Mercedes SLK (R170) als Gebrauchtwagen im Check

Mercedes SLK (R170) im Gebrauchtwagen-Check
:
Erfolgsgeschichte auch als gebrauchter Roadster?

Mercedes SLK R170, Gebrauchtwagen-Check, asv1517 © Dani Heyne

Die 90er-Jahre waren modetechnisch nicht ausnahmslos grandiose Zeiten. Blechklappdächer bei Cabrios sind ein gutes Beispiel – oft versauten sie die Linie. Nicht so beim Mercedes SLK, der auf dem besten Wege zum Klassiker ist.

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Gebrauchte Automobile zu kaufen – das hat seinen ganz eigenen Reiz. Und grundsätzlich gibt es dabei zwei Ansatzpunkte. Beim ersten dreht sich alles um den Preis. Ist der beim verlockend schönen Neuwagen zu happig, wartet man einfach zwei, drei Jahre – und schon sieht die Sache anders aus. Beim zweiten Ansatz geht’s nicht primär nur um die Kohle, sondern um die Erfüllung eines Traums.

Was uns geradewegs auf den Hof von Meister Wünsch führt – dort steht heute ein Mercedes SLK der ersten Serie. Sie wissen schon, der kleine Blechfalter aus den 90er-Jahren. Die Hebamme dieses Modells war kein anderer als der Mazda MX-5. Erweckte dieser doch ab 1989 die Roadster-Leidenschaft vieler Menschen, was sich recht schnell auch in den Zulassungsstatistiken nachlesen ließ. Fünf lange Jahre später rollte auch Mercedes in genau diese Nische – allerdings nicht mit einer schnöden Kopie des Japaners, sondern einer charmanten Eigeninterpretation eines kompakten Roadsters.

© Dani Heyne

Der rund vier Meter kurze und 1,70 Meter breite Zweisitzer (auf der damaligen C-Klasse basierend) kam im Herbst 1996 mit Heckantrieb auf den Markt.

„Den trifft man auch nicht mehr an jeder Ecke“, ruft Meister Wünsch zur Begrüßung und deutet auf den Mercedes SLK. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir in den 90er-Jahren um sein Klappdach geschlichen sind – und gehofft haben, dass damit keiner je vor der Werkstatt stehen wird mit den Worten: Mein Dach klemmt.“

Mit dieser Befürchtung war der Meister nicht allein: Als Mercedes im Herbst 1996 den SLK zu den Händlern brachte, war vor allem die Langzeitqualität des Variodachs ein großes Thema. „Die damaligen Bedenken waren unbegründet“, sagt Meister Wünsch und kann sich nur an ein paar SLK erinnern, die bei ihm mit Dachproblemen strandeten. „Dabei waren fast immer Sensoren oder eingedrückte Kabel schuld – nicht aber die Mechanik oder die Hydraulikpumpe des Klappdachs.“

Zustand und Pflege wichtiger als das Alter

Die Pumpe sitzt übrigens hinten rechts unter einer Verkleidung im Kofferraum. Das Dach selbst besteht aus zwei festen Teilen, die sich auf Knopfdruck automatisch in rund 25 Sekunden geschickt eindrehen und im Kofferraum ablegen. Dessen Volumen verringert sich dadurch übrigens von 348 auf 145 Liter.

„Die Idee mit dem Mix aus Coupé und Roadster hat Mercedes von den Franzosen übernommen“, fügt Meister Wünsch hinzu und spielt auf den Peugeot 301 Eclipse an. Ein Modell, das bereits 1933 mit einem versenkbaren Hardtop vorgestellt wurde. Jedoch gänzlich ohne Falt-Tricks.

Zurück zum SLK und der heutigen Frage: Kann man den Mercedes Roadster der ersten Generation guten Gewissens kaufen? Oder sollte man angesichts des Alters lieber die Finger davon lassen?

Wir reden hier schließlich von rund 20 Jahre alten Automobilen.

© D. Eisele
Mercedes SLK (R170) im Check Die Schwachstellen des ersten SLK

Meister Wünsch lächelt milde. „Das Alter ist bei diesem Modell nur eine Zahl auf dem Papier. Wichtig ist der Zustand – und vor allem die Pflege eines solchen Roadsters. Daher gilt es ganz besonders genau hinzuschauen und danach zu urteilen. Fakt ist: Gut erhaltene SLK werden in den kommenden Jahren deutlich an Wert zulegen.“

Erste Antworten auf diese Frage finden sich beim gründlichen Check der Karosserie. Dabei tastet der Meister wie ein Spurensucher über die Hülle des SLK. Verlaufen alle Spaltmaße sauber? Gibt es Farbunterschiede? Übermäßig viele Kratzer? Bei diesem SLK 230K fallen ihm zwei Sachen auf: Die Stoßstange umschmiegt den einen der beiden Scheinwerfer nicht gleichmäßig – oft ein Indiz für einen behobenen Unfallschaden. Beim genauen Betrachten fällt zudem auf, dass die vordere Stoßstange im unteren Bereich mit einem Lackstift behandelt wurde – offensichtlich ein Parkschaden.

„Schauen wir doch mal, ob dazu etwas in den Unterlagen steht“, murmelt Meister Wünsch und schnappt sich die Bordmappe. Durch die alten Berichte der Hauptuntersuchungen wird schnell klar, dass der einzige Vorbesitzer den SLK stets in ein und derselben Mercedes-Werkstatt hatte. Und: Dass er sich erst im hohen Rentenalter von dem Wagen getrennt hat. Bis dahin hat er alle Werkstattrechnungen fein säuberlich ins Bordbuch gepackt.

Was für ein Glücksfall! So erfahren wir, dass die Stoßstange vorn tatsächlich getauscht wurde – und zwar nur die. Daher lässt sich ein großer Unfall ausschließen. „Ist immer gut, wenn man auf eine so umfangreiche Dokumentation stößt“, sagt Meister Wünsch und schaut sich den Rest der Karosserie an – tadellos in Ordnung. Auch die Scheiben haben keine Beschädigungen, das Klappdach öffnet und schließt ohne Probleme.

Bevor es zur Probefahrt geht, wird der Innenraum gründlich inspiziert, da es hier erfahrungsgemäß einige Problemzonen gibt. So zicken zum Beispiel gern einige Schalter (Spiegelverstellung, Fensterheber), lösen sich Türverkleidungen, brechen Sitzfedern, funktionieren die Sitzheizungen im Lehnenbereich nicht mehr. All das überprüft Meister Wünsch gewissenhaft – und kann bei diesem Exemplar keines der typischen Probleme feststellen.

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Auf Basis des R 170 entstand jedoch bis Ende 2007 der Chrysler Crossfire als Coupé und Roadster.

Umso beschwingter geht’s auf Probefahrt. Dabei lauscht der Meister nach störenden Windgeräuschen, achtet auf Lenkspiel und Poltergeräusche. Alles im Rahmen. Auch der Anzug des 2,3- Liter-Kompressormotors enttäuscht nicht. Ganz im Gegenteil. Der Vierzylinder säuselt zwar nicht wie einer der V6 – bietet aber einen guten Mix aus Leistung und überschaubarem Verbrauch.

Nach all den Jahren kann Rost auftreten

Auf der Hebebühne schaut sich Meister Wünsch zuerst den Zustand der Bremsen an. Beläge und Scheiben dieses SLK haben noch reichlich Fleisch. Und die Radlager? „Machen keine Geräusche“, urteilt Meister Wünsch, der bereits den Unterboden inspiziert. Rost könnte nach all den Jahren ein Thema sein – ist es aber nicht. Abgesehen von etwas Flugrost an den Achsträgern, der sich leicht behandeln lässt. Der Rest des Unterbodens – inklusive der Wasserabläufe in den Schwellern – ist gut in Schuss. Nur am Auspuff nagt der Rost, hier wird in absehbarer Zeit ein neuer Endschalldämpfer fällig.

Die Brems- und Kraftstoffleitungen sind dagegen tadellos in Ordnung, die Achsaufhängungen (beim SLK insbesondere die Spurstangenköpfe) weisen kein Spiel auf, und die Hinterachse tropft nicht. Das Auto macht auch im Detail einen gepflegten Eindruck. Genau der richtige Typ für eine stabile Wertanlage. Aktuell ist ein guter Kaufzeitpunkt, angebotene Exemplare sind vergleichsweise günstig. Gepflegte Vierzylinder mit rund 100.000 Kilometern gibt’s ab 5.000 Euro. Wer einen guten V6 will, muss mindestens 9.000 Euro einplanen.

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In den 90er Jahren startete die Roadster-Erfolgsgeschichte SLK. Heute gibt es bereits die dritte Generation, die mittlerweile unter dem Name SLC verkauft wird. Einen Nachfolger wird es leider nicht mehr geben. Wie erfolgreich sich die erste Generation R170 im Gebrauchtwagentest schlägt, klären wir zusammen mit Kfz-Meister Wünsch.
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Ab auf die Bühne. Radführung in Ordnung? Spurstangenköpfe und Radlager können beim SLK der ersten Generation Probleme machen.
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Wie steht es um die Aufhängung? Starken Verschleiß in der Aufhängung der Querlenker oder Vorderachse spürt man meist am Lenkrad.
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Billiges Soundtuning alias Loch im Auspuff? Irgendwann ist jeder Endschalldämpfer durch – dieser hier wird auch bald fällig.
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Und wie steht es um die optischen Details? Übermäßig große Spaltmaße sind ein Indiz für schlecht sitzende Anbauteile.
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Nächster Punkt auf der Checkliste ist der Riementrieb. Ein langer Keilrippenriemen treibt die Nebenaggregate an. Ist er rissig, gehört er getauscht
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Wichtiger Punkt: Wie steht es um das Motoröl? Soll der Motor lange leben, braucht er regelmäßig frisches Öl. Das Wechselintervall dieses SLK beträgt 12 Monate.
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Ab nach Hinten. Wie steht's um die Hinterachse? Die Lagerung ist stabil, hin und wieder bricht eine Feder aus Altersgründen
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Unterboden? Er sollte keinen Rost haben und idealerweise gut versiegelt sein. Letzteres sollte nach einigen Jahren wiederholt werden. So hat man lange Freude.
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Soll der SLK richtig giftig zupacken, dann ist die AMG-Version gefragt. Der SLK 32 AMG kommt nämlich auf 354 PS und 450 Nm. Um die Kraftübertragung kümmert sich serienmäßig ein Fünfgang-Automatikgetriebe. Damit spurtet der Zweisitzer in etwas mehr als fünf Sekunden von null auf Tempo 100.
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Bei der Marktrinführung gab es folgende Motoren: einem Zweiliter-Basisbenziner mit 136 PS und 190 Nm Drehmoment – die Kompressor - Exportversion davon hatte 190 PS, es gab sie aber nur in Italien, Griechenland und Portugal. Der größere Motor kommt mit 2,3 Litern Hubraum und erzielt dank Kompressoraufladung 193 PS und 280 Nm. Ein Fünfgang-Schaltgetriebe wurde in beiden Versionen serienmäßig verbaut, optional gab es ein Fünfgang-Automatikgetriebe.
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Neu im Rennen war ab dem Facelift ein Sechszylinder-Benziner. Dieser SLK 320 ist mit dem aus anderen Mercedes-Baureihen bekannten 3,2-Liter-V6 bestückt. Er besitzt drei Ventile pro Zylinder, Doppelzündung und begeistert mit einem sahnigen Motorlauf sowie 218 PS und wunderbaren 310 Nm Drehmoment. Alle Motoren nach dem Facelift arbeiten serienmäßig mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe zusammen. Optional ließ sich nach wie vor ein Fünfgang-Automatikgetriebe bestellen.
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Mit dem Facelift, das im Februar 2000 auf den Markt kam, überarbeitete Mercedes das Motorenangebot. Das Zweiliter-Basistriebwerk erhielt daraufhin stets einen Kompressor (163 PS und 230 Nm) und der 2,3-Liter-Vierzylinder bekam geringfügig mehr Leistung. Mit der Überarbeitung im Jahr 2000 wurden außerdem höherwertige Materialien im Innenraum verbaut. Außen erkennt man das Facelift an den stärker modellierten Schwellern und Schürzen. Zudem tragen diese Modelle größere Blinker in den Außenspiegeln.
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Mercedes konnte vom ersten SLK genau 311.222 Exemplare verkaufen. Womit er den bis dahin hierzulande meistverkauften Roadster, den MX-5, vom Thron stieß. Im Frühjahr 2004 wurde der SLK dann durch den Nachfolger (R 171) abgelöst.Optional war sogar ein Dachträger für den SLK zu haben.

So ist die Marktlage

Jetzt ist die richtige Zeit, sich einen SLK der ersten Serie zu kaufen. Das Angebot ist reichhaltig, die Preise sind im Keller. Das wird sich ändern, garantiert. Schon jetzt ist der Benz ein toller Youngtimer – sobald das H-Kennzeichen in greifbare Nähe kommt, werden die Preise des Flitzers steigen. Ist bei offenen Modellen der Marke ein Automatismus.

Fazit

Der Mercedes SLK der ersten generation ist ihr typ, wenn Ihnen der kleine Blechdach-Roadster schon immer gut gefallen hat. Nicht zuletzt, weil sein festes Verdeck mehr Schutz und eine bessere Geräuschdämmung bietet als jedes Stoffverdeck. Und weil trotz der aufwendigen Klapptechnik die Proportionen nicht verrutscht sind.

Außerdem wollen Sie sich endlich mal ein Spaßauto gönnen, das jetzt gerade noch erschwinglich ist – aber in den kommenden Jahren ganz sicher an Wert zulegen wird, vorausgesetzt, Zustand und Pflege stimmen.

Das gefällt uns:

Seine Zeitlosigkeit. Dieser kleine Freudenbringer altert optisch nicht mehr wirklich. Sein Blechdach? Optisch Geschmacksache, praktisch erhöht es erheblich die Sicherheit, wenn der SLK unter einer Laterne schlafen muss – was wiederum seinen Besitzern keine schlaflosen Nächte beschert. Und es klappt auch nach Jahren meist noch tadellos.

Das stört uns:

Schwieriges Thema, weil es jetzt sofort subjektiv wird. Nehmen wir zum Beispiel den Kofferraum, der doppelt so viel schluckt wie der eines MX-5. Willst du aber offen fahren, muss ein Rollo im Heckabteil ausgebreitet werden – was den Stauraum deutlich minimiert. Außerdem könnte der Sitzkomfort besser ausfallen.

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