Ford Taunus 17M : Simple Konstruktion sinnvoll optimiert

Ford Taunus 17M
Simple Konstruktion sinnvoll optimiert

Inhalt von

Manchen Leuten gefällt er von vorn nicht, anderen von hinten nicht, in der Hauptsache aber wird er einmal wieder beweisen, dass man sich an alles gewöhnt. Und dass auch die scheinbar einleuchtendsten Grundsätze der Automobilarchitektur ihre Gültigkeit verlieren, wenn es darum geht, den Augen einmal wieder etwas anderes zu bieten. Alle vier Ecken für den Fahrer sichtbar, klare gerade Linien, Visierkanten - das ist die "Trapezlinie".

cW-Wert von 0,5 auf 0,4 verbessert

Man hatte sie eigentlich erst gerade entdeckt, und alle neuen Wagen des fruchtbaren Autojahrgangs 1959/60 trugen sie. Der Ford Taunus 17 M wendet ihr bereits den gerundeten Rücken zu. Mehr Innenbreite als sein Vorgänger bei gleicher Außenbreite, mehr Kofferraum, hervorragend gute Sichtverhältnisse. Also kein Rückfall, sondern ein deutlicher Fortschritt gegenüber 1939.

Ein Fortschritt auch gegenüber 1959, gegenüber der Trapezlinie? Was die vier Ecken anbetrifft, nicht: Durch das Heckfenster sieht der Fahrer nur Luft, von Visierkanten keine Spur. Vorn eine abfallende Motorhaube. Wir haben trotzdem keine Ecken angestoßen, jedoch ein bisschen aufpassen muss man schon.

Aber der Luftwiderstand: Ford Taunus 17 M alt Cw 0,50, neu 0,40. Der niedrige Luftwiderstand sorgt für niedrigere Fahrwiderstände bei hohen Geschwindigkeiten, was rein rechnerisch einen günstigeren Verbrauch ergeben muss. Das bietet die Trapezlinie nicht. Was ist nun wichtiger - einige Prozent Cw weniger oder Visierkanten?

Stoff-Plastik-Kombinationen für die Sitze

Wie in allen Ford-Wagen der letzten Jahre ist es im Ford Taunus 17 M hell und freundlich. Das Dach ist beim Deluxe mit Kunststoff, bei der Normalausführung mit einem wenig schmutzempfindlichen Gewebe ausgeschlagen. Es gibt eine große Anzahl verschiedener Stoff-Plastik-Kombinationen für die Sitze; die Polsterstoffe sind wie jedes von außen sichtbare Detail eigene Entwürfe der Kölner Styling-Abteilung, sie haben Schmiss und verraten Phantasie.

Auffällig für den Vornsitzenden sind die Raumfülle und die ungewöhnlich gute Sicht. 140 cm Innenbreite im Ford Taunus 17 M genügen, um gelegentlich drei Personen auf der vorderen Bank unterzubringen; der Mitteltunnel ist verhältnismäßig flach und stört wenig. Auf den hinteren Sitzen ist leider die beim früheren 17 M vorhandene ausklappbare mittlere Armstütze dem Rotstift des Kalkulators zum Opfer gefallen. Die einzige Möglichkeit zum Festhalten sind dort Kunststoffgriffe über den Türen, und auch die gibt es nur bei der Sonderausstattung.

Zu kleiner Tacho

Tachometer, Uhr und das kombinierte Gerät für Anzeigeleuchten, Benzinstandzeiger und Wasserthermometer sind rund. Wir haben durchaus etwas für runde Instrumente übrig, aber das Tachometer des Ford Taunus 17 M scheint uns - aus Platzgründen - etwas zu klein ausgefallen zu sein. Es lässt sich nicht besonders gut ablesen, auch die roten Punkte bei 50 und 100 km/h könnten deutlicher sein.

Die Sicht - wir sagten es schon - ist hervorragend und trägt sehr viel zum unbeschwerten Fahrgefühl bei, das man im neuen Ford Taunus 17 M hat. Trotz der weit nach oben ins Dach gezogenen Frontscheibe besteht keine Blendgefahr durch Sonne oder hellen Himmel, weil die Sonnenblenden (gepolstert und rechts beim Deluxe mit Spiegel) entsprechend breit gehalten sind.

Der Innenraum des Ford Taunus 17 M ist hübsch und gut ausgestattet. Betrachtet man die Einzelheiten auf die Qualität der Verarbeitung hin, ist zu vergegenwärtigen, dass man es mit einem preisgünstigen Fahrzeug aus großer Serie zu tun hat. Nicht alles passt fugenlos aneinander, nicht jede Klebe- oder Schweißstelle ist hundertprozentig exakt. Wenn man sich mit Ford-Ingenieuren unterhält, dann weisen sie immer wieder darauf hin, dass sie ihre Aufgabe nicht darin sehen, technische Glanzleistungen zu schaffen.

Simple Achskonstruktion

Alle anderen vergleichbaren deutschen Wagen haben zum Beispiel aufwendigere Hinterachskonstruktionen - Ford und Opel bleiben bei der starren, an längs liegenden Blattfedern aufgehängten Achse. Man will nicht mehr Aufwand treiben, als unbedingt nötig ist. Konservative Technik sinnvoll optimiert Die wichtigsten Ziele in dieser Richtung waren beim neuen 17 M: Gewichtsverminderung, Luftwiderstandsverminderung, Komfortverbesserung. Bedienungserleichterung.

Im Prinzip wurde nichts geändert, aber de facto blieb nur eines unverändert beim Ford Taunus 17 M - der Motor. Alles andere wurde revidiert. Die Bodengruppe (mit durchgehenden Längsträgern), Fundament der selbsttragenden Karosserie, wurde umkonstruiert, die Vorderachse neu ausgelegt, die Hinterachse überarbeitet. Die Blattfedern hinten und die McPherson-Federbeine vorn wurden beibehalten, die Federbeine jedoch in Hinsicht auf Verminderung von Gewicht und innerer Reibung überarbeitet. Die gesamte Federung wurde weicher, offenbar wurden auch die Federwege länger.

Ford Taunus 17 Mmit leichtgängiger Lenkung

Viel Aufmerksamkeit widmete man zudem der Lenkung, die in ihrer Funktion unverändert blieb, aber auf höchste Leichtgängigkeit gebracht wurde, und der Schaltung mit einem völlig neu konstruierten Gestänge. Den Motor des Ford Taunus 17 M hatte man vor Jahresfrist einer Überarbeitung unterzogen: Er erhielt einen neuen Zylinderkopf. Doch inzwischen wurde die Verdichtung wieder leicht reduziert, Leistungs- und Drehmomentverlauf blieben unverändert. Fahrgefühl und Fahrleistungen. Fahrgefühl nennt man die Summe der Eindrücke, die sich beim Fahren ergeben.

Auf das Fahrgefühl wirken sich viele verschiedene Dinge aus: Federung, Geräusche, Sichtverhältnisse, Temperament des Motors, Lenkung, Kurvenverhalten. Es gibt Autos, in denen hat man das Gefühl, dass sie sich vorwärtsquälen, obwohl sie gar nicht so langsam sind. Es gibt andere Autos, in denen das Fahren einen leichten, eleganten Schwung zu haben scheint, der keineswegs nur durch günstiges Leistungsgewicht zu erklären ist. Zu dieser Kategorie gehört der neue Ford Taunus 17 M P3.

Exaktes, sauberes Fahrverhalten

Die Aufmerksamkeit, die Lenkung und Schaltung des neuen Ford Taunus 17 M zuteil wurden, hat sich gelohnt. Es gibt nur ganz wenige Wagen, die sich so mühelos fahren lassen. Die Lenkung ist zwar nicht sehr direkt (3,5 Lenkradumdrehungen), aber sie ermöglicht dennoch ein exaktes, sauberes Fahren, das auch auf kurvenreichen Straßen mehr Freude als Mühe bereitet. Zudem hat der Wagen ein völlig neutrales Fahrverhalten und macht keine Korrekturen nötig - selbst enge Passkehren lassen sich leicht bewältigen. Auch auf losem Untergrund schiebt der Ford nicht vorn weg, wozu der 17 M P2 etwas neigte.

Die Schaltung des Ford Taunus 17 M ist der Lenkung an Mühelosigkeit völlig ebenbürtig. Es fehlt in ihr jegliche Elastizität (bei den meisten Lenkradschaltungen hat man das Gefühl, dass sich das Gestänge irgendwo verbiegt), sie arbeitet völlig glatt und leicht, federt nicht und hakt nicht. Die Schaltwege sind nicht extrem kurz, aber der Hebel ist in jeder Stellung mühelos zu erreichen und zu betätigen. Durch die Leichtigkeit des Fahrens nimmt der neue 17 M jeden schon auf den ersten hundert Metern für sich ein.

Die Federung ist weich und gut gedämpft, sie gibt dem Fahren etwas gleichmäßig Fließendes. Der Motor schließlich spricht auf das Gasgeben sehr unmittelbar an, beschleunigt kräftig und vermittelt dem Fahrer das Gefühl, eine große Kraftreserve zur Verfügung zu haben. Seine Elastizität ist bei dem leichteren Ford Taunus 17 M noch eindrucksvoller geworden - wer nicht gern schaltet, wird mit diesem Motor auch beim Dreiganggetriebe restlos glücklich sein.

Bessere Fahrleistungen dank besserer Aerodynamik

Da wären zunächst die Fahrleistungen. Die Gewichtsverminderung und die strömungsgünstige Form schufen die Voraussetzungen dafür, dass der neue Ford Taunus 17 M bei gleicher PS-Zahl mehr leisten kann als sein Vorgänger. Die Messungen bestätigten das in vollem Umfang. Mit einer Spitze von 138 km/h war unser Testwagen genau 10 km/h schneller als sein Vorgänger. Von 0 auf 100 km/h war er mit 20 Sekunden 2,5 s schneller, im Bereich über 100 km/h war die Überlegenheit noch deutlicher.

Ford gibt die Höchstgeschwindigkeit mit 135 km/h an. Zudem wird betont, dass nicht die höhere Geschwindigkeit, sondern bessere Wirtschaftlichkeit der Sinn der Stromform sei. Schon daraus geht hervor, dass das Autobahn-Reisetempo mit dem Ford Taunus 17 M bei 120 km/h liegen sollte und man nicht den Ehrgeiz haben sollte, ihn als schnellen Wagen zu nutzen. Hierzu fehlen auch dem Fahrwerk die Voraussetzungen.

Die Bremsen, sonst angenehm und verlässlich, sind bei hohem Tempo nur gerade noch ausreichend. Wenn man - was sich schon des Verbrauchs wegen empfiehlt - etwas unterhalb der Höchstgeschwindigkeit bleibt, ist das Fahren auch bei hohen Dauergeschwindigkeiten durchaus komfortabel. Die Federung des Ford Taunus 17 M schluckt Unebenheiten jeder Stärke recht gut, besonders auf langen Bodenwellen bleibt der Fahrzeugkörper vorbildlich ruhig, während kurze Stöße - zum Beispiel Autobahn-Querfugen - deutlicher durchkommen.

Billigster Ford Taunus 17 M kostete 6.645 Mark

Obwohl nach der komfortablen Seite ausgelegt, zeigt der neue 17 M ein Respekt heischendes Fahrverhalten an den Tag. Auch auf schlechten Straßen ist das Kurvenverhalten gut, es kommt trotz der weichen Federung selten vor, dass die Starrachse zu leichtem Versetzen neigt. Federung und Straßenlage zeigen, dass sich auch mit simplen Mitteln sehr viel erreichen lässt. Der Verbrauch bereitete keinerlei Überraschungen. Wir benötigten fast das Gleiche wie mit dem 17 M P2, waren aber deutlich schneller unterwegs mit viel höheren Reiseschnitten.

Kurz noch zu den verschiedenen verfügbaren Ausführungen: Die billigste ist der Zweitürer mit dem 55 PS starken 1,5-Liter für 6.645 Mark, die teuerste der 1,7-Liter-Viertürer in Deluxe-Ausstattung mit 7385 Mark. Hinzu kommt demnächst noch der Ford Taunus 17 M TS mit Luxusausstattung, 70 PS und aufgebohrtem 1,8-Liter-Motor. Natürlich muss man den neuen 17 M in seiner Klasse beurteilen.

Der Ford Taunus 17 M kann kein Wunderauto sein und Ansprüche erfüllen, für die man sonst das Doppelte bezahlen muss. Man muss ihn neben Mercedes 220 S und Peugeot 404 zu den interessantesten Neuerscheinungen der letzten Zeit zählen, auch wenn er keine technischen Sensationen bietet. Im Preis schlägt er seine Kontrahenten deutlich. Und dafür muss man es ihm nachsehen, dass sein Finish nicht in jedem Detail eine Spitzenleistung darstellt.