Wer einmal durch die jetzt erneurten und deutlich erweiterten Hallen des Las Vegas Convention Center gewandert ist, den kann auf der Straße so schnell nichts mehr erschrecken. Geht nicht, gibt es nicht. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind auch die Facetten des automobilen Customizing etwas vielfältiger – und in den meisten Fällen auch etwas extremer.
Die Serienhersteller pumpen viel Geld in speziell für die Messe gemachte Umbauten – um das Leistungs-Potential ihres Werk-Zubehörs zu demonstrieren und um tuningwillige junge Kundschaft zur jeweiligen Marke zu locken. Und die Eingriffe sind tief – sehr tief. Natürlich gibt es noch Leistungssteigerungen – aber eben auch komplette Motor-Verpflanzugen. So ist ein Porsche 911 mit einem Subaru-Boxermotor im Heck genauso zu sehen wie ein alter Nissan-Pick-up mit dem Elektroantrieb aus dem Nissan Leaf. Und Restomodder Ringbrothers hat vier spektakuläre Modelle dabei – drei davon haben jeweils über 1.000 PS.
Ford ist traditionell mit einem der größten Stände auf der Show in Las Vegas vertreten. Dieses Mal gibt es Verbrenner- und Elektromodelle von dem amerikanischen Hersteller. Mit dabei ist der auch in Deutschland angebotene Mach-E und der elektrische Pick-up F-150 Lightning. Seinen Vorzeige-Elektro-Pick-up hat Ford in einer Schweizer-Taschenmesser-Version genannten Camping-Ausführung mitgebracht – am Heck des Pritschenwagens hängt ein Elektro-Moped, dass sich an der Batterie des F-150 Lightning laden lässt. Und "Wir verkaufen soviel PS wie irgend möglich"-Dodge zeigt nicht nur komplette Autos, sondern auch äußerst potente Crate Engiens, also Kisten- oder Nachrüst-Motoren.
Reifen oder Raupen?
In Sachen Reifen ist auf der Sema alles geboten, was der Markt hergibt. Groß, klein, dünn, dick – aber immer extrem. Hauptsache nicht normal. Bei so vielen verrückten Kisten, muss man versuchen irgendwie aufzufallen. Reifenhersteller Toyo ließ 2019 sogar ein Auto ganz ohne Reifen bauen. Der englische Künstler Benedict Radcliffe erstellte für die Japaner einen Offroader aus einem Drahtgeflecht im 1:1-Format.

Auf der Sema gibt es aber noch weitere Fahrzeuge die ohne Räder nach Las Vegas gerollt sind. Sie bekamen stattdessen einfach ein paar Raupen an die Achsen geschnallt, was einem normal denkenden Mittel-Europäer wohl nicht so schnell einfallen würde. In den USA werden die Dinger überall drangeschraubt: an Transporter, an Pickups oder an kleine Laster. Bisweilen erinnern die Raupenfahrzeuge mehr an Militär-Panzer als an Autos.
Extreme Hot-Rods
Auch die breite Palette verrückter Hot-Rods ist in Las Vegas gesetzt. Die nach wie vor oft auf Ford-Modellen aus den 1930er-Jahren basierenden Umbauten sind extrem aufwendig und phantasievoll ausgeführt. Die Basisfahrzeuge gibt es laut Hot-Rod-Umbauern immer noch in ausreichender Menge und einen komplett neuen Hot Rod können sich nur sehr betuchte Kunden oder Hot-Rod-Magazine leisten, die den Umbau redaktionell begleiten. Dafür ist dann jeder Hot Rod ein Einzelexemplar.
Kommen Sie: Wir nehmen Sie mit auf einen Sema-Rundgang der besonderen Art und zeigen Ihnen die verrückten Seiten der Messe.