1971 stellte Lancia auf dem Turiner Autosalon den Stratos HF vor, gebaut haben die Italiener den als Rallyefahrzeug ausgelegten Tipo 829 dann von 1973 bis 1978. Fünf Jahre genügten, den Stratos zur Legende zu machen. Das schon seiner Proportionen und seiner Glaskanzel-Frontscheibe wegen optisch aufsehenerregende Auto hatte einen quer vor der Hinterachse montierten Motor aus dem Ferrari Dino 246 GT. In der Straßenversion des Stratos leistete der 2,4-Liter-V6 195 PS und damit genauso viel wie im Dino. Der vordere und der hintere Teil der Karosserie lassen sich großflächig aufklappen – beide Klappen bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Das Auto entstand beim Karosseriebauer Bertone. Um eine Homologation in der Gruppe 4 der FIA zu erreichen, mussten von dem Rallye-Fahrzeug auch Straßenversionen entstehen. Eine dieser Straßenversionen hat sein Eigentümer zu einem Gruppe-4-Fahrzeug umgerüstet – jetzt steht es beim Klassik-Händler Top Marques Deluxe aus Bassano del Grappa (55 Kilometer nordwestlich von Venedig) zum Verkauf.

Die V6-Motoren in den Gruppe-4-Stratos mit ihren drei Doppelvergasern erreichten laut Lancia 280 PS, mit Vierventilköpfen, wie sie im zum Verkauf stehenden Auto verbaut sind, soll die Leistung sogar 320 PS bei sagenhaften 8.500/min erreichen. Die trafen in den Gruppe-4-Autos auf nur 980 kg Leergewicht.
Unter 500 Exemplare
Mit dem Stratos gewann Lancia unter anderem die Rallye-Weltmeisterschaften 1974, 1975 und 1976 – ihn beerbte später der nicht minder legendäre Lancia Rally 037. Die Zahl der gebauten Stratos HF mit Straßenzulassung ist nicht bekannt – ursprünglich forderte die FIA 500 Exemplare, während der Bauzeit senkte sie ihre Anforderung auf 400 Fahrzeuge. Bertone geht davon aus, dass 495 Stratos HF auf die Straße kamen.

Gruppe-4-Umbau
Der jetzt zum Verkauf stehende Stratos HF hat einen entkernten und mit Sparco-Rennsitzen ausgestatteten Innenraum. Auch die in den Rallye-Versionen vorhandenen zahlreichen Schalter sitzen beim Umbaufahrzeug im Armaturenbrett. Den Kontakt zur Straße stellen historische Pirelli-P7-Reifen her. Die vier Zusatzscheinwerfer an der Front sind von einer abnehmbaren Abdeckung geschützt. Als Lackierung hat sich der aktuelle Eigentümer für eine Nachbildung der Würth-Rallyelackierung entschieden, mit der Walter Röhrl in seinem Lancia 037 die Deutschland-Rallye 1983 gewann. Außerdem hat der Eigentümer den Stratos HF so aktualisiert, dass er nach FIA-Vorschriften für historische Rallyes zugelassen ist.

1978 ein Schnäppchen
Den Preis dieses 1974er Lancia Stratos HF Gruppe 4 verrät Top Marques Deluxe nur ernsthaft interessierten Kunden. 1978 sollen in Deutschland die letzten Exemplare des Renners für unter 15.000 DM weggegangen sein – mit Einrechnung der Inflation wären das heute zirka 19.352 Euro. Heute kosten gut erhaltene Stratos HF locker über 300.000 Euro.