Es ist noch nicht lange her, da wurde über die US-Online-Plattform "Bring A Trailer" ein Ruf RT12 R für umgerechnet rund 835.000 Euro verkauft. Auf dem Tacho: fahraktive 27.000 Kilometer. Der Vorbesitzer hatte ganz offensichtlich seinen Spaß mit dem 730 PS starken Biturbo-Biest aus Pfaffenhausen. Auf das Exemplar, das Mitte Mai bei Mecum Auctions versteigert wird, trifft das eher nicht zu. Mit weniger als 500 Kilometern auf der Uhr hat der 3,8-Liter-Boxer seit seinem Einbau im Jahr 2015 mehr Staub gefangen als aufgewirbelt. Blöderweise wirkt sich diese Form der nicht artgerechten Haltung immer positiv auf den Wiederverkaufswert aus und so dürfte der grüne Porsche-Ableger vermutlich einen siebenstelligen Betrag erzielen.
300 km/h in 20 Sekunden
Der RT12 R im Portfolio ist indes nicht nur selten, sondern super-selten. Während es das Modell an sich nur 13 Mal gibt, fahren lediglich zwei Exemplare mit purem Heckantrieb vor – und ja, dieses Gerät ist eines davon. 939 Newtonmeter maximales Drehmoment malträtieren die Hinterräder, geschaltet wird manuell durch sechs Gänge. Wer das gut drauf hat, pfeilt in 3,3 Sekunden auf Landstraßentempo und in 20,1 Sekunden auf 300 glatt. Die bordeigene Geschwindigkeitsgrenze ist erst bei 370 km/h erreicht, bei der Rückkehr zum Nullpunkt hilft eine Carbon-Keramik-Bremsanlage.

Am Auto selbst gibt es freilich noch mehr Carbon. Etwa in Gestalt der Außenspiegel oder der Vollschalensitze im Innenraum, deren Polsterung ein farblich nicht so richtig auf den Außenlack abgestimmtes Karo-Muster ziert. Geschenkt – sobald man sitzt, sieht man das ja eh nicht mehr. In der R-Version des RT12 steckt insgesamt so viel Carbon, dass sie mit ihrem Gewicht von 1.495 kg rund 80 Kilo leichter vorfährt als der Ruf RT12 S. Das Grundgerüst dieser Allgäuer Urgewalt stellt übrigens die breite Allrad-Karosse des 997 Carrera 4, der Motor baut dagegen auf dem Turbo-Aggregat des 996 auf und das Getriebe ist wiederum eine verstärkte Variante jener Ausführung, die originär im 997 Turbo steckt. Das Ganze spickt Ruf mit Fahrwerks-Komponenten aus dem 911 Cup-Rennwagen. Neupreis der wilden Kombination seinerzeit: etwa 327.250 Euro. Also rund 90.000 Euro mehr als der damalige 911 GT2 RS. Wenn Sie sich jetzt noch unsicher sein sollten, ob Sie bei der Auktion die Kelle heben, können Sie sich vorab mal durchlesen, wie sich diese Maximal-Eskalation auf Porsche-Basis anfühlt, denn wir sind das Auto vor mehr als zehn Jahren schon gefahren.