Uhren-Klassiker von Rolex: Wertanlagen am Arm

Uhren-Klassiker von Rolex
Wertanlagen am Arm

Für die meisten Bewohner der zivilisierten Welt ist eine Rolex das Synonym für den geschäftlichen und gesellschaftlichen Erfolg ihres Trägers – wer sie trägt, hat es geschafft. Nicht zuletzt deshalb ist Rolex die wohl bekannteste Uhrenmarke der Welt. Und aus diesem Grund auch die am meisten gesammelte. Denn eines stehe außer Frage, erklärt Stefan Muser, Inhaber des Auktionshauses Dr. Crott in Mannheim: "Rolex bietet richtig gute Produktqualität in großen Stückzahlen."

Große Produktionszahlen sprechen ja eigentlich eher gegen die Sammelwürdigkeit eines Gegenstandes, demgegenüber bieten große Stückzahlen auch einer größeren Zahl an Menschen den Einstieg in das Hobby. Das ist beim Oldtimer-Sammeln ähnlich: Während ein Ferrari für die meisten im Leben unerreichbar bleibt, kann man auf einen – natürlich nicht jeden – Klassiker von BMW oder Mercedes sparen und ihn sich auch irgendwann einmal kaufen.

Wie bei Autos gilt auch bei Rolex: Sportmodelle sind bei Sammlern besonders beliebt. Und so wundert es auch nicht, dass der Rolex-Hype in den 80er-Jahren mit einer Sportuhr begann. Italienische fliegende Händler kauften nach dem Aufkommen erster Gerüchte um die Produktionseinstellung des alten Cosmograph in ganz Europa die Lagerbestände dieses nicht sonderlich gefragten Modells auf. Das wiederum trieb schlagartig die Preise in die Höhe, meint Spezialist Stefan Muser und ergänzt: "Das war aber erst der Anfang. Speziell in den vergangenen Jahren gingen die Preise regelrecht durch die Decke." Dieser Höhenflug des Cosmograph ist Grund genug, die Geschichte der Rolex-Chronographen kurz zu beleuchten.

Rolex Daytona

Rolex baut bereits seit den 20er-Jahren Chronographen, die zu ihrer Zeit auch Käufer fanden. Doch ihre zurückhaltende Eleganz übt auf das heutige Publikum eine deutlich geringere Faszination aus als ihre jüngeren, sportiveren Nachfolger namens Daytona. Namensgeber ist ein kleines Touristenstädtchen in Florida an der amerikanischen Ostküste, das in den Ohren von Automobil-Enthusiasten einen besonderen Klang hat. Denn seit den 60er-Jahren wird auf der dortigen Rennstrecke eines der berühmtesten Autorennen der Welt ausgetragen: die 24 Stunden von Daytona. Weil für Rolex der US-Markt schon immer eine bedeutende Rolle spielte, lag es nahe, den prestigeträchtigen Namen zu vereinnahmen. Schließlich hatte das 1961 vorgestellte Modell Oyster Cosmograph (Ref. 6239) einen deutlich sportlicheren und maskulineren Auftritt, sodass sich eine namentliche Verbindung mit der Welt des Rennsports geradezu aufdrängte.

Den ersten Daytona-Chronographen (offiziell weiterhin Cosmograph genannt) im verschraubten Oyster-Gehäuse – zunächst in Stahl, später auch in 14 Karat Gold (für den europäischen Markt in 18 Karat) – mit wasserdicht verschraubter Krone und Runddrückern war kein überwältigender Erfolg beschieden, zumindest nicht gemessen an heutigen Maßstäben. In erster Linie war dies wohl auf das Basis-Uhrwerk vom Kaliber Valjoux 72 zurückzuführen, dessen Handaufzugsmechanismus im Zeitalter der Automatikuhr ziemlich altbacken wirkte.

Neben einer Variante mit dunklem Zifferblatt (Ref. 6241) gab es auch eine Version mit extrem aufgeräumtem weißen Blatt, deren Compteure und Minuterie schwarz kontrastierten. Diese Zifferblattgrafik wird unter Sammlern als "Paul Newman" bezeichnet, was einem Kinofilm zu verdanken ist, der vor der Kulisse des legendären Langstreckenrennens Carrera Panamericana spielt. Dort trägt der berühmte Schauspieler unübersehbar ein solches, speziell für den amerikanischen Markt entwickeltes Daytona-Modell, das im Gegensatz zu den für europäische Kunden vorgesehenen Versionen stets einen kleinen roten Daytona-Schriftzug über dem 12-Stunden-Zähler bei der 6 aufweist.

Die erste Modellpflege erfuhr der Cosmograph 1976 mit der Einführung verschraubter Drücker. Doch erst 1988 erblickte der erste Oyster Perpetual Cosmograph die Welt, erstmals erhielt ein Rolex-Chronograph ein Automatikwerk. Das war keine komplette Eigenentwicklung: Rolex setzte als Basiswerk das Zenith-Chronographenkaliber 400 ein, das mit hohem Aufwand in über 200 Details modifiziert wurde. So wurde das als "El Primero" bekannte Kaliber 400 durch den Einbau einer eigenen Unruh in der Schlagzahl von 36 000 auf 28 800 Halbschwingungen pro Stunde zurückgenommen. Außerdem verzichtete Rolex auf die Datums-Fensteranzeige bei der Ziffer 4. Ein Datum gibt es bei der Daytona bis heute nicht, auch das komplett bei Rolex entwickelte und im Jahr 2000 eingeführte Chronographenkaliber 4130 muss ohne auskommen.

Obwohl die Daytona-Modelle in keiner Generation explizit als "limitierte Auflage" konzipiert wurden, waren sie faktisch durch Produktionszahlen limitiert, die unter der Marktnachfrage lagen. Speziell die Stahlmodelle, die bei puristischen Sammlern besonders gesucht sind, wurden immer knapp gehalten, weshalb zeitweise eine Stahl-Daytona auf dem Gebrauchtmarkt teurer war als eine neue in Stahl-Gold. Das heizt Begehrlichkeiten ebenso an wie die eingangs erwähnte Aufkauf-Aktion der italienischen Uhrenhändler in den 80er-Jahren.

Ständig steigende Preise

Seither haben sich die Preise für klassische Daytona beständig nach oben entwickelt. Wobei sich pauschale Preisangaben nur schwer machen lassen. Denn speziell bei Rolex orientieren sich Sammler meist nicht so sehr an der Technik, sondern vielmehr an optischen Kleinigkeiten. Marginale Details auf dem Zifferblatt entscheiden mitunter über erhebliche Preisdifferenzen. Normale Handaufzugs-Daytona sind derzeit für etwa 25.000 bis 35.000 Euro auf dem Gebrauchtmarkt zu haben.

Dagegen kosten Uhren mit dem eingangs erwähnten Paul-Newman-Zifferblatt oft mehr als das Doppelte ihrer technisch absolut identischen Schwestermodelle. Den Vogel abgeschossen hat bei einer Auktion im vergangenen Jahr eine sogenannte Oyster sotto. Im Grunde ist das nichts anderes als ein Zifferblatt-Fehldruck. Während normalerweise die Bezeichnungen Rolex, Oyster, Cosmograph in dieser Reihenfolge untereinander gedruckt wurden, stand auf ganz wenigen Zifferblättern das "Oyster" unter (italienisch: sotto) "Cosmograph". Dieses Modell ersteigerte ein Rolex-Sammler für sage und schreibe 372.000 Euro.

Äußerliche Besonderheiten machen auch andere Rolex-Sportuhren teurer. So bedeutet der "Submariner"-Schriftzug in Rot immer einen satten Zuschlag. Selbst auf Kleinigkeiten – etwa, ob die Tiefenangabe bei der Submariner in Fuß oder Metern zuerst genannt wird – achten die Sammler und unterscheiden in "feet first" und "meter first". Eine Submariner mit blau-grauer Lünette statt der schwarzen, ein früher Turn-O-Graph oder eine Ur-Milgauss – all dies sind Modelle, die extrem hohe Preise erzielen, Tendenz nach wie vor steigend.

Steht "COMEX" auf dem Zifferblatt, kann es ebenfalls ziemlich teuer werden. Wobei dazu gesagt werden muss, dass die COMEX-Submariner (Ref. 5514) mehr ist als nur eine schlichte Zifferblattvariante. Schließlich war diese Uhr nie im freien Handel erhältlich, sondern wurde exklusiv für die Compagnie Maritime d’Expertise (COMEX) in Marseille gebaut.

Dieses französische Unternehmen war ein Pionier des industriellen Tiefseetauchens, das Sättigungstauchen mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Helium betrieb. Genau dafür baute Rolex in die Submariner ein Helium-ablassventil ein, was sie auch technisch zu einer Besonderheit macht. Zum Zeitpunkt unserer Recherche stand eine solche Uhr für rund 64.000 Euro bei einem Online-Händler zum Verkauf.

Wobei Online-Kauf in solchen Preisregionen auch ein gewisses Risiko birgt, wie Stefan Muser warnt: "Wo viel Geld zu verdienen ist, sind auch Fälscher unterwegs." So werden nicht nur ganze Uhren gefälscht, sondern beispielsweise echte Rolex-Modelle mit anderen Zifferblättern versehen. Bei Bedarf täuschen auch Papiere und Boxen: "Aus diesem Grund lassen wir jede Rolex, die zu uns kommt, zerlegen und auf ihre Echtheit prüfen." Ist diese garantiert, hält der Auktionator eine Vintage-Rolex für eine "wunderbare Wertanlage".