Texas in der Eifel: unwirtliches und unwegsames Gelände, weit über 30 Grad Celsius, ein Rudel Mercedes-Benz GLK, M-Klasse, GL und G-Modell kraxelt im staubtrockenen Parcours um die Wette. Authentischer hätten die Rahmenbedingungen der zweiten Vorausscheidung der von auto motor und sport ins Leben gerufenen Offoad-Challenge nicht ausfallen können. Denn wenn im Herbst die neun Glücklichen zum großen Finale für "Deutschlands bester Offroad-Fahrer" nach Uvalde nahe San Antonio fliegen, werden die Anforderungen an Mensch und Material sicher nicht geringer.
Tiefstapeln gehört zum Geschäft
Nein - wegen des großen Finales in Texas nehmen sie natürlich alle nicht teil. Keiner der 20 ausgelosten Teilnehmer schmückt sich beim morgendlichen Theorieteil mit Fahrtalent und Ehrgeiz. "Texas könnte zwar nicht schaden. Aber alleine dieser Tag hier auf dem anspruchsvollen Gelände ist schon ein toller Gewinn", stapelt Daniel Nöthen stellvertretend für alle Halbfinalisten tief. Irgendwie haben aber doch die meisten diesen gewissen Blick in den Augen. Insgeheim fiebern sie doch auf die Abschlussprüfung, die zum Flugticket führt.
Was nun? Höchste Konzentration oder dezente Zurückhaltung angesichts der doch recht anspruchsvollen Fahrübungen auf dem Offroad-Gelände um die Ecke des legendären Nürburgrings? Trauen sie zunächst sich, oder den zur Verfügung gestellten Fahrzeugen noch nicht allzu viel zu?
Eher Letzteres scheint der Fall. "Ich besitze zwar selbst eine M-Klasse, die Knöpfe LSR und DSR habe ich aber bislang noch nicht angefasst", gesteht Rainer Turek. Alexander Prinz attestiert zweifellos den urigen G-Modellen reichlich Klettertalent, den wuchtigen GL- und M-Klassen hingegen schätzt er weniger tauglich ein: "Man sieht die großen SUV doch eigentlich nur, wenn Mütter damit ihre Kinder zur Schule bringen."
Und es geht doch
Umso beeindruckender fällt das Resumée aus, als die wuchtigen SUV unbeeindruckt Strecke machen. Rund 30 Grad Steigung? Für Maschine ein Kinderspiel, für Mensch am Lenkrad erst einmal ungeheuerlich. Einmal steil bergauf, scheinbar direkt in den Himmel. Oben angekommen den Geröllhang in Falllinie wieder hinab - den Boden direkt vor Augen. Dabei rattern die Regelsysteme, der Motor grummelt belanglos nebenher und die Sitzbelüftung sorgt zumindest für einen optimalen Temperaturhaushalt, als die M-Klasse das Gipfelkreuzt anvisiert. Steil bergab tastet sich der SUV selbsttätig, ohne Bremseinwirkung des Fahrers, der lediglich die richtige Linie zwischen tiefen Löchern und kantigen Steinen vorgeben muss. "Es kostet verdammt viel Überwindung, sich auf die Technik zu verlassen. Aber es funktioniert super", so die teamübergreifende Begeisterung.
Die Stimmung in der Truppe steigt weiter an. Natürlich auch dank der fachkundigen Instruktoren. Unter denen Ellen Lohr, mehrmalige Paris-Dakar-Teilnehmerin, die Fahrtipps ausgibt sowie immer wieder aus dem Nähkästchen plaudert.
"Paris-Dakar, nächste rechts ab", lautet dann auch gleich der Kommentar von Sascha Bredt, als sein Fahrpartner Christian Tedesco immer flotter zur Sache geht. Als er selbst wieder ins Lenkrad greift, nimmt er "lieber alles, was wir im Angebot haben", und aktiviert im G-Modell zur Sicherheit alle verfügbaren Sperren.
Dann wird’s ernst. Die Abschlussprüfung steht auf der Agenda. Ein Theorietest und ein kniffliger Fahrparcours entscheiden über Texas oder nicht. Die Hälfte der Teilnehmer macht sich über die Fragebögen her. Ellen Lohr lockert die Prüfungsatmosphäre mit spektakulären Taxifahrten im Mercedes GLK auf. Während die restlichen zehn den Praxisteil auf sich nehmen. Der ist gespickt mit heiklen Aufgaben.
Mit einer kniffligen Wasserdurchfahrt, mit engen Trail-Passagen, wo die G-Modelle gleichzeitig durch tiefe Löcher und um hohe Vulkansteinbrocken zu dirigieren sind, mit garstigen Schrägfahrten, vor allem aber mit wackeligen Stangen, auf denen kleinen Holzkugeln liegen. Fällt eine Kugel, hagelt es Strafpunkte, oder kippt eine Pylone im Wasser, wird’s trübe mit der Wertung.
Das sind die nächsten drei Auserwählten
Mit verkniffenem Blick steigt Marc Goebel aus dem G-Modell. "Ich weiß nicht, wie viel ich geworfen habe. Aber ich bin jedenfalls mit üblich ruhiger Hand durch den Parcours gefahren", grinste der Chirurg. Am Ende bleib ihm neben der reichlich gesammelte Erfahrung der undankbare vierte Platz. Die drei Sieger und somit nächsten strahlenden Finalisten für die Endausscheidung in den USA heißen Volker Betzel, Peter Beyerlein und Rolf Schwögler. Letzterer erkannte sich bei seinem Wertungsdurchgang selbst nicht mehr: "Ich bin ja so nervös, was ist denn los?" Peter Beyerlein erkundete den Parcours vorab äußerst akribisch zu Fuß. Volker Betzel hingegen fuhr mit taktischer Perfektion.
Ein Vorausscheid zur Aktion "Deutschlands bester Offroad-Fahrer" steht noch aus. Am 3. September kristallisieren sich im Offroad-Park Langenaltheim die nächsten drei aus 20 heraus. Dann stehen die insgesamt neun Teilnehmer für das große Finale auf dem Testgelände von Reifenhersteller Continental in Uvalde/Texas fest.