Es ist eine beachtliche Zahl: Schon im Jahr 2019 hatte das japanische Allzweckfahrzeug die Marke von zehn Millionen verkauften Einheiten erreicht. Toyota feierte das sogar mit einer eigenen Jubiläums-Seite. Im Jahr 2021 stand ein runder Geburtstag an. Auf mehr als 70 Lebensjahre kann der legendäre Offroader nun also zurückblicken. Zum Jubeljahr gab es ein Sondermodell des J7 mit viel Pomp und Gloria. Doch werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die Historie.
Gleich zu Beginn muss man das mit den 70 Jahren etwas einschränken. Tatsächlich bekam der Urahn in Japan im Jahr 1951 erstmals Schotter unter die Räder (unter anderem mit einer spektakulären Erstbefahrung des Mount Fuji), doch damals führte der vierschrötige Offroader noch den Namen Toyota Jeep BJ. Entwickelt wurde er für die nach dem 2. Weltkrieg neu gegründeten japanischen Streitkräfte, die offiziell als Nationalgarde firmiert. Den Namen Land Cruiser erhielt der Geländewagen erst 1954, nachdem verständlicherweise die US-Marke Jeep nicht all zu begeistert von der Namensgleichheit war und Toyota ab 1955 mit dem Export des Land Cruiser auf den weltweiten Markt begann.
Ein Name, drei Baureihen
Auch das mit den zehn Millionen Exemplaren muss kurz erläutert werden, denn tatsächlich handelt es sich nicht um eine einzelne Baureihe wie etwa beim VW Golf. Stattdessen erwuchs aus dem ursprünglichen Land Cruiser eine komplette Fahrzeugfamilie, deren Modellcodes und Bezeichnungen durch die Jahrzehnte selbst Kenner der Marke vor Herausforderungen stellen. Als überschaubare Vereinfachung kann man sich auf die Toyota-eigene Einteilung beziehen, welche die Land Cruiser-Modelle in drei verschiedene Gruppen aufteilt: Heavy-Duty (das sind die harten Burschen, heute vertreten vom Land Cruiser J7), Light Duty (mittlere Baureihe für den Zivilmarkt, der bei uns aktuell verkaufte Land Cruiser 150 gehört dazu) sowie Station Wagon. Dies sind die Groß-Geräte, welche wiederum in speziellen "Nutzfahrzeug"-Varianten sowie für den Zivilmarkt mit besonders luxuriöser Ausstattung angeboten werden. Letzter Vertreter dieser Reihe in Deutschland war der Land Cruiser V8, der außerhalb der EU nach wie vor angeboten wird und jüngst erst in der sechsten Generation vorgestellt wurde.

Für Toyota ist der Land Cruiser nicht nur ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Rund 400.000 verschiedene Land Cruiser-Modelle verkauft der Konzern aktuell im Jahr, auf 170 internationalen Märkten finden sich die Abnehmer. Der Land Cruiser trägt auch wesentlich zum Haltbarkeits-Image der Marke bei, denn mechanisch gelten speziell die Heavy-Duty-Geräte als unzerstörbar. Nicht zuletzt deshalb setzen professionelle Anwender von Hilfsorganisationen bis zu Safari-Park-Betreibern auf die japanische Marke. In Afrika und Asien ist es auch oft nur zweitrangig, dass die Rostvorsorge speziell der Heavy-Duty-Baureihe der mechanischen Robustheit sehr stark hinterherhinkt.
Jahrzehnte im Einsatz
Ein interessanter Nebenaspekt ist die Beständigkeit der Technik. Obwohl Toyota dem Unternehmen in jüngerer Zeit in der Öffentlichkeit vor allem mit Hybridtechnik, Wasserstoffantrieb und dem Verzicht auf Dieselmotoren in Pkw den Anstrich eines schadstoffreduzierten Zukunftsunternehmens gibt, bleiben die hemdsärmeligen Antriebe der Land Cruiser-Baureihen zum Teil Jahrzehnte im Einsatz. Bestes Beispiel ist der Land Cruiser J7. Den stattet Toyota bis heute für Märkte, die weder Umweltzonen noch Feinstaubdiskussionen kennen, auf Wunsch mit dem 1HZ-Dieselmotor aus.

Dieser seit 31 (!) Jahren gebaute Saugdiesel mit sechs Zylindern, gemütlichen 129 PS und einem Hubraum von herrschaftlichen 4.164 Kubikzentimetern erreicht nicht selten siebenstellige Kilometer-Laufleistungen und gilt unter seinen Nutzern als ähnlich unkaputtbar wie der Rest des Autos. Weitere, sehr robuste Dieselmotoren wie die KD-Baureihe (2,5 und 3,0 Liter, Debüt im Jahr 2000, bei uns zuletzt im Toyota Hilux angeboten) und der 1VD-Diesel (4,5-Liter-V8, bis zu 272 PS, Debüt 2007) werden nach wie vor in Land Cruiser-Neufahrzeuge verbaut.
Sondermodell für Australien
Um den Geburtstag im vergangenen Jahr gebührend zu feiern, legte Toyota eine Sonderserie des J7 auf, die allerdings für Australien reserviert war. Der wohl wichtigste Exportmarkt für dieses Modell – immerhin wurden dort über 1,1 Millionen Land Cruiser verkauft – bekommt insgesamt 600 Exemplare des "70th Anniversary LandCruiser" – 320 Doppelkabinen, 200 Einzelkabinen und 80 Kombis. Alle Versionen werden von einem 4,5-Liter-Turbodiesel-V8 angetrieben, der 151 kW/205 PS sowie ein maximales Drehmoment von 430 Nm vorzuweisen hat und mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe gekoppelt ist. Die Preise für die Anniversary-Modelle, die im September 2021 zu den Händlern kamen, beginnen bei umgerechnet rund 50.000 Euro (Einzelkabine), rund 51.000 Euro für die Doppelkabine und rund 48.700 Euro für den Kombi.

Die Lieferzeiten sind aktuell allerdings enorm. Wie australische Medien berichten, sind die Wartelisten für alle J7 – nicht nur das Sondermodell – in Down Under aktuell so lang, dass manche heute bestellte Autos bis zu zweieinhalb Jahre auf sich warten lassen. Als Erklärung nennt Toyota die "globalen Herausforderungen in den Lieferketten". Wann sich die Situation bessern wird, kann der Hersteller aktuell nicht sagen.