In Afrika quält man sie noch im Alltagsbetrieb. Hier zu Lande besitzen sie schon seit ewigen Zeiten den Oldtimer-Status und dürfen sich auf unbeschwerliche Ausfahrten bei schönem Wetter am Wochenende freuen - die Peugeot 404 als Limousine und Kombi. Doch der 404 existiert auch noch in edlerer Verpackung, als Coupé und Cabrio rangiert er in einer deutlich höheren Preisklasse, wenngleich die Technik unter dem schickeren Blech identisch ist.
Doch ganz gleich, für welches Modell sich jemand entscheidet: Wenn er weder Zeit, Lust noch Talent zum Schrauben hat, findet er keine Werkstatt, die sich auf den 404 spezialisiert hat. Glücklicherweise existieren dennoch einige Anlaufadressen, bei denen das nötige Fachwissen vorliegt.
Eine davon ist in Saarbrücken. Bei Diemer & Dalheimer werden zwar oft deutlich hochwertigere Oldtimer betreut und restauriert, doch die Firmeninhaber Christian Diemer und Volker Dalheimer können auf viel Erfahrung mit französischen Klassikern wie dem 404 zurückgreifen.
"Haben die Autos keine Rostschäden und sind technisch in Ordnung, erweisen sie sich als problemlos und stellen eine gute Wahl für Einsteiger in die Oldtimer-Szene dar", findet Diemer.
Zuverlässige Technik
Ähnlich Positives berichtet Stefan Schneider vom Autohaus Schneider in Geislingen: "Die Mechanik ist unkaputtbar, die drei- oder fünffach gelagerten Motoren unproblematisch", sagt Schneider. Dessen erstes Auto war ein 404, er schraubt bereits in dritter Generation an französischen Autos.
Was dennoch regelmäßig anfällt, sind natürlich die üblichen Wartungsarbeiten. Doch die Kosten für den Wechsel des Motoröls, der Zündkerzen, des Zündunterbrechers oder das Prüfen und Einstellen des Ventilspiels halten sich in einem überschaubaren Rahmen.
Die Ölfilter verfügten anfangs über einen austauschbaren Einsatz, später wurden leichter zu wechselnde Einwegfilter verwendet, in der Betriebsanleitung Easy Change-Ölfilter genannt. Besitzt der Zylinderkopf vorn links die Markierung cl für culot long, sind Zündkerzen mit langem Gewinde im Einsatz.
Der in der Tabelle auf der nächsten Seite genannte Preis für den Wechsel des Unterbrecherkontakts kann natürlich höher ausfallen, wenn zusätzliche Teile wie eine Verteilerkappe, ein Finger und ein Kondensator benötigt werden, die Unterdruckdose defekt oder die Verteilerwelle ausgeschlagen ist.
Solche zusätzlichen Kosten fallen meist an, wenn der Vorbesitzer das legendäre Durchhaltevermögen des Wagens überstrapaziert und selten etwas dran gemacht hat. Doch neben Wartungsstaus können auch extrem fest sitzende Schrauben die angegebenen Kosten sprengen, wie etwa beim Wechsel der Wasserpumpe.
Das Einstellen der relativ einfachen Vergaser ist kein Hexenwerk, sofern die Drosselklappenwelle nicht ausgeschlagen ist und der Vergaser Falschluft zieht, was öfter bei den Solex-Ausführungen zu beobachten ist, obwohl sie laut Expertenauskunft weniger Verdruss bereiten als die alternativ montierten Zenith.
Ein Fall für Experten ist auf jeden Fall die Kugelfischer-Einspritzung. Ein möglicher Defekt betrifft die Membrane, worauf plötzlich aus dem Auspuff tretender schwarzer Rauch oder ein im Leerlauf absterbender Motor sowie sehr hoher Benzinverbrauch hinweisen.
Muss die Pumpe komplett überholt werden, kostet allein das Austauschteil bei Koller & Schwemmer 1785 Euro. Und oft sind dann auch gleich die Einspritzventile zu erneuern, was die Kosten erneut nach oben treibt.
Teurer Riemen
Gut für die Pumpe ist es, den Motor selbst während der Winterpause einmal im Monat laufen zu lassen oder sogar ein Stück zu fahren. "Dadurch wird vermieden, dass die Membrane reißt, weil sie bei stillstehendem Motor immer gleich gefaltet bleibt, riet der langjährige Peugeot-Experte Richi Berchtold aus der Schweiz bereits im Rahmen der Service-Station Peugeot 504.
Als Problem erweist sich derzeit die Beschaffung des Antriebsriemens für die Einspritzpumpe. "Die halbe Welt sucht danach", sagt Diemer. Übrigens wurde kürzlich ein solcher Riemen bei Ebay für utopische 255 Euro versteigert.
Für dieses Geld gibt es zum Beispiel einen originalen kompletten Kupplungssatz, wie er auch bei der Kalkulation des Kupplungswechsels in der Tabelle links zugrunde liegt. Zum Wechseln der Kupplung muss man die Hinterachse lösen, samt Kardanrohr nach hinten ziehen und dann das Getriebe ausbauen. "Oder man baut den Motor aus, was bevorzugt gemacht wird", erklärt Diemer und macht noch auf eine Besonderheit bei Modellen bis 1967 aufmerksam: "Das Ausrücklager aus Graphit sollte man über ein vom Motorraum aus zugängliches Röhrchen ab und zu ölen."
Eine weitere Besonderheit am 404 ist übrigens das Öl auf pflanzlicher Basis in der Hinterachse, das mit keinem anderen Schmierstoff gemischt werden darf.
Ausgesprochen aufwändige Arbeiten wie Motor-, Getriebe- oder Lenkgetriebeüberholung haben die befragten Experten beim 404 bisher kaum durchgeführt. Entweder war es bisher nicht nötig oder die 404-Gemeinde bevorzugt eher günstigere Gebrauchtteile.
Nur wer Neu- und Gebrauchtware akzeptiert, hat beim Beschaffen von Technikteilen wenig Probleme, von Ausnahmen abgesehen. "Komplette Auspuffanlagen sind derzeit schwer zu bekommen", sagt Hannes Fischer vom Fischer Veteranen Service. Hier muss die Werkstatt bei bestimmten Versionen mit Eigenanfertigungen helfen. Oder man weicht auf teurere Edelstahlanlagen aus.
Einen großen Bogen machen die Werkstätten um Modelle mit dem Hydrovac-Bremskraftverstärker, der immer gut für Überraschungen ist. Ansonsten glänzt der 404 mit einer robusten Technik, die der einstigen VW-Käfer Werbung alle Ehre macht: Und läuft, und läuft, und läuft.