Sensationeller Scheunenfund: 1927 Packard Six mit 10.000 Meilen

Scheunenfund Packard Six von 1927
:
Als Downsizing noch Sechs- statt Zwölfzylinder hieß

Packard Six 1927 Scheunenfund USA © Iron Trap Garage / YouTube

Es gibt sie immer wieder – diese halb vergammelten Gebäude, die ab und an doch noch wahre Schätze hervorbringen. Diesmal in Gestalt eines Packard Six von 1927 mit sensationell niedrigem Meilen-Stand.

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Sie kennen doch alle diese eine Schublade, die man im Schreibtisch hat. Ähnlich wie der Stuhl im Schlafzimmer, auf den alle Klamotten kommen, die zu dreckig für den Schrank und zu sauber für die Wäsche sind. Also diese Schublade jedenfalls, beheimatet jeglichen Kruscht und Krempel, von bunten Büroklammern über die Visitenkarten vom Vorbesitzer bis hin zur abgelaufenen Kopfschmerz-Tablette. Aber jetzt kommt’s – dieser Moment, den Sie sicher auch kennen: Sie greifen rein und holen ganz zufällig etwas Wertvolles aus dieser Chaos-Schublade. Etwas, mit dem Sie nie gerechnet hätten – einen Geldschein, einen verlorengeglaubten USB-Stick – und die Freude ist um ein Vielfaches größer als üblich.

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Als hätte er seiner Rettung in Lauer-Stellung entgegengefiebert. Immerhin: In dem Fabrikgebäude stand das Auto trocken und geschützt.

Was hat dieser Blödsinn mit einem Packard von 1927 zu tun, werden Sie sich fragen. Nunja, ich wollte Sie für das Gefühl sensibilisieren, das seine Entdecker wohl hatten, als sie den Wagen unverhofft zwischen nackten Backsteinwänden und begraben unter multiplen Staubschichten gefunden haben. Ein Kleinod inmitten der zur Belanglosigkeit verdammten Ödnis eines ausgedienten Fabrikgebäudes. Der Gebäude-Komplex in Philadelphia (USA) lässt sich teilweise auf Mitte des 19. Jahrhunderts zurückdatieren und beherbergte mutmaßlich ein Metallverarbeitungs-Gewerbe. Der Wagen wurde dort irgendwann in den 1970er-Jahren abgestellt – auf der Straße war er zu diesem Zeitpunkt bereits seit gut 20 Jahren nicht mehr.

Alltagsauto mit 10.000 Meilen

Aufgespürt hat den Oldie John Paul, dessen Vater den Packard in den 40ern erworben hatte. Ein Petrolhead sei der nie gewesen, er habe einfach nur ein Auto gebraucht, um von A nach B zu kommen. Zufällig ist es eben dieser damals schon gebrauchte Packard geworden, der fortan als Daily-Driver genutzt wurde. Offenbar nicht allzu intensiv, denn auf der Uhr stehen lediglich 10.000 Meilen. Was nach der Rettungsaktion nun mit dem Wagen passieren soll, ist noch nicht klar. Er könnte auf eine rein mechanische Restauration hinauslaufen, um das Auto wieder in Gang zu bringen.

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Ein feines Armaturenbrett aus Holz, das Lenkrad ist dann aber doch ein wenig abgegriffen. Trotzdem: Packard hat damals sehr noble Fahrzeuge auf die Straße gebracht.

Bei dem Scheunenfund handelt es sich um einen Packard Six. In Zeiten von Emissionsgrenzwerten, klingt die Modell-Geschichte dahinter fast wie ein Märchen. Denn bereits 1915 hörte man bei Packard in Detroit damit auf, Sechszylinder-Modelle zu bauen und packte stattdessen derer zwei in die Autos (Twin Six Modelle). Doch ab 1921 entschloss man sich, wieder eine wirtschaftlichere Alternative zu den großen Zwölfzylinder-Wagen anzubieten. Downsizing in Sechszylinder-Schritten. Das Resultat war ein Vierliter-Reihensechszylinder mit 53 PS, manuell geschaltet, mit Hinterradantrieb.

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Kein Wunder, dass verlassene Fabrikgebäude häufig genutzte Kulisse für Horror-Filme sind. Die Stimmung ist etwas beklemmend.
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Hier allerdings, in Philadelphia, spielt sich eine Geschichte mit Happy End ab. Denn John Paul findet den ehemaligen Wagen seines Vaters.
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Ein Packard Six von 1927, den Pauls Vater in den 1940er-Jahren als Gebrauchtwagen erstanden hatte.
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Um Status ging es dabei nicht, auch wenn Packard schicke Autos verkauft hat. Der neue Besitzer wollte lediglich von A nach B kommen.
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Ein paar Standschäden lassen sich mittlerweile nicht wegdiskutieren. Seit Mitte der 50er ist diese Maschine nicht mehr gelaufen.
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Die Meilen-Uhr steht auf lediglich 10.000. Eine gute Basis für eine technische Restauration also. Das Armaturenbrett aus Holz sieht jedenfalls noch gut aus.
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Schimmel oder Nässe mussten die Polster nicht fürchten. Der Wagen stand trocken und sicher zwischen den Backsteinwänden.
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Trotzdem ist es schön, dass er nun befreit wurde. Ein bisschen Pflege hat sich der geduldige Oldtimer redlich verdient.
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Was genau mit dem Wagen nun passiert, weiß John Paul noch nicht. Wir drücken die Daumen, das der schicke Packard es wieder auf die Straße schafft.

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