Die japanische Marke Nissan glänzte zu Beginn des 21. Jahrhunderts weder mit Emotion noch mit guten Zahlen: Zwar bescherte der schnuckelige Micra einen Grundumsatz, doch das Restprogramm sorgte nicht gerade für überfüllte Showrooms der Händler: Es gab den biederen Kompaktwagen Almera samt Mini-Van-Version Tino, die pragmatische Limousine Primera, den neuen Schmalspur-SUV X-Trail und gut abgehangene Nissan-Klassiker wie Terrano, Patrol und Pathfinder sowie die in unseren Breitengraden schwer verständliche Oberklasse-Limousine Maxima.
2002 brachte Nissan den 350Z

Das sollte sich allerdings 2002 grundlegend ändern, denn in die Tiefphase des Einfallsreichtums knallte auf einmal ein geradezu perfekter Sportwagen, der schon im Stand so wirkte, als würde er gleich auf dem Strip seinen Hinterrädern die Gleitreibung erklären wollen. Der 350Z schlug ein wie eine Bombe – und zwar nicht nur bei den Markenfans, die die Z-Ahnenreihe samt den Sports-Vorgängern seit 1959 herunterbeten können.
Nein, der 350Z gefiel auch markenfremden Sportwagenfahrern. Eine gelungene Seitenansicht mit langer Haube, einem kompakten Passagierabteil sowie knackig-kurzem Heck, wohl ausgeformt mit einem geschmeidigen Schwung von der tiefen Nase bis zum kecken Heckspoiler – klassisch schön, modern interpretiert. Die weit herausgezogenen Radhäuser machen Platz für einen breiten Auftritt; Spurweiten von 1535 mm vorne und 1540 hinten lassen die Erwartung auf die erste Probefahrt steigen.
Wer bereits so weit war und den Händler um eine Probefahrt anbettelte, hatte eigentlich schon verloren – oder besser: gewonnen –, denn neben der gelungenen äußeren Form setzte der 350Z auch fahrdynamisch neue Maßstäbe für Nissan. Was die schnittige Optik versprach, hielten sowohl Fahrwerk als auch Antrieb. Die vorne an Doppelquerlenkern und hinten an einer Mehrlenkerachse geführten Räder kleben förmlich am Boden, mit Nachdruck unterstützt von kräftigen Stabilisatoren. Dabei bietet der 350Z ein fast schon langweilig ausgewogenes Fahrverhalten. Er lenkt zackig und auf den Punkt ein, bleibt immer neutral und zeigt nur bei allzu forscher Gangart einen Hauch von Übersteuern. Vom erfahrenen Sportfahrer bis zum midlifekriselden Familienvater, der sich zu seinem 50. Geburtstag auch mal einen Sportwagen gönnen will, können alle mit diesem Nissan glücklich werden.
Sauger aus dem Bilderbuch

Diesem Universalanspruch wird auch das verbaute Triebwerk mehr als gerecht: Der kurzhubige 3,5-Liter basiert auf der 60°-Motorenfamilie, die Nissan seit 1994 in vielen Modellen einsetzt. Allerdings wurde dem VQ35DE genannten DOHC-V6 eine variable Nockenverstellung spendiert. Nissan gab dieser Technologie den eingängigen Namen Continuous Variable Valve Timing Control System, kurz CVTCS.
Was sich so sperrig anhört, funktioniert in der Praxis beeindruckend gut. Über das gesamte Drehzahlband liefert der kompakte Sechszylinder Kraft. Zur Durchzugsstärke gesellt sich zudem ein kultivierter Lauf. Wer die Faszination eines Saugmotors erfahren möchte, sollte den 350Z mal Probe fahren. Hier gibt’s kein Turboloch, kein zähes Hochdrehen und keine Anfahrtsschwäche, stattdessen genüssliches Ausdrehen der Gänge bis an die 7.000/min und gleichmäßiges Beschleunigen wie am Gummiband ohne lästige Vibrationen.
Dank geringer Lastwechsel lässt sich zudem trefflich mit dem Nippon-Sportler um Kurven wuseln und steile Serpentinen erklimmen – selbst beim Almabstieg hat man so einen Mordsspaß, denn die meist verbauten Brembo-Anker müssen nur kurz angetippt werden, um die kinetische Energie in Wärme umzuwandeln. Mit einem Bremsweg von 38 Metern aus 100 km/h erreicht der 1600 Kilogramm schwere 350Z auch 18 Jahre nach seinem Erscheinen einen herausragenden Wert.
Fahrspaß für den Alltag

All diese Qualitäten – gutmütiges, sportliches Fahrverhalten, faszinierender Motor, ausgereifte und zuverlässige Technik sowie ein ordentliches Platzangebot – machen den Nissan 350Z gerade auch aus Youngtimer-Sicht so interessant. Er ist schon jetzt auf dem Weg zum Klassiker, macht im Alltag alles richtig und garantiert maximalen Fahrspaß bei geringen Kosten. Interessenten suchen am besten nach einem 350Z mit Premium-Paket, denn dann sind unter anderem elektrisch verstellbare und beheizte Ledersitze an Bord.
Vorsicht indes bei den häufig anzutreffenden getunten Exemplaren. Das Serienfahrwerk ist bereits recht straff abgestimmt, härtere Dämpfer und kürzere Federn senken den Restkomfort auf ein Minimalmaß – und sind eigentlich überflüssig, wenn man nicht gerade jedes Wochenende auf der Nordschleife unterwegs ist. Wer allerdings mehr Leistung möchte, die angegebenen 280 PS sind recht optimistisch, dem stehen mannigfaltige Möglichkeiten zur Verfügung. Vom klassischen Handwerkstuning bis zur Adaption von Turboladern ist alles möglich – auch das zu überschaubaren Kosten.