Wer zu den 275 Glücklichen gehört, die einen Mercedes- AMG One ergattert haben, dürfte auf der Sonnenseite des Lebens stehen – zumindest in finanzieller Hinsicht. Schließlich kostete ein Exemplar als Neuwagen mindestens 2,75 Millionen Euro plus länderspezifischer Steuern. Doch beim AMG One gilt dasselbe wie bei jedem 0815-Auto, das normale Menschen nutzen, um ihren Alltag zu bewältigen: Allein mit der Anschaffung ist es nicht getan. Hinzu kommen Unterhaltskosten: Steuer und Versicherung sowie Wartungs-, Reparaturkosten und wenn nötig auch Ersatzteilkosten.
85.200 Euro für einen Radsatz
Diese Unterhaltskosten liegen bei einem Mercedes-AMG One durchaus auf dem Niveau einer, sagen wir, Standard-C-Klasse. Nur kosten beim Hybrid-Hypercar mit domestiziertem Formel-1-Antriebsstrang einzelne Posten so viel wie die Mercedes-Mittelklasse-Limousine als kompletter Neuwagen in der Anschaffung. Wie viel genau, hat Youtuber "Gercollector" in einem Video verraten. Der Auto-Influencer hat bereits 2023 einen AMG One – den siebten je gebauten – in seine beeindruckende Autosammlung integriert und seine Zuschauer durch die Zahlen geführt. Und dabei keinen Quatsch erzählt: Wir haben uns die Summen von einem AMG-Sprecher bestätigen lassen.
Fangen wir bei den Ersatzteilpreisen an. Und bei einem alltäglichen Phänomen: eine Schramme an der Felge. Nun wird ein Mercedes-AMG One selten als "Daily Driver" bewegt, doch dank uneingeschränkter Straßenzulassung wäre es durchaus denkbar, ihn hin und wieder in urbanen Gefilden anzutreffen. Doch Vorsicht vor Bordsteinkanten und Co., speziell, wenn das Auto mit dem Motorsportpaket inklusive geschmiedeter Magnesiumräder samt Carbon-Aeroblades ausgerüstet ist. Wer ein Rad austauschen muss, ist nämlich 21.300 Euro los – pro Stück. Der ganze Radsatz kostet demnach 85.200 Euro. Wer hier Einsparpotenziale nutzen möchte, könnte übrigens zur Standard-Aluminiumfelge greifen. Sie kostet lediglich 9.100 Euro pro Exemplar.
Klassenübliche Ersatzteilpreise
In dieser Preiskategorie geht es weiter. So kostet der untere Teil der Frontschürze mit Splitter und Lufteinlässen etwa 48.000 Euro. Muss auch der restliche Teil der Front getauscht werden, werden weitere 37.000 Euro fällig – exklusive Scheinwerfer und aktiver Aerodynamik, wohlgemerkt. Wer eine neue Heckpartie im Bereich des Diffusors benötigt, sollte 53.000 Euro in der Hinterhand haben. Das sind Summen, für die man sich auch einen Neuwagen von Mercedes kaufen kann. Zum Vergleich: Die günstigsten C-Klassen starten im Mercedes-Online-Shop aktuell bei knapp 40.000 Euro.
Dennoch sagt ein AMG-Sprecher: "Die Preise liegen in dieser Fahrzeugklasse absolut in der Range." Tatsächlich verlangt die Konkurrenz für derartige Ersatzteile teils deutlich mehr Geld als Mercedes beim AMG One. Wie "Gercollector" alias Michael Spegel in seinem Video schildert, liegt beim McLaren P1 eine neue Frontpartie bei ungefähr 100.000 Euro; beim McLaren Senna sind es sogar 120.000 Euro. Wer für den P1 eine neue Windschutzscheibe benötigt, zahlt dafür Spegel zufolge etwa 20.000 Euro. Beim AMG One kostet dieses Teil nur 2.100 Euro. Wer für ein 0815-Auto mal eine neue Frontscheibe gebraucht hat, weiß: So viel billiger ist sie da auch nicht.
80 Arbeitsstunden à 370 Euro
Anders verhält es sich bei den Inspektionskosten. Der Mercedes-AMG One muss einmal jährlich oder alle 5.000 Kilometer zum Service. Und der ist bei diesem Auto eine höchst aufwendige Prozedur. Zwei besonders geschulte Spezialisten kümmern sich eine Woche lang um den Sportwagen, tauschen dabei alle Flüssigkeiten aus, spülen alles durch und dokumentieren ihr Tun per Bild. Macht insgesamt 80 Arbeitsstunden à 370 Euro – und somit knapp 30.000 Euro allein für die Arbeit. Die Gesamtrechnung für diesen "Service A" hat beim "Gercollector" sogar etwa 40.000 Euro betragen.
Wenn es einen "Service A" gibt, existiert möglicherweise auch eine B- oder C-Version, die noch kostenintensiver ist. Richtig teuer wird es jedenfalls für jene Besitzerinnen und Besitzer eines Mercedes-AMG One, die ihr Auto auch mal über lange Strecken bewegen. Denn bei 50.000 Kilometern wird eine große Revision des kompletten Formel-1-Triebstrangs angesetzt, inklusive der elektrischen Vorderachse, der Batterie, allen Elektromaschinen und auch des Verbrenners. Was das kostet, verraten leider weder der Youtuber noch der AMG-Sprecher. Unangenehm wird es jedoch dann, wenn ein neuer Antriebsstrang nötig sein sollte. Für ihn berechnet AMG bis zu 800.000 Euro. Allerdings legt der Hersteller Wert auf den Hinweis, dass der Motor mitnichten "auf 50.000 Kilometer ausgelegt ist und dann per se getauscht werden muss".
Als echtes Schnäppchen mutet dagegen die Kfz-Steuer an. Michael Spegel drückt für den Mercedes-AMG One pro Jahr lediglich 408 Euro an den deutschen Fiskus ab. Bei diesem Posten nähert sich das Hypercar dann doch wieder den Gefilden eines 0815-Autos an.