Datsun 240Z (1969-74): Kaufberatung und Fahrbericht

50 Jahre Datsun 240Z
Die Geschichte mit Graf Goertz und der Fairlady

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Der Datsun 240 Z , ein Sportwagen aus dem Lastwagen-Konzern Nishon Sangyo, kurz und aussprechbar als Nissan bekannt, war bei seinem Debüt im Oktober 1969 auf der Tokyo Motor Show die Sensation. Der Datsun 240 Z schlug wie ein Gewitter ein, vor allem die amerikanischen Motorjournalisten von Road & Track und Car and Driver waren wie vom Donner gerührt.

Ein Sportwagen, auf den das Warten lohnt

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Nissan

Okay, zwei Jahre zuvor gab es den Toyota 2000 GT. Diese rassige Autoschönheit, von Yamaha in homöpathischer Dosis von nur 357 Exemplaren gebaut, war ein teurer Sushi-Teller mit sechs Zylindern an zwei obenliegenden Nockenwellen. Doch er machte nicht satt, weil ihn sich nur eine Elite leisten konnte. Der Datsun 240 Z setzte dagegen auf profitable Großserie, den größten Sportwagenmarkt der Welt im Visier, den er wie maßgeschneidert bediente. "Ein E-Type zum Preis eines MGB. Es lohnt sich, sieben Monate auf ihn zu warten", schrieb Road & Track enthusiastisch. Nur 3.526 Dollar kostete der zweisitzige Datsun 240 Z damals ohne Extras – ein Sportwagen zum Schnäppchenpreis..

Ein Wetterleuchten ging der attraktiven Datsun Fairlady Z, wie sie in Japan nach dem Musical auf fernöstlichem Schauplatz getauft wurde, jedoch voraus. Neben sättigender Hausmannskost, für den anspruchslosen amerikanischen Geschmack portioniert, bereitete Nissan schon sieben Jahre vor dem Datsun 240-Z einen sportlich-rustikalen Roadster nach würzigem MGB-Rezept zu – den Datsun Sport 1500, später als 1600 und 2000 lieferbar.

Datsun korrigierte Goertz-Design

0406 Albrecht Graf Goertz

Eine andere Beauty auf dem Weg zur Miss Japan 1969 hörte auf den Namen Silvia. Albrecht Graf Goertz, der vielseitige Industriedesigner und Schöpfer des BMW 507, schneiderte Silvias tailliertes Kleid, das der zierlichen Figur der Japanerin ausgesprochen schmeichelte. Silvias Rendezvous mit dem adligen Karosserie-Couturier aus Deutschland begann 1965. Die Japaner waren vom Zauber der schönen Exotin begeistert und nannten sie Fairlady-Coupé.

Der Datsun 240Z – Miss Z -, ihre jüngere und größere Schwester, zeigt ähnlich aparte Züge. Eine lang gezogene Frontpartie mit leichter Pfeilung, große Radausschnitte und zierliche Seitenfenster im niedrigen Dachaufbau. Kein Wunder, schließlich kümmerte sich der deutsche Graf um Maske und Kostüm des Datsun 240 Z. Doch das Rückendekolleté variierte entscheidend – Silvia mit hochgeschlossener Stufe, Miss Z wiederum mit weit ausgeschnittenem Fastback.

Graf Goertz kombinierte im Prototypenstadium des Datsun 240 Z geschickt Stilelemente der Split-Window Corvette mit solchen des Jaguar E-Type. Zuerst sollte der Datsun 240 Z Klappscheinwerfer bekommen, doch Goertz Vertrag mit Nissan lief 1965 aus. Die Japaner führten das Projekt in eigener Regie weiter, strafften die bauchigen Vorderkotflügel und schufen eine kantigere Front mit zurückversetzten Rundscheinwerfern.

Später beim Debüt des Datsun 280 ZX, den Goertz heftig kritisierte, sollte es noch zum Streit zwischen dem Designer und Nissan wegen der Urheberrechte am Datsun 240 Z kommen. Goertz entwaffnete die Japaner mit der knappen Bemerkung: "Sie haben das Auto gebaut, aber ich zeigte Ihnen wie."

Innenraum mit Kunstleder und Kunststoff

Datsun 240 Z und sp�tere Z-Modelle
Nissan

Der Datsun 240 Z strahlt im leuchtenden Orange des figurbetonten Lackkleides. Vor 21 Jahren ist Miss Z von Japan in die USA ausgewandert, jetzt möchte sie in Deutschland leben. Dort, wo man den Datsun 240Z kaum kannte, allenfalls die jüngere Schwester 260Z – ein Zweipluszwei mit dem gleichen kecken Hüftschwung, aber im Ganzen nicht so wohl proportioniert wie der Datsun 240Z. Miss Z wirkt fast jungfräulich, ein Chirurg mit goldenen Händen tilgte die Spuren der Jahre. Der Datsun 240 Z hat uns zum Rendezvous eingeladen, zwei Wochen dürfen wir mit ihm verbringen. Wir möchten ihn kennen lernen, den hier zu Lande nahezu unbekannten Exoten. Am besten hinter dem tiefgeschüsselten Lenkrad mit dem dünnen Kranz aus Holzimitat.

Innen zeigt sich die Lady nicht ganz geschmackssicher. Die Datsun 240 Z-Mode ist eher von C&A als von Jil Sander. Zwar überwiegen ein schlichtes, funktionelles Schwarz, aber die Cockpit-Kunststofflandschaft mit den wenig profilierten Kunstledersitzen wirkt wie Massenkonfektion. Die Garderobe des Datsun 240 Z könnte aus einem Ford Mustang stammen, von britischer Sportwagenkultur künden allenfalls die vielen Rundinstrumente. Holz und Leder: Fehlanzeige. Hingegen sitzt der Chauffeur hervorragend, weil die niedrige Position hinter dem steilen Datsun 240 Z-Lenkrad wie angegossen passt.

Reihensechszylinder mit 130 PS

Eine Prise Choke, und der stämmige Reihensechszylinder des Datsun 240 Z, den der Autohersteller Prince einst als Mitgift in die Ehe mit Nissan einbrachte, bellt mit aggressivem Ton los. Very british ist die Schaltung, der mit einer neckischen Echtlederschleife verzierte Schalthebel sucht sich beinahe wie von selbst seinen Weg durch die engen, kurzen Gassen des Getriebes, hohe Präzision wird dabei fühlbar. Der Datsun 240 Z-Fahrer hat das angenehme Gefühl, während des Schaltens für einen kurzen Moment Teil des Antriebsstrangs zu sein.

Datsun 240 Z und sp�tere Z-Modelle
Nissan

Miss Z liebt das Direkte. Sie sagt, was sie will unverblümt und antwortet prompt – nichts bleibt im Unklaren. Auch nicht bei schneller Kurvenfahrt. Sie gibt sich burschikos und kumpelhaft. Das elegante Kleid des Datsun 240 Z täuscht, sie fährt sich, als ob sie Jeans und Stiefel tragen würde. Sie ist nicht leise, nie, aber auch nicht vulgär im Ton. Sie klingt lebensfroh und mitreißend in allen Tonlagen des Drehzahlbands. Der Datsun 240 Z-Sechszylinder, der seine Stimme stets erhebt, sieht wie der Mercedes-Motor in der Pagode aus und ist auch so konstruiert.Eine obenliegende Nockenwelle, parallele Ventile, kein Querstromkopf, Ein- und Auslass liegen auf der gleichen Seite. Er ist ein Bauernmotor, trotzdem bringt er es auf 130 PS und dreht willig bis 6.000 Touren und darüber. Dann faucht er bedrohlich, und beim Gaswegnehmen grummelt es im Auspuff.

So fährt der Datsun 240Z

Ihr kleiner Sprachfehler ist das Getriebesingen, aber auch das mutet britisch an. Es schwingt ständig mit, als sei die Schrägverzahnung noch nicht erfunden. Hilft dickeres Getriebeöl? Miss Z lässt sich wunderbar führen, die Datsun 240 Z-Zahnstangenlenkung reagiert sehr direkt und präzise. Servo hat sie nicht nötig, sie ist schlank (sie wiegt nur 1.060 Kilogramm) und sportlich. Sie mag Kurven, auch schnell gefahrene, kommt dabei nie aus dem Gleichgewicht. Sie hat gute Gene mitbekommen, sogar eine hintere Einzelradaufhängung mit Federbeinen und Querlenkern, ungewöhnlich aufwendig für eine Japanerin der späten Sechziger.

Auch hier eifert der Datsun 240 Z dem Vorbild Jaguar E-Type nach. Aber die hinteren Scheibenbremsen hat der Rotstift gekillt, wie gesagt: 3.526 Dollar. Nach Deutschland kam der Datsun 240 Zerst 1973, dort war er anspruchsvoller. Erst ab 17.600 Mark konnte man der Liebhaber von Miss Z werden. Es war Liebe bei Tageskilometer 207. Da hatte sie mich erobert. Und es störte mich nicht mehr, dass sie eine Bürgerliche ist. Sayonara Miss Z, es war schön – wann sehen wir uns wieder?