Alfa Romeo im Fiat-Konzern: Kleine Marke mit großer Bedeutung

Alfa Romeo im Fiat-Konzern
Kleine Marke mit großer Bedeutung

Fiat ist ein Weltkonzern. Allein die Pkw-Sparte besteht aus drei großen Blöcken. Da wäre zunächst die "Fiat Group Automobiles" mit den Marken Fiat, Alfa Romeo, Abarth und Lancia. Auch Maserati gehört dem Fiat-Konzern zu 100 Prozent, Ferrari zu 85 Prozent.

Dazu kommen Lkw (Iveco) und Nutzfahrzeuge, Land- und Baumaschinen, eine große Motorensparte und viele weitere Aktivitäten. So gesehen ist Alfa Romeo nur ein kleiner Stern in der großen Fiat-Galaxie. Ein Stern allerdings, der besonders hell leuchtet.

Alfa Romeo - kaum eine andere Automarke lebt so von Emotionen

Selbst die Übernahme durch Fiat im Jahr 1986 hat daran nicht viel geändert, auch wenn die Eingliederung in einen Großkonzern und die daraus resultierenden Synergieeffekte natürlich jede Marke ein bisschen verwässern. Die Italiener haben es aber meistens sehr geschickt verstanden, durch tolles Design, technische Innovationen und den Stolz auf die eigene Historie den Ausnahmestatus von Alfa zu erhalten.
 
Zuletzt hat Alfa seine Modellpalette vor allem nach unten abgerundet. Der Mito (78 bis 170 PS) ist Italiens Mini-Jäger. Eine Klasse darüber rangiert die neue Giulietta (120 bis 235 PS), der 147-Nachfolger auf einer völlig neuen Plattform. Schon die Leistungsdaten zeigen, wer im großen Fiat-Konzern das Sportabzeichen trägt - mal abgesehen von Ferrari und Maserati natürlich.
 
Die beiden Sportwagenhersteller aber laufen wegen ihrer winzigen Zielgruppen außer Konkurrenz. Die Trennung beider Luxus-Marken funktioniert relativ gut: Ferrari bedient die Hochleistungs-Fraktion mit Acht- bis Zwölf-Zylindern und einem Leistungsspektrum von 460 bis 620 PS und strickt durch die Formel 1 weiter am eigenen Mythos. Maserati dagegen konzentriert sich auf luxuriöse Coupé- und Cabrio-Cruiser sowie den repräsentativen Quattroporte. Der Achtzylinder unter der Haube leistet maximal 440 PS, doch für schnelle Kurvenjagden sind die Autos mit dem Dreizack im Gegensatz zu Ferrari ohnehin nicht gedacht.

Alfa Mito wird von jungen Kunden bevorzugt

Für alles andere, was mit Sportlichkeit zu tun hat, ist Alfa Romeo zuständig - neben der wiederbelebten Sparte Abarth, die vor allem dem Fiat 500 zu ungeahnter Würze verhilft. Alfa hat jedoch nicht nur die Rolle des schicken Dynamikers, sondern soll auch jüngere Kunden ansprechen, die finanziell besser gestellt sind als typische Fiat-Käufer. Der Altersdurchschnitt der Mito-Kunden zum Beispiel liegt bei 37 Jahren, was im Vergleich zu vielen anderen Marken geradezu blutjung ist.
 
In Deutschland hat es die Marke Fiat im Moment aber einfacher als Alfa, weil sie ein breites Angebot an sparsamen und günstigen Klein- und Kompaktwagen präsentieren kann - genau die Marktsegmente, die zurzeit stark nachgefragt werden. Fiat hat denn auch vom Zulassungsboom der Abwrackprämie 2009 gewaltig profitiert. Die Italiener steigerten ihren Pkw-Marktanteil mit fast 164.000 verkauften Autos auf 4,3 Prozent und schafften es damit von Rang elf in die Top Ten auf Rang neun, knapp hinter Skoda - und noch vor Toyota. Alfa konnte seine Verkäufe zwar ebenfalls steigern und kletterte mit rund 12.000 Zulassungen immerhin von Rang 29 auf 25, doch der Marktanteil ist mit 0,3 Prozent immer noch alles andere als beeindruckend.

Fiat-Chef über Alfa: "Es ist unser Problem"

Auch weltweit könnte es besser laufen. Das einst von Konzernchef-Chef Sergio Marchionne ausgegebene Absatzziel von 300.000 Autos pro Jahr haben die Italiener bislang bei weitem nicht erreicht. Auch für den Fiat-Konzern insgesamt bleibt noch Luft nach oben - schließlich hat Marchionne höchstpersönlich die berühmte Prognose geäußert, dass weltweit nur sechs Massenhersteller die Krise überleben würden. Mit einem weltweiten Absatz von 2,26 Millionen Pkw blieb der Fiat Group 2009 nur Platz zehn in den Top Ten der größten Autobauer, mit knappem Abstand hinter Suzuki. Selbst wenn man Chrysler mit dazu zählt, haben Fiat und Chrysler im vergangenen Jahr zusammen weniger Autos verkauft als zum Beispiel Hyundai und Kia (Platz 5 in den Top Ten).
 
Konzernchef Marchionne ging kürzlich hart mit Alfa ins Gericht ging und nährte Gerüchte über einen Verkauf der Marke, betonte kurz darauf jedoch, dass man Alfa nicht veräußern wolle. "Es ist unser Problem", so Marchionne, was vielleicht soviel heißen sollte wie: Das regeln wir in der Familie. Alfa ist sozusagen der jüngere Bruder, dem man trotz seiner Eskapaden viel durchgehen lässt.

Alfa Romeo: die Zukunft liegt in den USA?
 
Die Zukunft? Bei Alfa Romeo wird man sicher vor allem die sportliche Karte ausspielen. So könnte man in den USA mit der Giulietta die neue Lust der Amerikaner an kleineren Autos bedienen. Und zumindest in der Gerüchteküche brodelt ein Nachfolger des Alfa 166 mit Hinterradantrieb. Der Fiat-Konzern hält sich zu seinen Expansionsplänen sehr bedeckt. Fest steht, dass noch in diesem Jahr der Fiat 500 in die USA kommt. Der hat dort zumindest einen Exoten-Bonus wie einst der VW Käfer. Auch gibt es eine große Fangemeinde für sportliche Alfa-Klassiker; und der Spider hat sich bis heute seinen Kultstatus bewahrt.
 
Was der Marke Alfa Romeo wirklich gut tun würde - und das nicht nur in den USA - wäre ein neuer Spider, der dem Original wieder näher kommt. Das aktuelle Modell ist eher ein komfortables und etwas zu behäbiges Cabriolet als ein rassiger Spider. Einen Vorgeschmack auf die Zukunft gab es aber schon. Das Show Car 2uettottanta, designt natürlich bei Pininfarina, wirkt wie die Neuinterpretation des Alfa Spider Duetto und versprüht mit seiner herrlich schnörkellosen Figur Alfa-Feeling in seiner reinsten Form. Der 1,75 Liter große Turbobenziner, der für das noch motorlose Show Car 2uettottanta vorgesehen ist, wäre nicht quer, sondern längs eingebaut. Und das ist es schließlich, worum so mancher Alfisti abends an der Bettkante betet: Dass Alfa tatsächlich zum klassischen Längsmotor mit Hinterradantrieb zurückkehrt.