Er hatte es zu Anfang alles andere als leicht, der offene Golf . Da sollte er eine Legende ablösen, eine Ikone, einen Unberührbaren, einen Sympathieträger, das bis dahin auf dem Weltmarkt erfolgreichste offene Auto: das Käfer Cabriolet. Und dann hatten sie da diesen Henkel drangemacht, über den sich so leicht spotten ließ. Nicht nur das. Sie bauten den offenen Käfer weiter, obwohl er, der offene Golf, schon da war.
Käfer-Fans gab VW eine Schonfrist

Fünf Jahre war der Golf als eine Art Thronfolger für den Käfer in Produktion, bis auch beim Cabriolet ein Wechsel anstand, der mehr ein gleitender Übergang war, denn bis Anfang 1980 sollte auch das Käfer Cabriolet noch gebaut werden. Schon Ende 1976 war ein Cabrio auf Golf-Basis als Prototyp vorgestellt worden, bis zur Auslieferung der Serie dauerte es da allerdings noch über zwei Jahre. War der Überrollbügel zunächst das, woran sich viele stießen, setzte er bald einen Standard: Andere Hersteller realisierten später Cabrios gleicher Bauweise.
Das auch, weil sich der offene Golf, zeitweise einzige viersitzige Offen-Alternative zu Exoten wie dem Rolls-Royce Corniche, extrem gut verkaufte, in den ersten zehn Jahren über eine Viertelmillion Mal. Mit ein Grund für VW, am Golf I als Basis für das Cabrio festzuhalten, als der Kompakte 1983 in die zweite Generation ging. Von der bekam das Cabrio im Folgejahr das Instrumentenbrett und den größeren Tank. Ab 1992 gab es auf Wunsch einen Fahrerairbag.
Zuverlässig, unkapriziös, geringe Kosten

Großserientechnik als Basis eines über Farb- und Ausstattungsvarianten endlos zu individualisierenden Cabrios – das ist eines der Erfolgsrezepte des offenen 1er-Golf. Weil die Großserientechnik eben nicht nur auf der einen Seite reizlos scheint, sondern auf der anderen vor allem zuverlässig und unkapriziös ist. Das verträgt sich bestens mit dem Golf-Anspruch, einen hohen Gebrauchswert bei geringem Wartungsaufwand zu bieten. Auch als Klassiker erfüllt das Golf Cabrio diesen Anspruch, weil die Teileversorgung passt und die Wartungs- und Pflegekosten überschaubar sind.
Keiner der Vierzylinder im Golf I Cabrio ist eine Finger-weg-Variante. Die Motoren bringen hohe Laufleistungen bei moderaten Wartungskosten. Es gibt 1,5- sowie in mehreren Ausführungen 1,6- und 1,8-Liter. Während bei den beiden Motoren der frühen Jahre – 70 und 110 PS – regelmäßig eine Kontrolle des Ventilspiels ansteht, entfällt das bei den Motoren ab August 1985, beim 1,6-Liter mit 95 PS ab Mitte 1987 der Hydrostößel wegen. Alle Antriebe vertragen E10 – im Prinzip. Aber bei längeren Standzeiten kann der moderne Kraftstoff zum Problem werden, speziell für die Einspritzer, bei denen Düsen und Mengenteiler dann verharzen können.
Luftgekühlt ist der Fahrer, nicht der Motor

Das Cabrio ist der Golf, in dem das luftgekühlte Fahren weitergeht. So etwa hat VW das einst werblich formuliert. Ansonsten freilich fährt sich der Golf so ganz und gar nicht wie sein Vorgänger Käfer, sondern eher wie die konstruktiven Verwandten Passat und Scirocco. Sie alle schieben nicht mehr, sie ziehen, aber sie ziehen gut, lenken leichtfüßig und spuren völlig unauffällig-sicher leicht untersteuernd. Geschlossen dank Vierlagenverdeck ruhig und auch für längere Autobahnetappen nicht ungeeignet.
Es wird so langsam. Immerhin sind mittlerweile nur noch die letzten Jahrgänge des offenen 1er-Golf zu jung fürs H-Kennzeichen. Das ist die eine Seite. Die andere: Die älteren Baujahre tragen es längst, ohne dafür schief angesehen zu werden; das Ansehen des Golf I Cabriolets hat sich über die vergangenen 15 Jahre – zuvor waren Preise und Wertschätzung gleichermaßen im Keller –deutlich gewandelt. Heute sind es nur noch verbastelte Exemplare, die den Klassikerstatus des Golf infrage stellen. Die erste Generation hat sich längst davon emanzipiert, "nur" der Nachfolger des Käfer zu sein.
VW Golf Cabrio 1.8 | |
Außenmaße | 3890 x 1640 x 1410 mm |
Kofferraumvolumen | 220 l |
Höchstgeschwindigkeit | 172 km/h |