Schnell beschleunigen ist die eine Sache. Nicht in den Begrenzer zu rasseln die andere. Diese Sportwagen legen bei 300 km/h noch drei Schippen drauf und knacken locker die 400 Stundenkilometer-Marke. Wer ist der Schnellste unter den Schnellen?
Das schnellste Auto der Welt kommt aus Europa: Im August 2019 knackte der Bugatti Chiron Super Sport 300+ die magische 300-mph-Marke. In der absoluten Spitze fuhr das 1.600 PS starke Hypercar sogar 304,773 mph (490,5 km/h). Doch hierbei handelt es sich nicht um einen offiziellen Rekord. Dafür hätte der Bugatti noch in die entgegengesetzte Richtung fahren müssen; gezählt hätte der Mittelwert aus beiden Läufen. Doch der Belag der VW-Teststrecke in Ehra-Lessien, wo Fahrer Andy Wallace den Chiron an seine Grenzen trieb, ist nur in eine Richtung optimal für derartige Geschwindigkeiten geeignet, weshalb Bugatti aus Sicherheitsgründen auf den offiziellen Rekord verzichtete.
SSC beansprucht den Highspeed-Rekord für sich
Auch der nächste in der Liste wird nicht im Guinness Buch als schnellstes Auto der Welt auftauchen, obwohl der heftig getunte Ford GT im März 2019 als Allererster die 300-mph-Marke knackte. Die Gründe liegen ähnlich wie bei Bugatti: Auch M2K Motorsports fuhr mit seinem bereits 2006 gebauten, wohl gut 2.500 PS starken Auto (so genau kennt der Tuner die Motorleistung nicht; es mangelt an einem passenden Prüfstand) nur in eine Richtung 300,4 mph (483,4 km/h) schnell, bevor der Bremsfallschirm auslöste.
Neue Bestmarke auf dem Kennedy Space Center: Der SSC Tuatara fuhr 455,3 km/h schnell.
Etwas offizieller wird es beim SSC Tuatara. Zwar fehlt auch für dessen 282,9 mph (455,3 km/h; in der Spitze sogar 286,1 mph beziehungsweise 460,4 km/h) noch der Guinness-Segen. Doch ein Spezialist der Messgeräte-Firma Racelogic sowie ein unabhängiger Experte bestätigen, dass das Hypercar dieses Tempo tatsächlich erreicht hat. Eigentlich sollte es schon im Herbst 2020 den deutlich besseren Wert von 316,11 mph (508,73 km/h) geschafft haben; als Spitzentempo sollen sogar 331,15 mph (532,93 km/h) angelegen haben. Aber es gab Ungereimtheiten, und wahrscheinlich war der Tuatara damals tatsächlich langsamer als behauptet – deshalb der neue, zumindest halberfolgreiche Versuch.
Bisher hielt Koenigsegg die Bestmarke
Bis die Bestmarke des SSC Tuatara offiziell anerkannt wird, grüßt weiterhin ein Auto von der Spitze, das bereits seit einigen Jahren dort steht: Der Koenigsegg Agera RS schaffte am 4. November 2017 satte 457,2 km/h bzw. 277,9 mph; in der absoluten Spitze waren es gar 457,9 km/h. Die Schweden fuhren nicht nur, wie gefordert, in beide Richtungen, sondern erfüllten auch alle anderen Bedingungen: Das 1.176 PS starke Hypercar rollte auf Straßenreifen und fuhr mit regulär erhältlichem Kraftstoff sowie auf öffentlichen Straßen.
Doch wie lange kann sich der Koenigsegg noch an der Spitze halten? Die Konkurrenz lauert schon, und das sogar im eigenen Hause: Die Highspeed-Variante des neuen Jesko – Beiname "Absolut" – soll dazu in der Lage sein, die 500 km/h-Marke zu knacken. Diese peilt auch Hennessey mit dem neuen Venom F5 an, der beim Testen bereits 271,6 mph (437 km/h) geschafft hat. SSC wird die Peinlichkeit, dass der verkündete Tuatara-Rekord doch nicht zählt, nicht mehr lange auch sich sitzen lassen. Und mit dem Aston Martin Valkyrie, dem McLaren Speedtail sowie dem Mercedes-AMG One stehen die Hypercars einiger namhafter Hersteller in den Startlöchern, sich zumindest einen Platz recht weit oben auf der Topspeed-Liste zu ergattern. Für die Spitze wird es für diese Boliden jedoch nicht reichen.
Hohe Kräfte wirken auf Reifen
Sicher auch deshalb, weil diese Marken im Zweifel mehr auf Sicherheit bedacht sind als so mancher Kleinserien-Hersteller. Die hohen Topspeeds verlangen nämlich nicht nur nach einem kraftvollen Antrieb, sondern auch nach einem zuverlässigen Fahrwerk und sicheren Reifen. Die hohen Kräfte, die auf die Gummis wirken, verlangen ausgereifte Konstruktionen. Die speziellen Michelin-Reifen für den Bugatti Chiron wurden zum Beispiel auf einem Prüfstand für Flugzeugreifen getestet. Weil sich nur dort die hohen Geschwindigkeiten simulieren lassen. Dass es eine standhafte Bremse für den Fall der Fälle braucht, versteht sich von selbst.
Wirklich ausgefahren werden die Geschwindigkeits-Jäger nur äußerst selten. Selbst Geraden auf Rennstrecken sind dafür oftmals zu kurz. Und der öffentliche Verkehr erlaubt diese hohen Geschwindigkeiten praktisch nicht.
Hinweis: In der Fotoshow sammeln wir nur aktuelle oder bisherige, nicht aber künftige Baureihen. Deshalb finden Sie dort zum Beispiel auch nicht den Koenigsegg Jesko Absolut. Sobald dieses Auto seine Topspeed-Qualität nachgewiesen haben, wird diese Übersicht selbstverständlich aktualisiert.
Tabelle
Fazit
Der Koenigsegg Agera RS startete bereits zum fünften Mal als – offiziell – schnellstes straßenzugelassenes Auto der Welt in ein neues Jahr. Die Bestmarken der bisher einzigen drei schnelleren Boliden zählen nicht offiziell, einige weitere Rekordversuche scheiterten. Es wird aber sicher schon bald neue Angriffe auf die Topspeed-Regentschaft geben.
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