Für Fachjournalisten sind Überraschungen eine Seltenheit. Durch persönliche Beziehungen zu den Automobilfabriken oder Indiskretionen sind die Neugierigen meist mehr oder weniger auf dem Laufenden über das, was sich hinter den Kulissen abspielt. Aber als einige von ihnen vor einem Jahre, etwas vor der Eröffnung des Pariser Salons, von Facels Generaldirektor Jean Daninos zu einer Pressekonferenz eingeladen wurden, standen alle verblüfft vor dem neuen, kleinen Facel-Vega. Das Erstaunen war umso größer, als Facel (wie einstmals Jaguar) sich erst vor einigen Jahren aus einer reinen Karosseriefabrik zur Autofabrik entwickelt hatte, die bis dahin nur Chrysler-Motoren in ihre schnellen Luxusautos eingebaut hatte. Unter der Haube der neuen "Facellia" stand aber ein rassig aussehender 1.650 ccm-Zweinockenwellen-Motor, über dessen Ursprung nur bekannt gegeben wurde, dass der Zylinderkopf in Zusammenarbeit mit dem englischen Spezialisten Harry Weslake entwickelt worden war. Wer der eigentliche Schöpfer dieses Motors ist, bleibt immer noch mehr oder weniger ein Rätsel; dass aber das Fabrikationsprogramm richtig geplant worden war, geht daraus hervor, dass bisher fast dreihundert Facellia das Werk verlassen haben.
Obwohl zur Zeit der Vorstellung des Wagens noch nicht einmal das Ansaugsystem endgültig festgelegt war, wurde damals schon für den Motor eine Leistung von 115 SAE-PS und für den Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h bekannt gegeben. Dass damals schon ein Prototyp in der vorgestellten Form- einem hübschen zweisitzigen Cabriolet – eine solch hohe Geschwindigkeit jemals erreicht hatte, möchten wir sehr bezweifeln, aber in der Zwischenzeit wurde alles darangesetzt, diese Prophezeiung zu verwirklichen. Der größte Beitrag zu dieser Bestrebung waren sicher die jetzt serienmäßig mitgelieferten Scheinwerferverkleidungen aus durchsichtigem Plastikmaterial. Nachdem unser Testwagen als Mittel von vier Messungen und mit Autobahndruck in den Michelin X-Reifen tatsächlich genau 182 km/h erreicht hatte, wurden sie heruntergenommen (was in einem Handumdrehen erfolgt), worauf sich durch den enorm erhöhten Luftwiderstand die Höchstgeschwindigkeit um ganze 8 km/h erniedrigte! Für schnelle Fahrer lohnen sich diese Verkleidungen aber ganz bestimmt, zumal ja auch deren Weglassen bei normaler Autobahngeschwindigkeit den Verbrauch bestimmt nicht unbeträchtlich erhöhen dürfte. Allerdings müsste dann dafür gesorgt werden, dass sie besser abgedichtet werden, um bei Regen das Verdampfen zu vermeiden, das doch wohl die Leistung der ausgezeichneten Marchal-Scheinwerfer und (serienmäßigen) Nebellampen beeinträchtigen muss.