahrwerksteile aus Aluminium. Das sollte unter anderem für Dynamik sorgen, hat aber außerdem einen nicht rostenden Vorteil. Wo kein Rost ist, arbeitet es sich leichter. Sollten also doch mal Lenker oder Gelenke an den recht aufwendigen Radaufhängungen fällig sein, ist die Werkstattarbeit unkritisch und somit recht günstig. Auch die Motoren machen hier mit. Bis auf gelegentlich verkokte und klemmende AGR-Ventile sind sie unproblematisch. Das Abgasrückführungssystem kann allerdings auch brandgefährlich sein, wenn nicht im Rahmen eines Rückrufes der betreffende Abgaskühler getauscht wurde.

BMW X3 x-Drive 30d, Motorraum, Motor, Reihensechser
Hans-Dieter Seufert

7. Moderne Elektronik

Dass die iDrive-Bedienarchitektur genial gut funktioniert, ist wohl hinlänglich bekannt. Auch der X3 kommt in seinen Genuss. Gerade die späteren Exemplare stehen fast immer mit Breitbild-Monitor im Netz. Viele haben auch bereits das Touchpad zur Handschrifterkennung auf dem Drehregler. Damit stehen sie auch aktuellen BMWs in kaum etwas nach. Auch das sehr gut funktionierende Head-up-Display ohne billiges Klappscheibchen war bereits zu haben. Das Angebot an Fahrassistenz ist ebenfalls reichhaltig, wenn auch in vielen Fällen noch optional. Achten Sie beim Kauf also darauf, dass das gewünschte Helferlein auch an Bord ist. Das Bemerkenswerte ist hier die Relation aus Assistenzangebot und Baujahr. Die meisten 2010 gestarteten Modelle können hier nicht mithalten.

BMW X3 xDrive 20d, Rundinstrumente
Achim Hartmann

8. Der X4

Angenommen, das richtige Angebot mit dem richtigen Motor, der richtigen Farbe und der richtigen Ausstattung ist einfach nicht zu finden – speziell, wenn die Ansprüche etwas höher sind. Da gibt es seit dem Facelift 2014 auch noch das Schwestermodell zum X3, den X4. Hier ist bis auf die Dachlinie, eine Tieferlegung und ein paar optische Kniffe alles identisch. Der Flachmann ist ebenso talentiert, stilistisch etwas ausgefallener, aber dafür meist auch besser ausgestattet als die Steilheckversion. Auf diese Weise können Sie die Ergebnisliste Ihrer Suche spielend etwas erweitern – vorausgesetzt, der X4 trifft Sie geschmacklich.

BMW X4
Wolfgang Groeger-Meier

9. Die Topmodelle

Zugegeben, als kaufberatender Redakteur sieht man alles durch die frugale Effizienzbrille. Gut und günstig muss es sein. Aber wo bleibt das Herz? Auch das darf zum X3 greifen, wenn's ein bisschen mehr sein soll. Erste Sahne: Der 313-PS-starke xDrive 35d mit der schieren Diesel-Wucht von 630 Newtonmetern Drehmoment. Wer lieber zum Benziner greift, findet mit dem xDrive 35i ein klangstarkes wie drehfreudiges Äquivalent. Hat da jemand Alpina gesagt? Aus Buchloe kam ab 2015 der ergreifende XD3 mit 350-PS-Diesel. Normverbrauch: 6,6 Liter – zumindest nach Werksangabe. Wahnsinn, oder?

10. Konkurrenz und Preisniveau

Zur Markteinführung bestand die Konkurrenz des X3 aus Mercedes GLK und Audi Q5. Beides sind gute Autos, beide waren aber bereits seit 2008 auf dem Markt und fußten auf einem Teilebaukasten der minimal älteren Generation. Erst 2015 bzw. 2016 kamen deren Nachfolger auf den Markt, die dem X3 wirklich Paroli bieten konnten. Der ganze Jahrgangsvergleich hat folgende Auswirkung: Gebraucht ist der X3 deutlich günstiger als gleichalte GLC und Q5, gerade wenn man die jeweiligen Ausstattungen und Motorenangebote vergleicht. So finden sich schon für unter 15.000 Euro die ersten seriösen Kandidaten mit noch geringer Laufleistung. Wer das Häkchen bei den Kilometern entfernt, sieht zudem viele Exemplare mit weit über 300.000 km auf dem Tacho. Auch das ist ein schöner Beweis für die Langlebigkeit. Eine X3-Tugend bleibt außerdem die hohe Anhängelast, bei denen Audi und Mercedes meist den Kürzeren ziehen. Für gute bis sehr gute Exemplare muss niemand deutlich mehr als 22.000 Euro ausgeben.

Audi Q5 3.0 TDI Quattro, BMW X3 x-Drive 30d, beide Fahrzeuge, Frontansicht
Hans-Dieter Seufert

Und was ist schlecht?

Die frühen Vierzylinder aus der Ära der Steuerkettenprobleme waren definitiv schlecht und werden baureihenübergreifend als Blamage für BMW in die Geschichtsbücher eingehen. Was die Haltbarkeit angeht, lauern ansonsten keine echten Tücken. Der X3 steht oft mit breiten Reifen da, worunter die Spurstangen oder in sehr seltenen Fällen die elektrische Servolenkung leiden. Andere echte Schwachstellen sind soweit nicht bekannt, bzw. wurden in den ersten Baujahren durch Rückrufe beseitigt. Wichtig ist neben einer gesunden Wartungshistorie (gern auch mit Ölwechseln für die Getriebe) auch die Durchführung dieser Rückrufe. Ansonsten ließe sich höchstens bekritteln, dass BMW gerade zu Beginn der Bauzeit recht knauserig war, was die Serienausstattung angeht. Vieles musste hinzugekauft werden und fehlt auch heute schmerzlich, wenn der Erstbesitzer ein Häkchen auf dem Bestellzettel ausgelassen hat.