Kaufberatung VW Käfer (Typ 1): Der perfekte Oldtimer für Einsteiger

Kaufberatung VW Käfer 1302/1303
Darum ist ein Käfer der perfekte Einstiegs-Oldie

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Für den oberflächlichen Betrachter sehen alle VW Käfer gleich aus. Tatsächlich wurde der Wolfsburger in seiner langen Laufzeit aber gleich mehrfach komplett umgekrempelt, den größten Sprung machte er 1970. In diesem Jahr erhielt er rundum ein modernes Fahrwerk, Federbeine nach MacPherson vorn ergänzten die Schräglenker an der Hinterhand, die der Hinterachse des Automatikkäfers bereits seit 1967 das Pendeln ausgetrieben hatten.

Der vordere Kofferraum wuchs von schmalen 127 auf höhlenhafte 210 Liter. Auf einem Werbefoto packte VW gleich vier Getränkekisten hinein. Dass die unten abgesägt waren, damit die Haube auch geschlossen werden konnte – geschenkt.

Ab wann nannte VW den Typ 1 offiziell Käfer?

Ende der 1960er-Jahre hatte sich die Grundkonstruktion des Käfers längst überlebt. Die Kurbellenker-Vorderachse und die Eingelenk-Pendelachse hinten waren seit den 1930er-Jahren zwar im Detail leicht aufpoliert worden, aber das Fahrverhalten blieb altertümlich. Auch das Raumangebot konnte neueren Konstruktionen von Opel und Co. nicht das Wasser reichen – nur schien das die Kunden nicht zu stören. Der Käfer eilte von einem Produktionsrekord zum nächsten.

Mit mehr als 1,2 Millionen Exemplaren war 1969 sogar das bislang erfolgreichste Modelljahr des Käfers, der erst seit 1968 auch von VW offiziell so genannt wurde. Mit einem Paukenschlag kam dann 1970 der 1302 in den Handel. Endlich ein Fahrwerk, das den Namen verdiente, mehr Kofferraum und Leistung gab es auch – bis zu 50 PS. Die Kunden waren begeistert, 1971 entschieden sich fast 1,3 Millionen Menschen für einen Käfer und erhoben ihn Anfang 1972 zum Produktionsweltmeister.

Ausgerechnet die Baureihe 1302, der es gelang, den Ford Model T zu überholen, blieb aber nur zwei Jahre im Programm, dann kam schon der 1303, erkennbar an der nunmehr gewölbten Panorama-Frontscheibe statt flacher Scheibe und dem ausgeformten Armaturenträger statt des nur spärlich verkleideten Blech-Armaturenbretts. Er wurde in den USA auf den Spitznamen "Superbeetle" getauft. Damit ist eigentlich alles gesagt.

Vorteil Käfer: solide Verarbeitung

Wie seit Anbeginn der Käfer-Zeiten, genauer seit 1949, sind 1302 und 1303 als Limousine und als Cabrio vom Band gelaufen. Die Cabrios kamen dabei stets von Karmann in Osnabrück und genossen einen besonders guten Ruf in Bezug auf ihre Fertigungsstandards. Die Limousinen im direkten Wettbewerbsumfeld waren ebenfalls mit nahezu kugelsicherer Qualität gesegnet und auf Wunsch mit Schiebedach zu haben.

Der 1303 hatte 1972 sogar einen selbstaufstellenden Windabweiser für seine Luke. Teile für diese Dächer sind mittlerweile sehr rar, selbst der Blechdeckel ist kaum noch zu bekommen. Tatsächlich hat das 1303 Cabrio weit länger gelebt als die Limousine. Immerhin fünf Jahre ist der offene Superbeetle noch gebaut worden, nachdem die Blechdach-Basis bereits Geschichte war.

Motoren: Boxer mit Schwächen

Mit den 1,3- und 1,6-Liter-Motoren, die im 1302 debütierten, hat VW zunächst voll danebengegriffen. Schon die schwächeren Vorfahren galten als trinkfest. Die Motoren mit dem charakteristischen dreigeteilten Ansauggeweih und den Doppelkanal-Zylinderköpfen des Jahrgangs 1970 aber waren richtig schlimme Säufer und unter zwölf Litern auf 100 km kaum zu bewegen. VW hat zwar schleunigst nachgebessert und den frisch eingeführten Verteiler mit seltsamer doppelter Unterdruckdose rausgeworfen sowie Zündzeitpunkt und die Vergaser angepasst.

Aber der Ruf war nachhaltig ruiniert. Auch der Sparkäfer 1302 A (später 1303 A) mit dem kleinen 1200er wurde in Sippenhaft genommen. Fatal war die Neigung des Auslassventils von Zylinder drei, bei Vollgasfahrt zu verbrennen. Ein Standard-Motorentod bei Cabrios, die offen über sommerliche Autobahnen getrieben wurden. VW hatte die Position des Ölkühlers geändert und ihn in den Luftstrom des Gebläses gerückt. In der neuen Position strich nun aber die von ihm aufgeheizte Luft über den Kopf des dritten Zylinders – vor allem im Cabrio mit der verringerten Luftzufuhr zum Motor (ihm fehlen die Lüftungsschlitze unter dem Rückfenster) fatal. Aus heutiger Sicht ist das alles nicht mehr so schlimm.

Käfer-Fahrer rasen nicht wie wilde Stiere, das senkt den Verbrauch und die Motortemperatur. Ein zusätzlicher Ölkühler ist freilich immer eine gute Idee. Vor allem, wenn man über eine leichte Frisur für den Boxer nachdenkt. Und das sollte man, denn historisch durchaus korrekte Doppelvergaser können zweierlei: Sie senken den Verbrauch und heben das Fahrvergnügen.

Fahren: toller Komfort, einzigartiges Geräusch

Eigentlich ist der Käfer ein Paradox auf Rädern. Denn obwohl er im Serientrimm nie wirklich schnell war, fühlte er sich nie langsam an. Im Gegenteil, durch das schon bei niedriger Drehzahl anliegende maximale Drehmoment bekommt man beim Beschleunigen immer den Eindruck, über ordentlich Leistung zu verfügen – zumindest bis etwa 90 km/h, darüber wird es mit nur 34 oder 44 PS schon etwas mühselig, der 50-PS-Motor ist hier immerhin etwas besser.

Dabei rauscht von hinten der luftgekühlte Boxer und lässt den Käfer auf seiner typischen Geräuschwoge durch die Lande surfen. Das Fahrwerk der 1302 und 1303 verwöhnt den Fahrer mit überraschend viel Komfort und in Kurven mit einem erstaunlich hohen Grenzbereich. Ab August 1974 hat der 1303 die Zahnstangenlenkung der wassergekühlten Geschwister und lässt sich damit präzise dirigieren.

Der 1302/1303 als Klassiker

Es hat einige Zeit gedauert, bis die 1302 und 1303 voll von der Klassiker-Szene akzeptiert wurden. Die Limousinen galten als Wegwerf-Winterkäfer oder hauchten ihr Leben beim Autocross aus. Limousinen wurden als Teileträger für waidwunde Cabrios ausgebeint, denn die Topless-Varianten besaßen immer einen Liebhaberstatus. Mittlerweile haben sich die Limousinen längst etabliert, und einige Sondermodelle, wie der Weltmeister oder der GSR, werden kultisch verehrt.

Darum aufgepasst, so ein Modell lässt sich leicht nachbauen. Vor dem Kauf sollte man sich von der Originalität überzeugen (lassen). Volkswagen stellt auf Wunsch für 50 Euro ein Datenblatt mit allen Ausstattungsdetails zum Auto aus. Eine etwas schmuckere Geburtsurkunde kann man bei VW als sogenanntes Zertifikat für 76 Euro ordern.