Vor mehr als 40 Jahren begab es sich in Wolfsburg, dass man sich langsam von dem veralteten Konzept der Heckmotor-Bauweise verabschiedete und den Grundstein für eine der erfolgreichsten Baureihen überhaupt legte. Man nahm einen Audi 80 und verpasste ihm ein praktisches Fließheck.
Unglaubliche Weiten im VW Passat
Unter dem Namen VW Passat (hier alle Infos zum neuen VW Passat B8) kommt der neue Wagen der Mittelklasse 1973 auf den Markt – und entwickelt sich schnell zum beliebten Familienauto. Seine Qualitäten sind ein günstiger Preis (ab rund 9.000 DM), robuste Technik ohne großen Firlefanz, die günstig gewartet und repariert werden kann, sowie unglaubliche Weiten im Innenraum.
Das Fahrwerk des ersten VW Passat, der intern Typ 32 bzw. B1 genannt wird, baut vorne auf McPherson-Federbeine an Dreieckslenkern und hinten auf eine Halbstarrachse an Längslenkern mit Panhardstab (Torsionskurbelachse) – günstig und langlebig.
Die Karosserie basiert auf dem Audi 80, doch Giugiaro gelingt es, mit wenigen Strichen eine eigenständige Linie zu schaffen. Zunächst gibt es drei- und fünftürige Fließhecklimousine, 1974 wird der VW Passat Kombi unter dem Namen Variant nachgeschoben.
Die Restaurierungsgeschichte von einem VW Passat Variant des ersten Modelljahres gibt es hier, bei unseren Kollegen von Motor Klassik.
Großes Facelift und Golf-Gleichteile
Schon 1977 wird der VW Passat B1 im Rahmen eines großen Facelifts gründlich überarbeitet. Voluminösere Kunststoffstoßstangen, eine geänderte Front- und Heckpartie mit Rundscheinwerfern, veränderten Kotflügeln und Motorhaube sowie kleineren Rückleuchten lassen den ersten Passat moderner wirken. Doch die auffälligste Änderung betrifft den Innenraum. Das bieder wirkende Armaturenbrett des Audi 80 mit Holzeinlagen wird durch das moderne des VW Golf ersetzt.
Die VAG-Politik der Großserienfertigung mit vielen Gleichteilen wird auch bei den Motoren betrieben. Den VW Passat B1 gab es mit Vierzylindern von 1,3 bis 1,6 Liter Hubraum und 55 bis 110 PS. Topmodell ist der Passat GLI mit dem Einspritzer-Triebwerk des Golf GTI. Von 1978 bis zum Ende der Produktion im Jahr 1980 gibt es zudem den ebenso sparsamen wie lauten 1,5-Liter-Diesel mit 50 PS.
Der zweite Passat kommt 1980 – und auch als Syncro
Wenn man heute die zweite Generation des VW Passat sieht, könnte man denken, dass diese nur ein weiteres, wenn auch umfangreicheres Facelift des B1 ist, doch der B2 (oder 32B) ist eine Neukonstruktion. Die Karosserie wächst um mehr als 20 cm in der Länge und 6,5 cm in der Breite und Volkswagen setzt nun wie beim Golf eine Verbundlenkerachse ein. Nach dem Schrägheck kommt 1981 der Variant sowie der unter dem Namen Santana verkaufte Stufenheck-Passat.
Neuheiten beim VW Passat B2 sind ein 1,6 Liter-Turbodiesel mit 70 PS sowie der Syncro mit Allradantrieb, ansonsten kommen weiterhin die bekannten Vierzylinder-Triebwerke mit 1,3, 1,6 und 1,8 Litern Hubraum zum Einsatz. Ab 1983 gibt es einen Zweiliter mit 115 PS. Besonders begehrt sind heute die Modelle mit dem Fünfzylinder aus dem Hause Audi, die es in Deutschland ab 1985 zu kaufen gab.
Die Kaufberatung zum VW Passat B2 können Sie hier lesen.
Nasenbär mit Quermotoren
Die dritte Passat-Generation von 1988 markiert einen tiefen Schnitt. Bei ihr stellten die VW-Entwickler von Längs- auf Quermotoren um, was vor allem mehr Platz im Innenraum bedeutete.
Auch äußerlich ist der B3-Passat ein völlig neues Auto. Einen Kühlergrill gibt es nicht mehr, was ihm schnell den Namen Nasenbär einbrachte. Grund ist die bessere Aerodynamik, die auch durch erstmals eingeklebte Fenster unterstützt wird – erstmalig bei VW. Resultat ist ein cW-Wert von 0,29.
In Sachen Sicherheit legt sich VW beim dritten Passat ebenfalls ins Zeug: Eine dank hochfesten Stählen und zahlreichen Verstärkungen stabile Karosserie, wahlweise ABS und Airbags sowie Gurtstraffer und eine elektronische Differenzialsperre waren erhältlich.
Die Motorenpalette reicht von 68 bis 174 PS. Einstiegs-Benziner war der 1,6-Liter-Vergasermotor mit 72 PS, Topmodelle ab 1989 der G60 (1,8 Liter mit 160 PS) und ab 1991 der VR6 mit 174 PS, der dem VW Passat auf bis zu 220 km/h beschleunigt.
Bei den Selbstzündern wird ein 1,9 Liter-Saugdiesel mit 68 PS sowie ein 1,6- und ein 1,9 Liter-Turbodiesel mit 80 PS und 75 PS angeboten.
Warum der VW Passat B3 das richtige Auto für Pragmatiker ist, steht hier.
Geglätteter B3 wird 1993 mit Happy Face zum B4
Auch wenn der VW Passat B3 heute noch häufig im Straßenverkehr anzutreffen ist – er wurde nur 5 Jahre gebaut, doch der Übergang zum B4 ist kein richtiger. Denn beim B4 handelt es sich im Grunde genommen nur um ein großes Facelift. Die Karosserie wurde der seitlichen stark ausgeprägten Sicke beraubt, die Front bekam den Happy Face genannten Kühlergrill, die Rückleuchten wurden größer, die Heckklappe ebenfalls geglättet.
Die Sicherheitsausstattung wurde verbessert, so gab es ABS, zwei Airbags sowie Seitenaufprallschutz und Gurtstraffer serienmäßig.
Erster TDI im VW Passat mit neuen Verbrauchsrekorden
Wichtigste Änderung auf technischer Seite war die Überarbeitung der ungenauen und häufig kritisierten Seilzug-Schaltung. Außerdem ist der B4-Passat der erste, bei dem ein moderner TDI-Motor geordert werden konnte. Der 1,9-Liter-Direkteinspritzerdiesel sollte eines der erfolgreichsten Triebwerke im VW-Konzern werden. Zunächst leistet der laut nagelnde Selbstzünder 90, später 110 PS. In der Folge sorgt er für neue Spar-Rekorde – Werte unter 5 Liter auf 100 km sind realistisch.
Neben den TDI gibt es noch einen Turbodiesel mit Wirbelkammereinspritzung, der 75 PS leistet, im Normverbrauch jedoch über einen Liter mehr verbraucht als die modernen TDI. Die Benzinmotoren reichen von 75 bis 184 PS im 2.9 VR6 Syncro.
Zurück zum Längsmotor
Eine Neukonstruktion ist wiederum der VW Passat B5, der ab 1996 auf der Audi A4-Plattform basiert, dessen Antriebsstrang besitzt und seine Motoren erneut längs eingebaut trägt. Das hat keine Nachteile auf die Innenraumgröße, denn die Außenlänge nimmt um rund 10 cm zu, die Breite um 2 cm.
Für Gebrauchtkäufer ist besonders die Vollverzinkung interessant – Rostprobleme gibt es so gut wie nicht mehr. Dafür meldeten sich die Elektronik und das Fahrwerk öfters mit Problemen. Im Passat setzte Volkswagen erstmals ein CAN-BUS-System im Komfortmodul ein, welches die Komfortfunktionen regeln soll. Hier kommt es zu Problemen – unter anderem mit der Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern, Außenspiegeln und Schiebedach, Innenraumbeleuchtung, Lichtwarnsummer, Alarmanlage und Komfortschließung. VW bekam die Qualitätsprobleme ab Modelljahr 2000 in den Griff.
Zum Fahrwerk: Es ist das bisher beste im VW Passat – vorne mit Vierlenker-Achse, hinten mit einer neuen Verbundlenkerachse. Doch die aufwändige Audi A4-Vierlenker-Vorderachse sorgt auch im Passat B5 für einen höheren Wartungsaufwand.
Die Motorenpalette startet beim 1,9-Liter-Diesel mit 90 PS und dem 1,6-Liter-Benziner mit 101 PS und reicht bis zum 2,5-Liter Selbstzünder mit 150 PS. Stärkster Benziner ist der 2,8-Liter-VR6 mit 193 PS.
Großes Facelift mit Pumpe-Düse ergibt den Passat B5GP
Nach rund 4 Jahren Bauzeit erfährt der B5 die Große Produktaufwertung, ein umfangreiches Facelift mit veränderter Front und Heckansicht. Auf den ersten Blick erkennt man den Passat B5 GP an seinen Klarglasscheinwerfern und an der Rundleuchtengrafik der Heckleuchten.
Wichtiger als die Optik sind die technischen Veränderungen. So stellt VW bei den Vierzylinder-Selbstzündern (von 100 bis 136 PS) komplett auf Pumpe-Düse-Einspritzung um. Die Triebwerke sind nun noch sparsamer bei einer deutlich zu vernehmenden Geräuschkulisse. Bei den V6-Dieseln (150 bis 180 PS) bleibt es bei der Verteilereinspritzung.
Die bekannten Benzinmotoren mit 1,6 bis 2,8 Liter Hubraum leisten zwischen 102 und 193 PS, doch im Jahr 2001 bringt VW den bisl dahin stärksten Passat aller Zeiten: den 4.0 W8 mit 275 PS, der ebenso wie der Top-Diesel serienmäßig mit Allradantrieb angeboten wurde.
Nach längs kommt wieder quer
Ab 2005 steht beim VW-Händler die 6. Generation des Passat, der B6. Und VW entwickelt sich wieder zurück – zumindest, was die Einbaulage der Triebwerke angeht. An sofort heißt es wieder: Quer bringt mehr. Der Innenraum wächst deutlich durch die platzsparende Bauweise – und durch einen erneuten Wachstumsschub um rund 10 cm in der Länge und 8 cm in der Breite. Die Passagiere haben so viel Platz wie noch nie. Die Umstellung auf die Quermotoren bedeutet allerdings auch das Aus für W8 und die V6-Triebwerke.
Statt der aufwändigen Vierlenker-Achse setzt VW beim Passat B6 wieder auf eine Vorderachse mit McPherson-Federbeinen. Sie spart Platz und Produktionskosten. Auch die Verwendung zahlreicher Gleichteile mit dem Golf sorgt für bessere Rentabilität.
Eine neue Rekordmarke erreicht der VW Passat B6 mit seinen insgesamt 7 verschiedenen Ausstattungslinien: Angeboten wird er als Trendline, Comfortline, Sportline, Highline, BlueMotion, R36 und Individual.
Passat B6 mit TSI- und FSI-Motoren und DSG
Beim Antrieb ist die Vielfalt ebenfalls auf neuem Rekordniveau. Den VW Passat B6 gibt es im Laufe der Bauzeit von 6 Jahren mit 12 verschiedenen Benzinern und sogar 13 Selbstzündern. Los geht es mit dem bekannten 1.6 mit 102 PS oder als 1.6 FSI mit 115 PS. 2007 schiebt VW den 1.4 TSI mit 122 PS hinterher. Außerdem kann man den Passat B6 mit 1,8- und 2,0-Liter-Motoren ordern. Topmodelle sind die Sechszylinder 3.2 V6 FSI (250 bzw. 280 PS) und der 3,6-Liter-V6 mit 300 PS im R36. Einstiegsdiesel ist der 1.9 TDI mit 105 PS, stärkster Selbstzünder der 2.0 TDI mit 170 PS.
Zu einem Siegeszug setzt VW im Passat mit dem Direktschaltgetriebe DSG an. Ist der Wagen erst einmal in Bewegung überzeugt das Doppelkupplungsgetriebe mit schnellen Schaltwechseln und fast nicht mehr spürbarer Zugkraftunterbrechung. Doch beim Anfahren und Rangieren verlangt es nach behutsamem Umgang mit dem Gaspedal.
Neue Haut macht neuen Passat
Volkswagen bleibt sich treu und bringt 2010 mit dem B7 einen nur äußerlich komplett erneuerten VW Passat. Alle Karosserieelemente sind neu, doch die Plattform bleibt fast unberührt, lediglich der Radstand wird um 3 mm verlängert. In diesem Bereich bewegt sich auch die Änderung der Gesamtlänge: plus 4 mm.
Auch bei den Motoren blieb fast alles beim Alten, Einstiegs-Benziner ist der 1.4 TSI mit 122 PS, Topmodell der 3.6 FSI V6 mit 300 PS. Die Diesel mit 1,6 bis 2,0 Liter Hubraum leisten 105 bis 177 PS.
Neu ist der VW Passat Alltrack, der eine um 30 mm höher gelegte Karosserie besitzt, die zudem mit Kunststoff-Verkleidungen optisch auf Gelände getrimmt wird.
Für einen ganz neuen VW Passat ist die Zeit 2014 reif, wenn Volkswagen auf dem Automobilsalon Paris die achte Generation, den VW Passat B8, vorstellt.