Honda Prelude mit Vierradlenkung
Es sollte ein Quantensprung der Automobiltechnik sein: Der japanische Autogigant Honda verpasste dem beliebten Prelude in der dritten Generation das erste serienmäßige 4WS (Four Wheel Steering), zu Deutsch: eine Vierradlenkung. Exakt 1.400 Mark mehr musste der Kunde dafür bezahlen. Vergleichbares gab es in Europa nicht, als 1987 der Honda Prelude BA4 auf den Markt rollte.
Der Honda Prelude war seiner Zeit eindeutig voraus, denn das rein mechanisch arbeitende 4WS-System hielt, was Honda versprach: In Kurven fühlte sich der Prelude an, als würde man „auf den viel zitierten Schienen“ fahren. Im Testbericht von auto motor und sport 20/1987 werden die Vorteile des Honda Prelude 2.0i-16 4WS so beschrieben: „Das Coupé vermag eine hohe Querbeschleunigung aufzubauen, bleibt lange Zeit neutral und signalisiert erst im Grenzbereich mit einem leichten Schieben über die Vorderräder, dass jetzt das Ende der Lenkfähigkeit angesagt ist. Lastwechsel lassen den Prelude fast vollkommen kalt.“ Wird jedoch das Lenkrad in engen Biegungen zu stark eingeschlagen, quittiert das der Honda mit einem plötzlich übersteuernden Heck.
Die Allradlenkung erforderte also eine gewisse Eingewöhnung, verbesserte aber die Handlichkeit des kantig gezeichneten Autos. Dennoch war das Four Wheel Steering nicht unbedingt nötig und blieb praktisch ein Einzelfall. Der durchschnittliche Autofahrer schafft schnelle Kurven und das zentimetergenaue Einparken im Honda Prelude auch ohne Vierradlenkung.
Prelude ist sehr übersichtlich
Der Honda Prelude ist nämlich trotz seiner niederen Bauweise ein Muster an Übersichtlichkeit. Fans gefällt am Prelude die Ferrari-flache Schnauze mit den Klappscheinwerfern, der ein hoher, schlicht gezeichneter Dachaufbau folgt. Das Prelude-Design des Autos erinnert fast an ein Aquarium: viel Glas, extrem schlanke Fensterstreben. A-, B- und C-Säule – das war's.
So richtig sportlich-grimmig steht der Japaner deshalb nicht auf der Straße. Auch die von auto motor und sport gemessenen Fahrleistungen – 10,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 202 km/h Spitze – sind nur Mittelmaß. Ein Toyota Celica GT 2.0 16 V oder ein VW Scirocco GTX 16 V nahmen dem Honda Prelude beim Sprint jeweils zwei Sekunden ab. Dafür punktet der Honda noch heute durch seine übersichtlich angeordneten Instrumente und Schalter sowie durch die gute Verarbeitung.
Deshalb gibt es auch heute einige Liebhaber, die sich um den inzwischen sehr seltenen Honda Prelude kümmern (z. B. auf www.honda-prelude-ba4.de) und dadurch auch dessen Schwächen kennen. Der anspruchslose, E10-taugliche 16V-Motor benötigt nur einen regelmäßig gewechselten Zahnriemen (alle 100.000 Kilometer oder fünf Jahre).
Pflege beim Prelude eher aufwändig
Das große Problem ist jedoch der Rost, der sich trotz Werks-Konservierung von den hinteren Radläufen bis zum Schweller ausbreitet. Ein weiteres Manko ist der überaus anfällige ABS-Sensor. Grundsätzlich gilt: Wer sich einen Honda Prelude zulegen will, der sollte wissen, dass er sich auf einen seltenen Exoten einlässt.
Billig wird die Pflege des Liebhaberautos nicht, denn Ersatzteile sind teuer und nur schwer zu finden. Trotzdem sollte das erste Auto mit Vierradlenkung der Nachwelt erhalten bleiben. Auch ohne 4WS-System erinnert der Honda Prelude an einen heute fast vergessenen Autotyp: das elegante, voll alltagstaugliche Mittelklasse-Coupé.
Honda Prelude 2.0i-16 (4 WS) | |
Außenmaße | 4460 x 1695 x 1295 mm |
Kofferraumvolumen | 353 l |
Hubraum / Motor | 1958 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 101 kW / 137 PS bei 6200 U/min |